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Hurrikan trifft auf US-Küste
Ian nimmt Kurs auf South Carolina – Biden ruft Notstand aus

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Hurrikan Ian hat nach den schweren Verwüstungen im US-Staat Florida nun Kurs auf die nächste US-Küste genommen. Noch vor seinem für Freitag erwarteten Auftreffen auf Land in South Carolina erklärte US-Präsident Joe Biden den Notstand für den Staat. Bundesbehörden seien damit angewiesen worden, die dortige Regierung und örtliche Stellen bei Hilfs- und Rettungsarbeiten zu unterstützen, teilte das Weisse Haus am späten Donnerstagabend (Ortszeit) mit.

Das Nationale Hurrikanzentrum warnte am frühen Freitagmorgen in seinem Lagebericht vor lebensbedrohlichen Sturmfluten entlang der Küste von South Carolina sowie vor Regen und Überschwemmungen auch im nördlichen Nachbarstaat North Carolina sowie im Süden des angrenzenden Staates Virginia.

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Auf seinem Weg Richtung Norden gewann «Ian» seit Donnerstag weiter an Stärke, wie das Nationale Hurrikanzentrum weiter mitteilte. Demnach erreichten seine maximalen Windgeschwindigkeiten zuletzt 140 Kilometer pro Stunde, das entsprach weiter der Kategorie eins von fünf.

Als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie 4 war Ian am Mittwoch mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde in Florida auf Land getroffen. Bei seinem Zug quer über den südlichen Bundesstaat hinterliess er Zerstörungen und Überschwemmungen. Auf dem Weg durch Florida schwächte er sich zu einem Tropensturm ab, über dem Meer wuchs er aber wieder zu einem Hurrikan der Stärke eins an.

«Wir haben noch nie eine solche Überschwemmung gesehen»

Ian dürfte nach Angaben von Floridas Gouverneur Ron DeSantis auf die Liste der fünf schwersten Hurrikans in Florida kommen.  «Wir haben noch nie eine solche Überschwemmung gesehen», sagte DeSantis. «Wir haben noch nie eine Sturmflut dieser Grösse gesehen.» Bislang gebe es zudem nur einen ersten Überblick über das Ausmass der Schäden. In der Stadt Naples standen ganze Viertel unter Wasser. Fernsehbilder von dort zeigten komplett überschwemmte Strassen, in denen Autos trieben. Auch in Fort Myers glichen mehrere Stadtteile Seengebieten.

In Fort Myers wurden mehrere Stadtteile überschwemmt. (29. September 2022)

Die Behörden hielten sich am Donnerstag mit Schätzungen zur Zahl der mutmasslichen Todesopfer zurück – hatten aber keine Zweifel, dass der Hurrikan Menschenleben gekostet hat. «Wir erwarten absolut, dass es Todesfälle gab», sagte DeSantis am Donnerstagabend. Bisher gebe es aber keine bestätigten Zahlen. 

Wie der Sender CNN sowie Vertreter verschiedener örtlicher Behörden am Donnerstag berichteten, wurden mindestens zwölf Menschen durch den verheerenden Sturm getötet.

In mehr als 700 Fällen seien in Not geratene Menschen gerettet worden, sagte DeSantis. Unter anderem war die Küstenwache mit Hubschraubern unterwegs, um Menschen von Häuserdächern zu bergen. Mehr als 2,6 Millionen Haushalte waren ohne Strom, im Laufe des Donnerstags wurde für mehr als 350’000 die Energieversorgung wieder hergestellt, wie der Gouverneur sagte. An der Insel Sanibel Island wurde die Brücke zerstört, die sie mit dem Festland verbindet.

Feuerwehrleute in Orange County, Florida, evakuieren Menschen mit einem Boot aus ihren Häusern. (29. September 2022)

Behörden warnten Bewohner überfluteter Gebiete vor Gefahren im Wasser wie Schadstoffe aus der Kanalisation, Chemikalien – oder auch Alligatoren. Auch unterbrochene Strom- und Gas-Leitungen könnten Menschenleben kosten. Auf Hubschrauber-Aufnahmen waren brennende Häuser zwischen überfluteten Strassen zu sehen oder Grundstücke, von denen die Gebäude komplett weggeschwemmt wurden. In Fort Meyer landeten schwere Betonblöcke von einem Pier zwischen Wohnhäusern.

Laut DeSantis werde es manchen Orten Jahre dauern, wieder aufzubauen, was der Sturm zerstört oder beschädigt habe. «Dies wird ein sehr, sehr langer Prozess sein.»

Die Pfähle vom Fort Myers Beach Pier sind alles, was übrig geblieben ist, nachdem der Hurrikan  durch das Gebiet gezogen ist. (29. September 2022)

«Dies könnte der tödlichste Hurrikan in der Geschichte Floridas sein»

Auch US-Präsident Joe Biden befürchtet, dass Hurrikan Ian im Bundesstaat Florida zahlreiche Menschenleben gefordert hat. «Dies könnte der tödlichste Hurrikan in der Geschichte Floridas sein», sagte Biden am Donnerstag in Washington bei einem Besuch in der Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde Fema. «Die Zahl der Opfer ist noch unklar, aber wir hören erste Berichte über möglicherweise erhebliche Verluste an Menschenleben.» 

Die Lage sei weiter gefährlich, mahnte Biden. «Wir erleben weiterhin tödliche Regenfälle, katastrophale Sturmfluten, überflutete Strassen und Häuser», sagte er. «Wir sehen Millionen von Menschen ohne Strom – und Tausende, die in Schulen und Gemeindezentren Schutz suchen.» Diese Menschen fragten sich, was übrig bleibe von ihrem Zuhause oder ob sie überhaupt noch ein Zuhause haben würden.

US-Präsident Joe Biden (r) besucht die nationale Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe in Washington D.C. gemeinsam mit der Leiterin der Katastrophenschutzbehörde Deanne Criswell (l.) und dem Staatssekretär für Heimatschutz Alejandro Mayorkas (Mitte). (29. September 2022)

Die Leiterin der Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, sagte: «Hurrikan Ian wird ein Sturm sein, über den wir noch jahrzehntelang sprechen werden.» Die nächsten Tage würden schwierig, es gebe viele komplexe Probleme zu lösen bei den Einsätzen im Sturmgebiet. Es gebe noch keine genaue Einschätzung zu den Schäden. «Aber es wird katastrophal sein.» Ihre Behörde stelle sich darauf ein, dass Tausende Familien nicht in ihre Häuser zurückkehren könnten und vorübergehend eine Bleibe bräuchten.

Vor der Küste Floridas sank ausserdem am Mittwoch ein Flüchtlingsboot, 20 Menschen galten nach Angaben der US-Küstenwache als vermisst. Drei Menschen konnten aus dem Wasser gerettet werden, vier Kubaner schafften es schwimmend an Land. Die Suche nach den Vermissten wurde am Donnerstag fortgesetzt, wie die Küstenwache mitteilte.

Ian hatte Florida am Mittwochnachmittag kurz nach 15 Uhr erreicht. Er schwächte sich in der Folge deutlich ab und war zuletzt ein Tropensturm. Das US-Hurrikanzentrum NHC warnte aber weiter vor «lebensbedrohlichen, katastrophalen» Sturmfluten, starkem Wind und Regen.

Hurrikan Ian vom All aus gesehen.

Im Vorfeld des Wirbelsturms hatten Experten dramatische Warnungen ausgesprochen, für 2,5 Millionen Einwohner Floridas galt eine verpflichtende Evakuierungsanordnung. Der Leiter des Nationalen Wetterdienstes, Ken Graham, bezeichnete Ian als Sturm, «über den wir noch jahrelang reden werden». Der Flugverkehr an den Flughäfen Tampa und Orlando wurde eingestellt.

Grosse Zerstörung in Kuba

Nach Florida bereiteten sich die US-Südstaaten Georgia und South Carolina auf Ian vor. Zuvor waren durch den Hurrikan in Kuba mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Durch den Sturm fiel in dem Karibikstaat am Dienstag landesweit der Strom aus. Bis Mittwoch konnte die Stromversorgung in Teilen der Hauptstadt Havanna und mehreren Provinzen wiederhergestellt werden. Die am schwersten betroffenen Regionen im Westen des Landes sassen jedoch weiter im Dunklen.

Eine Frau wartet in den kubanischen Provinz Pinar del Rio auf den Bus. Dahinter ist ein zerstörtes Haus zu sehen. Die Region wurde besonders stark vom Hurrikan getroffen. (27. September 2022)

Wissenschaftlern zufolge führt die vom Menschen verursachte Erderwärmung zu einer steigenden Zahl und höheren Intensität von Tropenstürmen und Wirbelstürmen. Studien deuten zudem auf einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer extrem raschen Intensivierung von Tropenstürmen hin, bei der ein relativ schwacher Tropensturm binnen 24 Stunden Hurrikan-Kategorie 3 oder mehr erreicht.

UNO-Generalsekretär António Guterres bezeichnete Ian als «ein weiteres Beispiel dramatischer Klima-Aktivitäten, wie wir sie auf der ganzen Welt mit zunehmender Frequenz und zunehmender Zerstörung sehen».

SDA/AFP/red