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Shuttle im Zoo Zürich
So zügeln Flamingos

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)
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Zügeln ist stressig. Auch für Flamingos. Doch manchmal lässt sich das nicht vermeiden. Am Montagmorgen mussten im Zoo Zürich 58 Flamingos von ihrem jetzigen Standort im Pantanal (gegenüber dem Restaurant) auf die Vogelwiese umziehen.

Das sind zwar nur 120 Meter Fluglinie, doch fliegen können die Flamingos eben nicht, weil ihre Flügel gestutzt sind. Also ein Zügelauto? Das konnte nicht zufahren.

Dann eben die kurze Strecke laufen, heisst stelzen. Zoo-Mediensprecher Dominik Ryser verdreht die Augen, denn die aufgeschreckten Vögel wären bestimmt überall herumgehühnert. «Wir hätten sie wohl im ganzen Zoo zusammensuchen müssen.»

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

So entschied man sich für einen individuellen Shuttleservice. Fünfzehn Tierpflegerinnen und Tierpfleger schnappen sich jeweils einen Vogel. Kopf nach hinten, Beine nach vorn, sanfter Druck um den Bauch. Nach anfänglichem Geschnatter halten die meisten still.

Manche wiegen mit den Hälsen sanft im Rhythmus der Schritte ihres menschlichen Transporters, einige wenige schauen sich neugierig um. Da gibt es ja eine Welt ausserhalb meines Teiches! Und wieder andere lassen den Kopf hängen. Augen zu und durch.

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Auch beim Zügelteam ist durchaus Stress auszumachen. «Für uns alle ist das ungewohnt», sagte Peter Vogel, der als Fachspezialist im Pantanal für die Flamingos zuständig ist. «Für die Flamingos und für uns.»

Die Vögel sind zwar nur etwa zweieinhalb Kilo schwer, aber wegen des dichten Gefieders nicht so gut fassbar. Und wenn sie mit den langen Beinen zappeln, wird es schwierig, sie zu stabilisieren. Sediert hat man die Tiere nicht, das tue man nur in Notfällen.

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Die erste Gruppe ist auf der Vogelwiese angekommen. Dort geraten zuerst einmal die Schellenten und Rothalsgänse in Aufregung. Sie schimpfen und flattern. Niemand hat sie gefragt, ob sie damit einverstanden seien, ihren Teich und ihre Wiese mit diesen hochstelzigen rosa Verwandten zu teilen.

Vorsichtig setzt eine Tierpflegerin den ersten Flamingo, die ausgestreckten Beine voran, auf den Boden. Der flattert, sie lässt ihn los, er spurtet überhastet in die hinterste Ecke des unbekannten Geländes.

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Zwei verheddern sich vor Aufregung im Gebüsch, manche stolpern vor lauter Eile, rappeln sich wieder hoch, schütteln sich kurz und stelzen etwas vorsichtiger weiter.

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Bereits steht ein Dutzend in der hinteren Ecke, manche ordnen sich ihr Gefieder, da biegt der nächste Ankömmling überraschend ab. Platsch, und er gondelt im Wasser. Ein Bild von Eleganz und Ruhe. Etwas später gesellt sich ein Zweiter – eine Zweite? – zu ihm.

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Laut Zoo-Direktor Severin Dressen haben die Flamingos im Pantanal kürzlich mit der Balz angefangen. Er ist gespannt, wie sich der Umzug auswirkt. «Neuer Ort, neues Glück? Oder vielleicht genug Aufregung für eine Weile.» Auf alle Fälle hat das Zoopersonal vorgängig ein paar Bruttöpfe aus Lehm auf der Insel angebracht. «Um sie zu animieren», sagt Dressen.

Ansonsten brauchte es keine grossen Anpassungen auf der Vogelwiese. Teilweise wurde eine Bodenheizung eingebaut, damit das Wasser im Futterbereich auch im Winter nicht zufriert.

Es ist aber nicht die Kälte, die den Flamingos zu schaffen machen würde, sondern das Eis, an dem sie sich verletzten könnten, erklärt Dressen. Flamingos sind ohnehin ziemlich widerstands- und anpassungsfähige Vögel. Und sie werden in Zoos locker mehr als fünfzig Jahre alt. Vor kurzem meldete der Zoo Berlin, dass ihr Rosaflamingo Ingo in seinem 76. Lebensjahr gestorben sei.

Zügeln gut überstanden

Nach einer Stunde sind alle 58 Flamingos in ihrem neuen Zuhause angekommen. Alle scheinen die Aufregung gut überstanden zu haben. Ganz selbstverständlich ist dies nicht, denn diese Art Vögel neigen dazu, bei Stress zu hyperventilieren, was für sie tödlich sein kann.

Die Flamingos zuegeln in ein anderes Gehege im Zoo Zürich
11.03.2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Weshalb hat man sie denn überhaupt diesem Zügelstress ausgesetzt? Im Bereich ihres bisherigen Standorts entsteht bis zum Frühling 2028 eine riesige Voliere. Die Anlage wird 11’000 Quadratmeter gross und in vielen Bereichen neue Massstäbe setzen.

Die Flamingos werden diese neue Voliere mit vierzehn weiteren, zumeist gefährdeten Arten teilen. Und sie erwartet eine neue Aufregung: Fliegen. Denn ab dann werden ihnen die Flügel nicht mehr gestutzt, da sie in dem 35 Meter hohen Luftraum durch die Luft schwärmen können.

Rendering Pantanal Volieren; Visualisierung; Sicht auf Turm; Ameisenbär, Flachlandtapir, Chileflamingo, Hyazinthara, Roter Ibis, Sonnensittich