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Klassiker mit Brad Pitt zensuriert
«Fight Club» erhält in China ein neues Ende – und jetzt gewinnt der Staat

Filmikone der 90er-Jahre: Brad Pitt als Tyler Durden.  
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David Finchers «Fight Club» war wegen seiner Ästhetik und der gesellschaftskritischen Aussage einer der Kultfilme der 1990er-Jahre. Einige Zitate und Bilder der düsteren Satire rund um Brad Pitts anarchischen Haudrauf-Verein sind im Gedächtnis mancher Zuschauer haften geblieben. So zum Beispiel die letzte Szene. Das Pixies-Lied «Where is my mind?», ertönt und ein Bankgebäude nach dem anderen endet vor den Augen von Edward Norton und Helena Bonham Carter in Schutt und Asche. Der angekündigte Plan der Terrorgruppe «Project Mayhem», die moderne, kapitalistische Gesellschaft zu Fall zu bringen, scheint aufzugehen.

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In China hat das Ende nun offenbar die Zensur auf den Plan gerufen. Denn die neue, auf dem Streaming-Dienst Tencent Video verfügbare Version hat eine ganz andere Ausrichtung als das Original. Statt explodierenden Wolkenkratzern sehen die Zuschauer am Ende den Text: «Die Polizei hat den ganzen Plan schnell durchschaut, alle Verbrecher verhaftet und erfolgreich verhindert, dass die Bombe explodiert.»

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Doch damit nicht genug: Es steht auch, dass Tyler (Durden) zur psychologischen Behandlung in eine «Irrenanstalt» eingewiesen und erst 2012 wieder entlassen wurde. Nur: Tyler Durden (Brad Pitt) ist im Film bloss ein imaginäres Alter Ego des Erzählers (Edward Norton), eine Art innerer Zorn.

«Beim Paten sässen alle im Gefängnis»

Das neue Ende, in dem der Staat triumphiert, löste bei vielen chinesischen Zuschauern und Zuschauerinnen Empörung aus. «Das ist zu unverschämt», schimpfte ein Film-Fan auf Tencent Video. «Das zeigt uns, dass sie nicht nur Szenen löschen, sondern auch die Handlung ergänzen», schrieb ein Nutzer auf Chinas Social-Media-Plattform Weibo. «Bei Ocean 11 hätten sie alle verhaftet und beim Paten sässe die ganze Familie im Gefängnis», mokierte sich ein anderer Nutzer. Ob die staatliche Zensur das alternative Ende anordnete, ist unklar. Tencent äussert sich nicht zum Fall.

Zwei der bekanntesten Schauspieler der 90er-Jahre: Brad Pitt und Edward Norton in «Fight Club». 

«Vice» vermutet, der Film sei vom Inhaber der Rechte bearbeitet und dann von der Regierung genehmigt worden, ehe er an Streaming-Sites verkauft wurde. Der chinesische Verleger des Films, Pacific Audio & Video Co., sei eine Tochtergesellschaft des staatlichen Guangdong TV.

Es kommt aber auch vor, dass Hollywood-Studios alternative Fassungen veröffentlichen, um Pekings Zensurbestimmungen zu umgehen und sich so einen Zugang zum lukrativen chinesischen Markt zu verschaffen. So wurden in China laut der Agentur AFP zum Beispiel mehrere Szenen des Films «Bohemian Rhapsody» gestrichen, in denen die Homosexualität von Queen-Sänger Freddie Mercury Thema ist.

Unter Präsident Xi Jinping haben die chinesischen Behörden zuletzt wieder stärker darauf gedrängt, Inhalte zu zensurieren, die als gewalttätig, obszön oder unmännlich gelten. Dazu gehören auch Szenen in Filmen und Videospielen.

Auch der Roman hat ein anderes Ende

Im Fall von «Fight Club» haben aber nicht nur die Chinesen Änderungen vorgenommen. Im gleichnamigen Roman von Chuck Palahniuk, der Vorlage des Films, landet der Erzähler in der Psychiatrie. Dort wird ihm von vermeintlichen Fight-Club-Mitgliedern gesagt, dass alles nach Plan laufe und die Zivilisation bald zerstört werde.

nlu