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Charles Leclerc ständig ausgebremst
Ferrari treibt seinen eigenen Fahrer zur Verzweiflung

Könnte einen engen WM-Kampf mit Max Verstappen führen, würde sein Team nicht dauernd falsch entscheiden: Ferrari-Pilot Charles Leclerc. 
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Vielleicht braucht es die derben Worte nicht, um die Situation von Charles Leclerc zu beschreiben. Der einstige Rennfahrer Hans-Joachim Stuck wählt sie dennoch. «Charles Leclerc muss wirklich kotzen. Der ist eine arme Sau. Aber das ist eben Ferrari.» So sagt das der Deutsche bei Eurosport. Bei aller Grobschlächtigkeit: Die Worte passen zur Lage des jungen Piloten.

Ja: «Das ist eben Ferrari.» Da werden auch einmal Entscheidungen getroffen, die niemand nachvollziehen kann, der nicht ein rotes Overall trägt. Und selbst von denen verstehen es nicht alle.

Gerade haben die Italiener mit Leclerc, diesem Grosstalent mit dem filigranen Stil am Lenkrad, endlich wieder einen WM-Kandidaten in ihren Reihen; sie haben ein Auto gebaut, das gut ist für Siege; und tun am Kommandostand alles dafür, dass am Ende der Saison doch wieder Betrübtheit, Wehklagen und Selbstkasteiung herrschen in Maranello statt grenzenloser Freude.

Widerborstiger Kollege Sainz

Zuletzt trieben sie Leclerc in Silverstone an den Rand der Verzweiflung, indem sie ihn zweimal auf Teamkollege Carlos Sainz auffahren liessen. Er solle doch bitte pushen, wurde der Spanier immer wieder aufgefordert. Es gelang dem 27-Jährigen mässig. Erst als er an die Box fuhr für den Reifenwechsel, kam Leclerc vorbei. Das zweite Mal dauerte es ähnlich lange, bis der Monegasse überholen durfte. Und dann, als er den Grand Prix endlich anführte und auf dem Weg war zu seinem fünften Sieg, bremste ihn der Rennstall gleich nochmals aus.

Alpine-Fahrer Esteban Ocon hatte sein Auto auf der Strecke abgestellt, der Safety-Car kam auf die Strecke, fast alle wechselten auf frische Pneus – ausser Leclerc. Ferrari zog es vor, nur Sainz in die Garage zu beordern. Dieser ignorierte danach die Vorgabe des Teams, zehn Autolängen Abstand zu lassen auf Leclerc, um dem bemitleidenswerten Monegassen wenigstens ein bisschen Luft zu lassen. Stattdessen schoss Sainz gleich nach Verschwinden des Sicherheitswagens vorbei und zu seinem ersten Triumph.

«Was für ein toller Zweikampf mit einem sehr feinfühligen Fahrer. Eindeutig etwas ganz anderes als das, was ich letztes Jahr erlebt habe.»

Lewis Hamiltons Lob für Leclerc und Tadel für Verstappen

Sein Kompagnon kämpfte dahinter mit stumpfen Waffen einen heroischen Kampf gegen Sergio Pérez und vor allem Lewis Hamilton. «Was für ein toller Zweikampf mit einem sehr feinfühligen Fahrer. Eindeutig etwas ganz anderes als das, was ich letztes Jahr erlebt habe», lobte der siebenfache Weltmeister. Es war auch ein Seitenhieb Richtung WM-Leader Max Verstappen, mit dem er im Vorjahr in der Kurve Copse kollidiert war. «Für uns beide war es heute kein Problem, da zu zweit durchzufahren.» Letztlich war Leclerc mit seinen alten Pneus chancenlos, blieb ihm Rang 4 statt der Sieg.

Als der junge Mann mit hängendem Kopf aus seinem Auto stieg, kam Mattia Binotto zu ihm, sein Chef bei der Scuderia mit den wilden Locken auf dem Kopf. Er redete auf seinen Fahrer ein, erhob im Gespräch den Zeigefinger, es wirkte, als würde er Leclerc mahnen, ja nicht zu sehr über seine Gefühlslage zu sprechen vor den Journalisten.

Macht seinem Charles Leclerc das Fahrerleben nicht immer leicht: Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

Er wolle sich jetzt nicht gross äussern zur Strategie, sagte der 24-Jährige dann auch artig, «sondern mit dem Team diskutieren, was der Grund dafür war». Auch wolle er nicht, dass der Fokus auf ihn gelegt werde, schliesslich sei es ja der grosse Tag von Carlos Sainz. Ach ja, und Binotto habe ihn lediglich «aufmuntern» wollen.

Der Chef sieht keinen Klärungsbedarf

Der Italo-Schweizer fand hinterher, es gebe «intern nichts zu klären. Es ging mir nur darum, ihm zu sagen, dass wir die Enttäuschung verstehen und er ein fantastisches Rennen gezeigt hat». Leclercs Enttäuschung sei auch diejenige des Teams: «Wir siegen und verlieren zusammen und sind genauso frustriert über sein Ergebnis wie er.» Dabei hätte Binotto mit seinen Strategen dafür sorgen können, dass es anders gekommen wäre. Ein doppelter Reifenwechsel mit Leclerc und Sainz sei nicht möglich gewesen, sagte Binotto, weil der Abstand zwischen den Autos zu klein gewesen sei. «Wir mussten also wählen und haben uns entschieden, Carlos hereinzuholen, damit Charles die Führung behalten kann.» Das konnte er genau deshalb nicht.

«Es ist wichtig», sagte Binotto auch noch, «dass er jetzt ruhig und positiv bleibt.» Das dürfte mittlerweile selbst Leclerc schwerfallen, der mit beneidenswerter Gelassenheit und Souveränität durchs Leben schreitet. Schliesslich ist es nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass er ein Rennen gewonnen hätte, wenn am Kommandostand richtig oder für ihn entschieden worden wäre.

Am Tag nach dem Grand Prix schreibt die «Gazzetta dello Sport»: «Leclerc zahlt wieder einen hohen Preis für Maranellos Strategiefehler und verliert ein Rennen, das er bereits im Griff hatte.» Und Ex-Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg sagt bei Servus TV: «Ihm nach Monaco noch einmal so einen einzuschenken, ist bitter.»

Schon das Heimrennen vermasselt

Damals, bei seinem Heimrennen Ende Mai, dirigierten ihn die Ferraristi mit einer haarsträubenden Strategie vom ersten auf den vierten Platz. Drei Wochen später in Kanada erlebte Leclerc einen verpatzten Reifenwechsel seines Teams und preschte danach von Rang 19 auf Platz 5 vor. Er hatte nur deshalb von so weit hinten starten müssen, weil viele Teile an seinem Ferrari gewechselt worden waren. Und in Aserbeidschan und Spanien hatte der Motor versagt, als er in Führung lag.

Spanien, Monaco, Aserbeidschan, Kanada, Grossbritannien: Es waren die letzten fünf Grands Prix. Einer lief schrecklicher als der andere für Leclerc, der in diesen Tagen hofft, dass die Serie des sportlichen Grauens am Sonntag in Österreich endet. Verstappen ist ihm längst enteilt, 43 Punkte Vorsprung hat der Niederländer. Nicht auszudenken, wie eng es wäre, würde Ferrari nur die richtigen Entscheidungen treffen.

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