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Erweiterte Elternzeiten
Axa-Mitarbeitende bekommen frei bei künstlicher Befruchtung und Fehlgeburten

Frau injiziert Ovulationshormone in den Bauch mit einer Spritze, Symbolfoto.
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In Kürze:
  • Axa bietet freie Tage für künstliche Befruchtung und bei Fehlgeburten an.
  • Arbeitnehmende bei Axa profitieren von erweiterten Elternzeiten im Ernstfall.
  • Grossunternehmen fördern flexible Arbeitszeiten und Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
  • UBS, Novartis und andere offerieren längere Elternzeiten als gesetzlich gefordert.

Wer sich für Kinder entscheidet, kann bereits bei der Zeugung auf Probleme stossen: Das Paar benötigt dazu vielleicht künstliche Befruchtung. Im Verlauf der Schwangerschaft kann sich eine Fehlgeburt ergeben, oder es kommt statt eines lebenden ein totes Kind auf die Welt.

Über solche Sorgen mögen sich nur die wenigsten Arbeitnehmenden mit ihrem Arbeitgeber austauschen. Obwohl sie auch die Erwerbsarbeit belasten können. Die Versicherung Axa bezeichnet sie als «Tabuthemen», die sie deswegen bewusst sichtbar machen möchte. Und sie bietet dazu neu freie Tage an.

Frauen, die sich künstlich befruchten lassen, erhalten zu diesem Zweck zum Beispiel fünf freie Tage pro Jahr. Ist der Partner oder die Partnerin einer Frau, die sich künstlich befruchten lässt, bei Axa angestellt, sind es noch zwei freie Tage jährlich.

Eltern können bei Totgeburt volle Anzahl bezahlte Ferientage beziehen

Bei Fehlgeburten – also Totgeburten vor der 23. Schwangerschaftswoche – gewährt Axa ebenfalls fünf beziehungsweise zwei freie Tage. Wird ein Kind tot geboren, können Axa-Angestellte seit Anfang Jahr die volle Anzahl bezahlter Ferientage beziehen, die für werdende Mütter und Väter gelten. Das sind neu 22 Wochen für werdende Mütter und acht Wochen für den «Co-Elternteil».

«Als Arbeitgeberin nehmen wir unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Mitarbeitenden sehr ernst», sagt Daniela Fischer, Leiterin Human Responsibility, dazu. Dazu gehöre auch, anzuerkennen, dass Mitarbeitende auch im privaten Umfeld mit Herausforderungen konfrontiert seien. «Nur so können wir langfristig auf gesunde Mitarbeitende zählen, mit denen wir gemeinsam an unserem Erfolg arbeiten dürfen», so Fischer.

Welche Elternzeiten bieten weitere grosse Arbeitgeber?

Axa legt damit vor. Zwar weisen Helvetia, Mobiliar und Zurich, drei Konkurrenten des Versicherers, ähnlich grosszügige Elternzeiten (siehe Grafik) auf, doch wird bei Fehl- oder Totgeburten, künstlicher Befruchtung oder Gewalterfahrungen im häuslichen Umfeld meist nach individuellen Lösungen gesucht (siehe Abschnitte weiter unten).

Gesetzlich vorgeschrieben ist seit dem 1. Juli 2005 für Arbeitnehmerinnen ein Mutterschaftsurlaub von mindestens 14 Wochen. Seit 2024 gilt in der Schweiz zudem für erwerbstätige Väter beziehungsweise Ehefrauen von Frauen, die ein Kind geboren haben, ein zweiwöchiger Urlaub.

Auf eine Elternzeit von über 18 Wochen zur Erholung und zur Gewöhnung an die neuen Umstände setzen vor allem Grosskonzerne wie Nestlé, Novartis, Post, Roche und UBS – Letztere mit rekordverdächtigen 30 Wochen für Mütter und 4 Wochen für den Co-Elternteil. «Sind sowohl die Mutter als auch der Vater bei der UBS tätig», so die Medienstelle der Bank, «können sie nach den gesetzlich vorgegebenen Urlaubstagen frei wählen, wer wie viel des bezahlten Elternschaftsurlaubs bezieht.»

Novartis wiederum ist Spitzenreiterin beim Urlaub für den Co-Elternteil: Dieser erhält mit 18 Wochen gleich viel Mami- beziehungsweise Papiferien wie die Mutter. Zudem gilt die Regelung auch bei Adoptionen. Adoptiveltern geniessen bei den meisten der befragten Unternehmen gleiche oder ähnliche Vorteile wie andere Eltern.

Wer unterstützt In-vitro-Fertilisation mit Urlaub?

Hier prescht Axa klar vor. Keines der angefragten Unternehmen kennt Regelungen für Absenzen oder Probleme bei künstlicher Befruchtung. Vielmehr wird auf individuelle Lösungen, aber auch auf eine mögliche ärztliche Krankschreibung verwiesen.

Was gilt bei Tot- oder Fehlgeburten?

Bei Totgeburten müssen sich Arbeitgeberinnen und -geber an die Regelung im Erwerbsersatzgesetz halten: Danach hat eine Frau auch dann Anspruch auf Mutterschaftsurlaub, wenn das Kind tot geboren wird und die Schwangerschaft mindestens 23 Wochen gedauert hat. Der Urlaub dauert gemäss Obligationenrecht «mindestens 14 Wochen».

Die Unternehmen Swisscom, Post, Migros, Coop, Nestlé, Roche und Helvetia teilen wie Axa mit, dass sie im Falle von Totgeburten ab der 23. Schwangerschaftswoche dieselben Regeln anwenden wie im Falle einer Lebendgeburt – also einen längeren Erholungsurlaub für die Mütter gewähren als gesetzlich vorgeschrieben. Einige gewähren in solchen Fällen zudem dem Co-Elternteil freie Tage.

Bei Fehlgeburten (also Totgeburten vor der 23. Schwangerschaftswoche) gewährt unter den angefragten Unternehmen neben Axa nur Coop (fünf) freie Tage für betroffene Mitarbeitende. Axa geht darüber hinaus und bietet «betroffenen (Ehe-)Partnern und Partnerinnen» zwei freie Tage.

Welche Unternehmen helfen Arbeitnehmenden nach Gewalterfahrungen?

Einmalig unter den Grossunternehmen ist die bei Axa neu geltende Regelung, Mitarbeitenden im Falle von «häuslicher, innerfamiliärer und sexueller Gewalt» fünf freie Tage pro Jahr zu ermöglichen. Keine der befragten Firmen kennt ähnliche festgeschriebene Regeln. Meist wird auf eine mögliche Arbeitsunfähigkeit und individuelle Unterstützung verwiesen.

Axa Versicherung Logo an einem Gebäude in Bern, 21. September 2021.

Die Post etwa schreibt, sie kenne «keine speziellen bezahlten Urlaube» für Angestellte in dieser Lage, denn das Thema sei «aus Datenschutzgründen prekär». Je nach Situation würden sich die betroffenen Mitarbeitenden krankmelden. Swisscom, Coop, Zurich und Nestlé verweisen auf individuelle Lösungen und die Möglichkeit, sich an interne Beratungsstellen zu wenden.

Betreuungsurlaub, flexible Arbeitszeitmodelle: So kommen Unternehmen Eltern entgegen

Die grossen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Schweiz kennen oft weitere Unterstützungsangebote für Eltern und Familien, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Fast durchgehend werden flexible Arbeitsmodelle angeboten, und auch Hilfe bei der Kinderbetreuung etwa durch firmeneigene Kitas gehört bei vielen Grossunternehmen heute zum Standard.

Bei Coop nennt sich das entsprechende Programm «Coop Child Care», das Mitarbeitenden mit tieferen Einkommen bei der externen Kinderbetreuung finanziell unterstützen soll. Nestlé arbeitet mit einem externen Anbieter zusammen, der Angestellte bei der Suche nach Kinderbetreuungslösungen oder Nannys, aber auch bei der Pflege von nahen Angehörigen unterstützt.

Bezahlte Abwesenheiten für die Betreuung kranker Kinder und Familienangehörigen haben etwa die Post, aber auch andere Unternehmen im Angebot. Der Grosskonzern Nestlé leistet sich an mehreren Standorten sogenannte «co-working kids-friendly areas», in denen Eltern ihre Kinder für einige Stunden zur Arbeit mitnehmen können. Und der Basler Pharmariese Roche stellt Müttern mit Kindern im ersten Lebensjahr Räume für das Stillen zur Verfügung, wobei die Stillzeit als Arbeitszeit gelte.

Die Schweizer Unternehmen mit der grössten Beschäftigtenzahl gehen damit in vielen Punkten der Elternförderung voraus.

Ihr Ziel ist klar: Kinder zu bekommen, soll für Eltern kein Grund mehr sein, die Arbeitsstelle aufzugeben und den aktuellen Arbeitgeber zu verlassen. Eine gute soziale Absicherung und hilfreiche Angebote sollen dazu motivieren, dem Brötchengeber treu zu bleiben – trotz neuer Lebenssituation und potenzieller Probleme.