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Selbstlob beim FCZ
«So negativ, wie das überall geschildert wird, sehen wir das nicht»

Milos Malenovic, Ancillo Canepa und Heliane Canepa bei einem Fussballspiel des FC Zürich gegen Yverdon-Sport FC im Stadion in Zürich.
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In Kürze:
  • Die FCZ-Führung bewertet die aktuelle Saison trotz Abstiegsrunde erstaunlich positiv.
  • Sportchef Malenovic vergleicht den FCZ mit Topclubs wie Ajax Amsterdam.
  • Kritische Fanfragen bleiben im vereinseigenen Interview unbeantwortet.

An der weissen Wand hängt ein Bild aus den alten Tagen des FC Zürich. Vor den stehenden und knienden Fussballern: ein Pokal. Von einem solchen sind die Spieler in dieser Saison weit entfernt. Hört man aber den beiden Herren zu, die vor diesem Bild auf einem blauen Sofa sitzen, war die Angelegenheit knapper, als sich viele denken. Ihr FCZ viel besser, als viele schreiben.

Diese beiden Herren heissen Ancillo Canepa und Milos Malenovic. Sie sind Präsident und Sportchef des Vereins. Sie werden im vereinseigenen Podcast vom Medienchef Michael Fritschi interviewt. Und sie sind sehr oft sehr fest einer Meinung.

«Ich finde, wir haben einen sehr attraktiven Fussball gespielt. Die meisten Spiele haben wir dominiert, hatten mehr Ballbesitz und viele Torchancen generiert», sagt etwa Malenovic. Sein Nebenmann Canepa bilanziert: «Das ist jetzt keine Katastrophe, wir sind nicht abgestiegen.»

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Nur: Dieser «attraktive Fussball» mündet in der Abstiegsrunde. Immerhin beim Ballbesitz teilen die Zürcher in der Liga den zweiten Rang. Doch so viele Chancen, wie es Malenovic vermuten lässt, waren es nicht. Selbst wenn alle Teams genauso viele Tore erzielt hätten, wie statistisch erwartet, läge der FCZ trotzdem nur auf Rang 8. Bei der Anzahl Schüsse aufs gegnerische Goal belegt man nur Rang 7.

Oder in Worten von Malenovic: «So negativ, wie das überall geschildert wird, sehen wir das nicht.»

Die beiden sprechen während rund dreissig Minuten über die Saison, die Entwicklung, die Perspektiven. Es geht natürlich auch um die Unruhen der letzten Monate. «Gewisse Nebenschauplätze, gewisse Ereignisse», wie sie Canepa nennt. «Die haben wir gut gemanagt.»

Dass der Verein beim Transfer von Benjamin Mendy seine diffizile Vergangenheit zuerst gekonnt verschweigt, erst auf Nachfrage Stellung nimmt und der Präsident dann mehr als zwei Wochen wartet, bis er sich ausführlicher äussert? Scheinbar «gut gemanagt».

Keine Zeit für kritische Fragen der Fans

Auch die Strategie, die der Verein unter dem seit Oktober 2023 amtierenden Sportchef Malenovic eingeschlagen hat, wird gelobt: «Qualität selber entwickeln, Qualität weiterentwickeln. Seit Milos hier ist, haben wir das intensiviert.» Der Sportchef selbst nennt es einen «super Weg», den man weiterfahren werde.

Wer in diesen dreissig Minuten nach Selbstkritik sucht, findet bis zum Schluss nur das Selbst. Und einige Konjunktive.

«Mit einem Sieg gegen YB hätte die ganze Welt viel rosiger ausgesehen.» Oder: «Hätten wir bis Ende Saison Perea und Gbamin in jedem Spiel gehabt, bin ich fest überzeugt, dass wir viel höher geendet hätten», sagt Milos Malenovic.

Nur zählen im Fussball keine Konjunktive.

Nächste Saison soll es dann aber auch bezüglich Punkten und Tabellensituation wieder besser aussehen, ruhiger werden, da der Umbruch schon im vergangenen Winter gemacht wurde. Ancillo Canepa träumt weiterhin vom Europacup, Malenovic beruft sich auf die «positive Entwicklung» der Nachwuchsteams, deren Taktik er als den «komplexesten Mix im Weltfussball» bezeichnet. Oder den Fakt, dass auch Red Bull Salzburg mehrere Jahre brauchte, um eine eigene Identität zu kreieren, und fügt an: «Ajax Amsterdam wurde nicht über Nacht kreiert.» Das sind sie also, die Vergleichswerte beim FCZ.

Ganz gross soll dieser FC Zürich einmal werden – auch ohne Gelder aus dem Ausland. Dafür mit der Ausbildung junger Talente, dem Erlös durch Transfereinnahmen und mit sehr attraktivem Fussball. Von diesen Faktoren ist aber noch wenig zu sehen. Aber eben, es braucht ja alles noch Zeit.

Keine Zeit bleibt während des Gesprächs für kritische Fragen der Fans. War auf Instagram vor wenigen Tagen noch aktiv beworben worden, dass diese ihre Fragen senden sollen, wurde dies nun gekonnt verschwiegen. Vielleicht gibt es für diesen Akt ja noch einen zweiten Teil.

Nach dem ersten überwiegt beim FC Zürich die Einigkeit, die schier grenzenlose Positivität. Dem Verein geht es super, der Weg ist super. Nur hat halt noch ein wenig Glück gefehlt.