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Irlands Klimaziele
Fast 200’000 Kühe sollen geopfert werden

Gegenstand einer hitzigen politischen Debatte: Kühe und Kälber auf einer Wiese in Ballyconneely, in Westirland. 
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Die neusten Zahlen aus einem internen Informationspapier des irischen Landwirtschaftsministeriums lassen die 18’000 irischen Milchbauern aufhorchen: Um die Klimaziele des EU-Mitgliedslandes zu erreichen, sollen in den kommenden drei Jahren gemäss einem Vorschlag fast 200’000 Kühe getötet werden. Die Details des Papiers wurden Ende Mai von der Zeitung «Irish Independent» publik gemacht.

«Es sollte bilaterale Gespräche geben, um einen Plan zu erstellen, der die ganze Branche mit ins Boot holt», sagte Pat McCormack, Präsident des Verbands der irischen Milchlieferanten, gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. «Die Regierung muss Engagement zeigen und ein Budget vorlegen, um das zu finanzieren.» Ausserdem könne solche ein Programm nur auf freiwilliger Basis realisiert werden.

Emissionen der Landwirtschaft sollen drastisch sinken

Erst vor kurzem hatte die irische Umweltbehörde EPA mitgeteilt, das Land werde seine Klimaziele deutlich verfehlen, wenn nicht raschere Massnahmen ergriffen würden. «Irland wird seine Klimapolitik für 2030 verpassen, wenn nicht alle Wirtschaftssektoren kurzfristig Emissionsminderungen erzielen und diese auch in Zukunft beibehalten», sagte die Generaldirektorin der EPA, Laura Burke, Anfang Juni. Alle Sektoren müssten «in den sauren Apfel beissen».

Eines dieser Ziele sieht vor, dass die Treibhausgasemissionen des Agrarsektors bis 2030 um 4 bis 20 Prozent sinken sollen. Insgesamt will Irland im Rahmen der EU-Verordnung zur Lastenteilung die Emissionen des Landes um 30 Prozent im Vergleich zu 2005 senken.

Agrarminister Charlie McConalogue hatte bereits angekündigt, ein freiwilliges Klimaprogramm zur Verringerung des Milchviehbestands in Erwägung zu ziehen. Im vom «Irish Independent» veröffentlichten Papier ist die Rede davon, dass «Kernmassnahmen», die bisher zur Verringerung der Emissionen in der Landwirtschaft festgelegt wurden, in Kombination mit der «Verlagerung von Viehbeständen» einen Weg zur Einhaltung der Klimaziele bieten könnten.

65’000 Kühe pro Jahr müssten wegfallen

Konkret bedeutet dies: «Ungefähr 65’000 Milchkühe pro Jahr müssten 2023, 2024 und 2025 aus dem Markt genommen werden», wie der «Independent» aus dem internen Papier zitiert. Die bis jetzt geplanten Massnahmen reichten nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Um die Lücke zu schliessen, müssten nach Ansicht des Ministeriums in den kommenden Jahren «10 Prozent des Viehbestands durch andere Aktivitäten ersetzt» werden. Das wären 740’000 Tiere.

Die Regierung sei fest entschlossen, den Landwirten «freiwillige, finanziell attraktive Optionen zu bieten, zu denen auch die Diversifizierung gehört», sagt eine Sprecherin des Agrarministeriums, wie die DPA berichtet. Von 3000 Euro je Kuh und jährlich 200 Millionen Euro bis 2025 ist im «Independent» die Rede. Die Sprecherin betont, das Papier sei «Teil eines Beratungsprozesses» und gehöre zu verschiedenen Optionen, die geprüft würden. «Es handelt sich nicht um eine endgültige politische Entscheidung.» Die Branche habe bereits ein hohes Mass an Nachhaltigkeit gezeigt. Dieser Ehrgeiz müsse weiter ausgebaut werden.

Schweizer Kuhhaltung bis auf weiteres ohne Klimaziele

Mehr als 7 Millionen Rinder, davon 1,55 Millionen Milchkühe, leben in Irland mit gut 5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. In der Schweiz wurden 2022 1,5 Millionen Rinder gehalten, davon 680’000 Milchkühe. Sie sind laut dem Bundesamt für Umwelt für rund 75 Prozent des hierzulande ausgestossenen Methans verantwortlich.

In der letzte Woche zu Ende gegangenen Sommersession haben sowohl Ständerat als auch Nationalrat das neue Landwirtschaftsgesetz ohne zusätzliche Klimaziele verabschiedet. Weder ein Absenkpfad für Treibhausgase noch eine Absatzförderung für eine klimafreundliche Produktion, welche von den Grünen, SP und der GLP während der Frühlingssession im März gefordert worden waren, fanden eine Mehrheit. Die beiden Kammern streben aber eine tiefergehende Reform in einigen Jahren an.