Weshalb die Kryptowährung an Wert verliertFällt der Bitcoin-Kurs jetzt ins Bodenlose?
Die Kryptowährung Bitcoin hat in den vergangenen drei Wochen mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Die Gründe.
Der manchmal spektakuläre Kursverlauf der Krypto-Leitwährung Bitcoin wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Die folgende Übersicht beschreibt eine Auswahl davon und zeigt, welche Wirkung sie haben.
Warum ist der Bitcoin-Kurs eingebrochen?
Der hohe Energieverbrauch des Bitcoin ist zwar schon lange bekannt, trotzdem hat dieses Argument in den vergangenen Wochen wesentlich zum Kurszerfall beigetragen. Das Kursfeuerwerk seit Anfang Jahr bescherte der bekanntesten Kryptowährung eine erhöhte Nachfrage und viel Aufmerksamkeit. Gleichzeitig wurden die kritischen Stimmen lauter – zunehmend aus der Politik. So hat zum Beispiel die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren kürzlich in einem umstrittenen Statement darauf hingewiesen, dass eine einzige Bitcoin-Transaktion gleich viel Strom verbrauche wie ein durchschnittlicher Haushalt im Monat. Solche Skepsis gegenüber dem Bitcoin verträgt sich schlecht mit dem starken Trend hin zu nachhaltigen Anlagen. Investoren befürchten, beim Bitcoin aufs falsche Pferd zu setzen, und halten sich lieber zurück. Beispielsweise Fonds, die sich mit dem bekannten ESG-Nachhaltigkeitslabel schmücken, überlegen sich zweimal, ob sie Bitcoin aufnehmen wollen.
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Nicht zu unterschätzen ist zudem der Einfluss von China, das bisher für die Herstellung von Bitcoin weltweit mehr als die Hälfte der Rechenleistung zur Verfügung gestellt hat. Schon seit Jahren gibt es auch aus China immer wieder Signale für eine verschärfte Regulierung der Kryptowährung. Spürbare Folgen hat in China nun ein Beschluss zur Reduktion des CO₂-Ausstosses von Kohlekraftwerken: Sie dürfen neuerdings keinen Strom mehr an Bitcoin-Mining-Farmen liefern. «Diese Regulierung ist nicht nur sehr hart formuliert, sie wird auch zügig umgesetzt», sagt Patrick Heusser, Handelsleiter bei der Crypto Broker AG in Zürich. Die Folge: Mining-Farmen müssen ihre Rechenzentren in kurzer Zeit ins Ausland verlegen. Um dies zu finanzieren, haben sie Bitcoin verkauft, was den Druck auf den Kurs erhöhte.
Weshalb kommt die Kurskorrektur nicht überraschend?
Für Fachleute, die täglich im Handel mit Kryptowährungen tätig sind, kommt die Kurskorrektur des Bitcoin nicht überraschend. Denn mit dem starken Anstieg mehrten sich Hinweise auf eine zu hohe Bewertung des Bitcoin. «Als der Kurs schon bei 60’000 Dollar je Bitcoin lag, rechneten etliche Investoren auf der Basis von mutigen Annahmen schon mit einer weiteren Steigerung auf 100’000 Dollar», sagt Stefan Schwitter, Leiter Anlageprodukte bei der Kryptobank Seba in Zug. Auf solche Euphorie folgt häufig eine Korrektur nach unten. Dass der Bitcoin aber vorübergehend gleich um mehr als die Hälfte auf einen Wert von unter 30’000 Dollar eingebrochen ist, überrascht auch Fachleute.
Was steckt hinter der Kehrtwende von Tesla-Chef Elon Musk?
Was den Meinungswandel von Elon Musk zum Bitcoin ausgelöst hat, weiss letztlich nur er selbst. Der Tesla-Chef liebäugelte Anfang Jahr zuerst in Tweets mit der Kryptowährung und sorgte damit gelegentlich für Kurssprünge. Dann investierte er erhebliche Beträge, und schliesslich gab er bekannt, dass Kundinnen und Kunden mit Bitcoin einen Tesla kaufen können. Mitte Mai folgte die Kehrtwende: Musk kündigte an, dass Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert werde, worauf der Kurs fiel. Auch in seinen Tweets signalisiert Musk seither Distanz zum Bitcoin. Ein rational nachvollziehbares Motiv ist jedoch der erwähnte wachsende umweltpolitische Druck im Zusammenhang mit dem hohen Stromverbrauch: Das verträgt sich nicht dem Nachhaltigkeitsgedanken, den Tesla mit seinen Fahrzeugen vertritt. Mit seinem Bitcoin-Engagement läuft Tesla sonst Gefahr, dass beispielsweise die Aktien des Unternehmens nicht mehr in nachhaltige Fonds aufgenommen werden.
Welchen Einfluss hatte der Krimi um die US-Ölpipeline?
Die osteuropäische Hackergruppe Darkside griff Anfang Mai eine der wichtigen Ölpipelines der USA an. Während Tagen floss kein Öl mehr, worauf etlichen Tankstellen das Benzin ausging. Die Betreiberin Colonial Pipeline gab schliesslich dem Druck nach und bezahlte der Hackergruppe 5 Millionen Dollar in Bitcoin. Diese Woche meldete das FBI, dass es die Wallet – die digitale Geldbörse – der Hacker identifizieren und Bitcoin im Wert von 2,3 Millionen Dollar zurückholen konnte.
Das sorgte auch bei manchen Anlegern für Verunsicherung: «Ein Kunde befürchtete, dass das Bitcoin-Netzwerk gehackt und Vermögen abgezogen werden können», sagt Stefan Schwitter von der Seba. Doch Anlageberater können ihre Kunden in dieser Hinsicht beruhigen: Die Blockchain – also das Bitcoin-Netzwerk – konnte bisher nicht gehackt werden. Im Fall der Colonial Pipeline hat die Hackergruppe Darkside einfach das Passwort zu ihrer Wallet zu wenig gut geschützt. Der Krimi um die US-Ölpipeline mag gewisse Anleger verängstigt haben, nicht aber professionelle Händler oder Anlageberater. Deshalb hat dieser Krimi den Bitcoin-Kurs höchstens geringfügig beeinflusst.
Fällt der Kurs weiter?
«Der Bitcoin-Kurs erholt sich zwar regelmässig, aber auf einem immer tieferen Niveau», sagt Patrick Heusser von der Crypto Broker AG. Mit anderen Worten: Der Kurs bewegt sich immer noch in Wellen gegen unten. Heusser beschreibt für die weitere Entwicklung zwei Szenarien. Erstens hält er es für möglich, dass der Kurs bei 30’000 Dollar einpendelt und nach einer längeren Konsolidierungsphase wieder steigt. Zweitens könnte der Kurs weiter auf 20’000 Dollar fallen. Auf diesem Niveau gab es in der Vergangenheit sehr hohe Handelsvolumen. Deshalb geht Heusser davon aus, dass der Kurs nicht noch tiefer fallen wird.
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