Slalom in KitzbühelNach schwierigen Wintern ist Yule zurück auf dem Thron von Kitzbühel
Der Walliser gewinnt am Ganslernhang vor seinem guten Freund Dave Ryding – und ist nach zwei Jahren wieder bester Schweizer Slalomfahrer.
Etwas mehr als 50 Meter liegen an diesem Nachmittag in Kitzbühel zwischen Sieg und Niederlage. Da ist Manuel Feller, der Geschlagene, der versucht, sich so unbemerkt wie möglich aus dem Zielraum zu schleichen. Er weiss selbst, dass das nicht geht, mit einer grossen Portion Bitterkeit im Gesicht erfüllt er Selfiewünsche.
Und da ist Daniel Yule, der Sieger, der keinen Grund sieht, sich aus diesem Zielraum zu bewegen. Der Walliser, der es geniesst, dass ihm die Massen zujubeln, der das Lachen gar nicht mehr aus seinem Gesicht bringt. «Es ist unglaublich», sagt der 29-Jährige, als er bei den Journalisten ankommt, während um ihn herum abgebaut wird.
Der Ganslernhang war in den letzten 20 Jahren für die meisten Schweizer Slalomfahrer nicht gerade der Berg der grossen Resultate. Seit dem zweiten Platz Didier Plaschys im Januar 1999 schaffte es einzig Yule auf das Podest, nun schon zum dritten Mal. Er ist zurück auf dem Thron, auch weil Feller als Halbzeitführender einfädelt. Das Podest teilt er mit Dave Ryding, seinem guten Freund, und weil Yule schottische Wurzeln hat, macht schnell der Witz vom britischen Doppelsieg die Runde.
Dritter wird Lucas Braathen. Wie sechs andere Fahrer, darunter auch Ramon Zenhäusern und Loïc Meillard, lag der Norweger nach dem ersten Lauf noch vor Yule. Dieser aber kommt mit dem eisigen Hang am besten zurecht. Zuletzt waren Slaloms im Weltcup eher eine warme Angelegenheit mit weichem Schnee, das behagt Yule nicht. Weil er das in Interviews auch kundtat, habe er sich zusätzlich Druck aufgehalst, sagt er.
Der Winter 2020/21 ist einer zum Vergessen
Drei Jahre zurück: Auch im Januar 2020 gewinnt Yule in Kitzbühel, 25’000 jubeln ihm zu, es ist eines der letzten Weltcup-Rennen mit Zuschauern, danach lähmt die Pandemie den Skizirkus. Yule ist in der Form seines Lebens, vor Kitzbühel triumphierte er auch in Madonna di Campiglio und Adelboden. Am Ende der Saison ist er drittbester Slalomfahrer.
Wie Yule im Winter 2019/20 zu seinen drei Siegen fährt, ist eindrücklich, seine mentale Stärke verblüfft immer wieder. Und so hat man das Gefühl, dass dieser Yule bald einmal der erste Schweizer seit Dumeng Giovanoli 1968 sein wird, der die kleine Kristallkugel für den besten Slalomfahrer des Winters gewinnt.
Aber so kommt es nicht, Yule stagniert, im Winter 2020/21 versinkt er gar im Mittelmass, weniger Punkte als in jener Saison holte er zuletzt 2014/15. Im Slalomklassement rutscht er von Rang 3 auf Rang 16 ab, damit ist er nur viertbester Schweizer hinter Ramon Zenhäusern, Loïc Meillard und Luca Aerni. 2021/22 läuft es etwas besser, Yule schafft es zweimal aufs Podest. Im Olympiaslalom wird er Sechster.
Aber auf einen Sieg wartet Yule lange, erst im vergangenen Dezember ist es in Madonna di Campiglio wieder so weit, der Ort im Trentino ist einer von Yules liebsten, schon dreimal hat er dort gewonnen. Diesmal aber hinterlässt der Sieg auch Sorgen, er habe gehofft, die Leute würden nach Madonna nicht denken, der Erfolg sei eine Ausnahme gewesen, sagt er in Kitzbühel.
Als er das sagt, denkt das wohl längst keiner mehr. Yule hat sich zurückgekämpft in die Weltspitze der Slalomfahrer, er ist wieder bester Schweizer der Disziplinenwertung. Vor sich hat er nur die zwei Norweger Lucas Braathen und Henrik Kristoffersen.
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