Reaktionen zum Solar-ProjektSind Bündner «unsolidarisch» und Zürcher «arrogant»?
Das Nein aus Graubünden zum EWZ-Megasolarprojekt spaltet unsere Leserinnen und Leser. Diese Themen regen am meisten auf.
«Total unsolidarisch, diese Bergler», kommentiert ein Leser den Bericht zum Nein der Gemeindeversammlung von Surses – ein Nein zum EWZ-Mega-Solarpanel-Wald im Val Nandro, der Strom nach Zürich hätte liefern sollen. Und der Leser ergänzt: «Die Bergler müssen via Finanzausgleich durchgefüttert werden, wenn sie aber mal etwas als Ausgleich leisten sollen, lehnen sie ab.» «Undankbar» nennen das andere in den insgesamt über 500 Kommentaren. Oder auch «inkonsequent». Denn Skilifte, Schneekanonen und Parkplätze würden «das Naturbild offenbar auch nicht stören». Wäre über ein Bergbahnprojekt im gleichen Gebiet abgestimmt worden, hätte es kein Nein gegeben, vermuten viele.
Ja manche Kommentierenden sind sogar überzeugt, die Bündnerinnen und Bündner seien auf einem Rachefeldzug. Das Nein zum EWZ-Solarpark sei die Retourkutsche dafür, dass das Unterland ihnen die Zweitwohnungsinitiative und das neue Jagdgesetz aufgebrummt hätte. Ein Leser schlägt deshalb folgenden Deal vor: «Die Solaranlagen in Graubünden für alle, und dafür lässt man den Menschen in den Bergen ihre Gestaltungsmöglichkeiten bei der Wolfspopulationsregulierung?»
Verständnis für die Bergler
Gleich viele Kommentare sind aber auch wohlwollend mit den Bündnerinnen und Bündnern. Sie zeigen «Verständnis dafür, dass die Berggemeinden ihre Landschaft nicht hergeben wollen, damit eine Stadt im Unterland Strom hat», schreibt eine Person. Eine andere gibt zu bedenken: «Würden wir für die Stromversorgung von Chur unseren Uetliberg mit Solarpanels bestücken? Wohl eher nicht.»
Und eine dritte Person empört sich über die «typische Zürcher Arroganz». Zürich versuche «sich alles zu erkaufen auf Kosten der Bergbevölkerung, die dann auch noch dankbar sein soll». «Man muss sich für Geld aber nicht alles gefallen lassen», schreibt jemand Viertes. Vor allem nicht von den «Strombaronen».
Und noch ein Argument: «Die Bürgerinnen und Bürger von Surses haben es abgelehnt, bei sich etwas in der freien Natur zu installieren, was die Unterländer auf ihren eigenen Hausdächern nicht haben wollen.»
Die Alternativen auf Dächern und Autobahnen
Und damit spricht die Person etwas an, was ebenfalls zahlreiche Kommentare generiert hat: Bevor ein so grosses Stück Natur hergegeben werden soll, sollen Autobahnen, Lawinenverbauungen oder Dächer mit Solarpanels ausgestattet werden. Zürcher Dächer.
«Solange das EWZ nicht glaubwürdig vorwärtsmacht mit der Erschliessung von Solardächern, wird es für die Bündner kein glaubwürdiger Partner sein», ist eine Person überzeugt. Das Potenzial auf Zürcher Dächern sei gross, schreibt auch ein Bewohner vom Uetliberg, der «die Solarpanels in der Nachbarschaft an einer Hand abzählen kann». Eine andere Idee: «Ein schwimmender Solarpark auf dem Zürichsee.»
Oder doch ein Atomkraftwerk?
Wie vielen Kommentaren zu entnehmen ist, hat das Nein aus dem Surses auch die AKW-Diskussion wieder befeuert. Zahlreiche Personen schreiben, dass ein zusätzliches AKW viel effizienter wäre als mehrere solcher Mega-Solarparks. Diese Kommentare bleiben aber selten unbeantwortet – die AKW-Gegner kontern mit sauberer Energiegewinnung und der schwierigen Entsorgung von Atommüll. Oder mit der Frage: «Und wo sollte dieses AKW dann gebaut werden?» Denn ein AKW würden die meisten erst recht nicht in der eigenen Nachbarschaft wollen.
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