Geldberater zur EU-WährungSchulden und schlechte Budgetdisziplin sprechen gegen den Euro
Wenn man hohe Summen in Euro hält, riskiert man trotz höherer Zinsen im Euroraum langfristig einen Währungsverlust zum Franken.
- Ein Paar erhielt eine Erbschaft von 900’000 Euro aus Frankreich.
- Der Geldberater empfiehlt, das Geld schrittweise in Franken zu wechseln und in der Schweiz anzulegen.
- Die Zinsen im Euroraum sind besser, aber das Wechselkursrisiko ist hoch.
Wir haben unser bescheidenes Vermögen konservativ auf Sparkonti belassen, da wir in Ergänzung zur AHV vom Vermögensverzehr der 3. Säule unseren Lebensunterhalt finanzieren. Nun erhalten wir aus einer Erbschaft in Frankreich 900’000 Euro. Diese möchten wir mit tiefen Spesen und wenig Risiko in Kassenobligationen und Fonds mit dividendenausschüttenden Aktien anlegen. Welche Anlagen würden Sie uns raten? Ist es ratsam, das Geld in die Schweiz zu transferieren? Oder sollen wir einen Teil in Frankreich belassen? Eine andere Frage ist, ob wir den Betrag sofort in Franken wechseln oder zuwarten sollen. P. S.
Ich kann Ihnen keine verbindliche Wechselkursprognose stellen, sondern Ihnen lediglich meine Erwartungen für die Euro- und Frankenentwicklung aufzeigen. Wie sich Fremdwährungskurse verändern, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtige Kriterien sind die Geldpolitik, die Zinsen und die Inflationserwartungen.
Die Teuerung hat sich sowohl im Euroraum als auch in der Schweiz zurückgebildet. In der Schweiz ist sie aber nach wie vor geringer. Eine tiefe Teuerung spricht für eine Währung. Dank der rückläufigen Inflation kommen auch die Zinsen zurück. Doch auch da gibt es zwischen dem Euroraum und der Schweiz Unterschiede: Hierzulande sind die Zinsen tiefer als im restlichen Europa. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Nationalbank richten ihre Geldpolitik auf tiefere Zinsen aus.
Konjunkturell steht die Schweiz robust da, obschon einzelne Bereiche wie die Industrie unter dem starken Franken leiden. Im Euroraum gibt es bei der Wirtschaftsentwicklung regional Unterschiede. Problematisch ist, dass Deutschland als wichtigstes EU-Land nicht richtig auf Touren kommt.
Staaten mit hoher Verschuldung neigen zu Inflation
Über die Kriterien Zinsen und Inflation hinaus entscheidet das Vertrauen der Investoren, ob eine Währung stark oder schwach ist. Beim Euro bin ich skeptisch – vor allem wegen der hohen Schuldenberge und der mangelhaften Budgetdisziplin. Auch hier steht die Schweiz deutlich besser da, was nicht zuletzt der Schuldenbremse zu verdanken ist.
Hohe Schulden müssen immer bezahlt werden. Staaten tun dies fast immer mittels Inflation. Daher rechne ich langfristig mit einer weiteren Schwäche beim Euro und mit einer Erstarkung des Frankens.
Kurzfristig kann sich der Euro durchaus erholen. Ich würde die Summe schrittweise in Franken wechseln, vorausgesetzt, dass Sie das Geld nicht in Euro für Ihren Lebensunterhalt gebrauchen können.
Zwar hätten Sie im Euro höhere Zinsen. Aus meiner Sicht wird dieser positive Effekt aber durch das Risiko eines langfristigen Wertverlusts vermindert. Auch würde ich das Geld auf eine Bank in der Schweiz transferieren. Der Finanzplatz Schweiz ist aus meiner Sicht weit sicherer als jener in Frankreich.
Wenn Sie das Geld über die erwähnten konservativen Kassenobligationen hinaus in Dividendenperlen investieren möchten, können Sie einen Teil des Geldes direkt in Aktien mit einer hohen Dividendenrendite anlegen, zum Beispiel in Swiss Life, Swisscom, Zurich Insurance, Swiss Re, Holcim, Nestlé, Roche und Novartis. Hier tragen Sie aber erhöhte Risiken. Wichtig ist, dass Sie die Titel liegen lassen und die Kursschwankungen nicht beachten, da Sie an den Dividendeneinnahmen interessiert sind.
Alternativ oder ergänzend können Sie einen oder mehrere Dividendenfonds nutzen, wobei ich Ihnen rate, die Expertise von einer oder mehreren Banken in Anspruch zu nehmen, um eine breit diversifizierte Strategie zu erarbeiten, die Ihrer Risikofähigkeit und Ihren Bedürfnissen entspricht.
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