EU-Botschafter Miroslav LajcakBrüssel schickt neuen Statthalter nach Bern
Der Wechsel ist eher ein Abstieg: Miroslav Lajcak, Sonderbeauftragter für den Dialog zwischen Belgrad und Pristina, wird neuer EU-Botschafter in der Schweiz.

Mit dem Schweiz-Dossier hatte der Slowake Miroslav Lajcak bisher nur wenig Berührungspunkte, aber das kann bei einem Neustart wie derzeit zwischen der Schweiz und der EU ja auch von Vorteil sein: Der bisherige EU-Sondergesandte für den Dialog zwischen Belgrad und Pristina soll am 1. September als EU-Botschafter nach Bern wechseln. Er löst dort den Griechen Petros Mavromichalis ab, der nach vier Jahren auf dem Posten nach Brüssel zurückkehrt.
Für den Slowaken ist der Wechsel nach Bern eher ein Karriereabstieg. Der 61-Jährige war zuletzt sogar als potenzieller Nachfolger des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell im Gespräch.
Nähe zu Putin-Freund Robert Fico
Lajcak hat noch vor der Wende an einer Moskauer Kaderschmiede studiert. Später war er Aussenminister in mehreren Regierungen von Robert Fico, derzeit in Bratislava mit seiner linksnationalistischen Smer-Partei wieder an der Macht. Lajcak ist zwar selber nicht Parteimitglied, aber die Nähe zu Putin-Freund Robert Fico ist derzeit einer Karriere in Brüssel nicht förderlich.
Sein Mandat als Sonderbeauftragter für den Dialog zwischen Belgrad und Pristina endet im Herbst. Josep Borrell hatte den Slowaken 2020 in den prestigeträchtigen Job berufen. Doch nach vier Jahren fällt die Bilanz negativ aus. Lajcak sollte eine Normalisierung zwischen Serbien und Kosovo herbeiführen, doch die Beziehungen haben sich unter seiner Ägide nur verschlechtert, die Spannungen zuletzt gefährlich zugenommen. Die Regierung in Pristina wirft dem Sonderbeauftragten nicht ganz zu Unrecht Einseitigkeit zugunsten Belgrads vor. Der Slowake kommt aus einem der fünf EU-Staaten, die Kosovo bisher nicht anerkannt haben.
Es steht einiges auf dem Spiel in Bern
Mit dem Wechsel nach Bern rettet sich Miroslav Lajcak rechtzeitig vor dem Ende der Amtszeit der derzeitigen EU-Kommission auf einen sicheren und ruhigeren Anschlussposten. Wobei es mit dem Neustart der Verhandlungen zwischen Brüssel und der Schweiz auch einiges zu tun geben dürfte.
Ganz bei Null muss der neue Statthalter dabei nicht anfangen: 2010 beim Aufbau des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAS) hatte er als Direktor für Europa und Zentralasien während kurzer Zeit auch die Schweiz unter seinen Fittichen. Ob der Slowake auf dem neuen Posten mehr Erfolg hat, wird sich zeigen. Immerhin geht es anders als zwischen Serbien und Kosovo zwischen Brüssel und Bern nicht um Krieg und Frieden. Es steht allerdings auch einiges auf dem Spiel.
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