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Attacke im Kosovo
Bewaffneter Trupp verschanzt sich in Kloster – drei der Angreifer getötet

Die kosovarische Polizei bewacht den Eingang zum Dorf Banjska, wo schwer bewaffnete Angreifer einen Polizisten erschossen und ein Kloster gestürmt haben.
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Maskierte und schwer bewaffnete Angreifer haben in der Nacht auf Sonntag einen kosovarischen Polizisten im serbisch dominierten Norden des Landes erschossen. Ein weiterer Beamter habe Verletzungen erlitten, teilte Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti mit. Zu der Attacke im Dorf Banjska nahe der Stadt Mitrovica kam es, nachdem Polizisten zwei Lastwagen ohne Kennzeichen gefunden hatten, die eine Brücke blockierten.

«Das organisierte Verbrechen greift mit der politischen, finanziellen und logistischen Unterstützung des offiziellen Belgrad unseren Staat an», schrieb Premier Kurti auf Facebook. Er verurteilte den Angriff als «Terroranschlag». Auch der US-Botschafter in Pristina reagierte mit harten Worten. Er sprach von «orchestrierten, gewalttätigen» Angriffen auf die Kosovo-Polizei. Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell erklärte in Brüssel: «Die verantwortlichen Täter müssen der Justiz zugeführt werden.

Auf einer Pressekonferenz in Pristina sagte Ministerpräsident Kurti am Sonntag, die Polizei habe in der Nähe des Tatortes etwa 30 Gewalttäter umzingelt. Er forderte sie auf, sich den Sicherheitskräften zu ergeben. Die mutmasslichen Terroristen verschanzten sich in einem Kloster der serbisch-orthodoxen Kirche. Diese bestätigte, dass eine bewaffnete Gruppe mit einem gepanzerten Fahrzeug die Tore des Klosters durchbrochen habe. Auf dem Gelände seien Schüsse zu hören. Die Feuergefechte gingen erst am Abend zu Ende, als eine Sondereinheit ins Kloster eindrang und mehrere Gläubige und Priester evakuierte. Laut kosovarischen Behörden wurden am Sonntag mindestens drei Angreifer getötet, es gab mehrere Festnahmen. Auch wurde ein ganzes Waffenarsenal sichergestellt. Am Abend sagte Innenminister Xhelal Svecla mit Blick auf das Kloster: «Wir haben dieses Gelände wieder unter Kontrolle, nach mehreren Kämpfen.»

Die mutmasslichen Angreifer auf dem Gelände des Klosters in Banjska.

Die britische Abgeordnete Alicia Kearns hatte Anfang Juli erklärt, dass Waffen aus Serbien mithilfe von Rettungsfahrzeugen nach Kosovo geschmuggelt und in Einrichtungen der serbisch-orthodoxen Kirche gelagert werden.

Serbiens Staatschef Aleksandar Vucic bedauerte auf einer Pressekonferenz am Sonntagabend den Tod des kosovarischen Polizisten – und im gleichen Atemzug versuchte er den Angriff auf die kosovarische Polizei als Widerstand der im Norden lebenden Serben gegen den «Terror» aus Pristina umzudeuten. Der ehemalige Propagandaminister des Gewaltherrschers Slobodan Milosevic wies die Anschuldigungen über die Beteiligung Belgrads an der Attacke zurück. Für das «Chaos» trage allein Kosovos Premier Kurti die Schuld.

Gebiet gilt als Hochburg der Mafia

Im Norden Kosovos leben mehrheitlich Serben, die mit Unterstützung der Regierung in Belgrad die Unabhängigkeit Kosovos ablehnen. Versuche der Behörden in Pristina, kriminelle Banden zu bekämpfen, sind bislang gescheitert. Das Gebiet gilt als Hochburg der Mafia.

In den vergangenen Jahren gab es dort häufig Attacken auf kosovarische Polizisten und Nato-Truppen, die in Kosovo stationiert sind. Mitte Juni wurden drei kosovarische Polizisten auf dem Territorium Kosovos entführt und nach Serbien verschleppt. Die Regierung Kosovos beschuldigte Belgrad für die Tat. Nach westlichem Druck liess Serbien die Beamten frei.

Wer den kosovarischen Staat akzeptiert, lebt gefährlich

Zuvor hatten serbische Hooligans über 20 Nato-Soldaten teilweise schwer verletzt. Sie protestierten gegen die Wahl von vier kosovo-albanischen Bürgermeistern in serbisch besiedelten Gemeinden. Ihre Wahl wurde möglich, weil ethnische Serben auf Druck Belgrads den Urnengang fast geschlossen boykottierten.

Wer im Norden den kosovarischen Staat akzeptiert, lebt gefährlich. So werden regelmässig Autos angezündet, die serbische gegen kosovarische Kennzeichen umtauschen. 2018 wurde im Norden der Stadt Mitrovica der moderate Politiker Oliver Ivanovic von Unbekannten erschossen. Er galt als Kritiker des serbischen Staatspräsidenten Aleksandar Vucic. Der Autokrat setzt seit Jahren alle Hebel in Bewegung, um Kosovo zu teilen.

2013 wurde im Norden Kosovos ein aus Litauen stammender Zöllner der EU-Mission Eulex erschossen. Zwei Jahre zuvor hatten serbische Extremisten einen kosovarischen Polizisten getötet. Die kosovarischen Grenzposten wurden nach der Unabhängigkeitserklärung Kosovos 2008 abgefackelt.

Die EU bemüht sich seit Jahren erfolglos um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Brüssel beschuldigte zuletzt Kosovos Premier Kurti, weil er die Gründung eines serbischen Gemeindeverbandes ablehnt. Kurti entgegnet, er sei durchaus zu Konzessionen bereit, wenn Serbien wenigstens indirekt den Staat Kosovo anerkenne.

Im Unterschied zu Kurti weigert sich Vucic, einen deutsch-französischen Plan zu unterzeichnen, der eine Regelung der Beziehungen zwischen Belgrad und Pristina vorsieht. Nach Gesprächen Mitte März im nordmazedonischen Ohrid erklärte Vucic, er habe nichts unterschrieben, da er «unerträgliche Schmerzen» in seiner rechten Hand habe.

Kurti sagte am Wochenende gegenüber der britischen Tageszeitung «The Guardian», die von der EU moderierten Gespräche seien in eine Sackgasse geraten, weil der EU-Vermittler Miroslav Lajcak serbische Positionen vertrete. Ausserdem, so Kurti, greife der slowakische Diplomat nicht ein, wenn Vucic ihn während der Gespräche mit Beleidigungen überschütte. Die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani und ihre Mitarbeiter beleidigte Vucic bei einem Europagipfel in Moldau als «Ratten» - in Anwesenheit des deutschen Kanzlers und des französischen Präsidenten.