Letzte Umfrage vor der AbstimmungEs sieht gut aus für die AHV-Reform – dank der Männer
Die Rentenaltererhöhung für Frauen hat gute Chancen, allerdings gegen deren Willen. Schwer hat es aber die Reform der Verrechnungssteuer.
Es ist womöglich Alain Bersets letzte Chance als Sozialminister, eine Reform des wichtigsten Schweizer Sozialwerks durchzubringen. Für das Reformpaket AHV 21 muss er sich gegen seine eigene Partei durchsetzen, die SP. Und gegen die Frauen.
Das dürfte ihm gelingen. Denn die Ergebnisse der dritten und letzten Welle der Umfrage von Tamedia und «20 Minuten» bestätigen deutlich den bisherigen Trend: Bei der Erhöhung des AHV-Rentenalters für Frauen von 64 auf 65 Jahre zeichnet sich ein Ja ab. Die Zustimmung liegt bei 55 Prozent. 44 Prozent sind dagegen.
Ein Ja gegen die Frauen
Aber: Würden nur die Frauen abstimmen, käme es ganz anders heraus: 58 Prozent lehnen die Erhöhung ab. Nur 41 Prozent sind dafür. Im Vergleich zu den ersten beiden Umfragewellen hat der Widerstand der Frauen kaum abgenommen.
Den Ausschlag geben aber die Männer: Hier liegt der Ja-Anteil bei wuchtigen 70 Prozent. Falls es am Abstimmungssonntag beim Ja bleibt, wird Alain Berset den Frauen am Abend viel zu erklären haben.
«Die Vorlage polarisiert», sagt der Politologe Fabio Wasserfallen, der die Umfrage zusammen mit Lucas Leeman und deren Institut Leewas durchgeführt hat. Der Graben verläuft nicht nur zwischen Frauen und Männern, sondern zwischen links und rechts. Denn die Vorlage wird von der Basis der SP und der Grünen abgelehnt, von der Mitte und von rechts gutgeheissen.
«Links-Grün wird eher von Frauen gewählt, das verstärkt sich gegenseitig», sagt Wasserfallen. «Bei derart polarisierenden Vorlagen könnte die Mobilisierung der beiden Lager entscheidend sein.» In der Gesamtbilanz aber denkt Wasserfallen, dass die Vorlage eher angenommen werden dürfte. Das Meinungsbild aus den beiden ersten Umfragewellen habe sich verfestigt.
Annäherung der Umfragewerte
Dabei waren die Unterschiede zwischen der Umfrage von SRG und jener von Tamedia in der ersten Welle der beiden Umfragen wesentlich grösser: In der Momentaufnahme der SRG lagen die Befürworter mit 64 Prozent vorn. Die Tamedia-Umfrage hatte wenige Tage zuvor nur 53 Prozent Ja-Stimmen-Anteil ausgewiesen.
Aber jetzt haben sich mit der Veröffentlichung der letzten Umfragen vor der Abstimmung die Zahlen stark angenähert.
AHV-Finanzierung im Sog der Frauen-Debatte
Weniger umstritten als die Erhöhung des Frauenrentenalters ist die künftige Finanzierung der AHV durch zusätzliche Beiträge über die Mehrwertsteuer. Da die beiden AHV-Vorlagen im Abstimmungskampf aber eng miteinander verknüpft sind, überlagert sich laut Fabio Wasserfallen das Meinungsbild.
Mit 56 Prozent Zustimmung zeichnet sich auch hier ein Ja ab: «Die Vorlage dürfte wahrscheinlich angenommen werden», sagt Wasserfallen.
Viele Unentschiedene bei der Verrechnungssteuer
Anders sieht es bei der Reform der Verrechnungssteuer aus. Hier hat zwar das Ja-Lager seit der ersten Umfragewelle Mitte August konstant Boden gutgemacht, von 30 auf 40 Prozent.
Politologe Wasserfallen glaubt aber nicht, dass die Aufholjagd gelingt und die bürgerlichen Befürworter der Vorlage einen Sieg feiern können. «Interessant wird sein, ob viele der Unentschlossenen leer einlegen. Das würde den Gegnerinnen helfen.»
Nein zur Massentierhaltungsinitiative
Der Initiative gegen die Massentierhaltung geht es wie vielen anderen Initiativen: Die anfänglich hohe Zustimmung schmilzt im Verlauf des Abstimmungskampfs dahin. Die 55 Prozent Ja aus der ersten Tamedia-Umfrage Mitte August sind jetzt auf 39 Prozent geschrumpft. Gegen die Initiative sprechen sich 60 Prozent der Stimmberechtigten aus.
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