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Auswirkungen von Trumps Zollpolitik
Es herrscht das Prinzip Chaos

Aktienmarktzahlen an der New Yorker Börse am 11. April 2025, die während des Handels angezeigt werden, während Händler Sorgen über Zölle haben.
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In Kürze:
  • Donald Trumps neue Zollpolitik löst heftige Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten aus. Per Social Media steuert der US-Präsident die Börsenkurse auch nach eigenen Interessen.
  • Im Handelskrieg mit China hat Washington die Importzölle zuletzt auf 145 Prozent erhöht.
  • Experten bezweifeln die strategische Planung hinter Trumps wirtschaftspolitischen Entscheidungen.

Wenn es nach Donald Trump und seinen Beratern geht, dann ist er ein genialer Stratege. Knallhart und dennoch flexibel, jederzeit fähig zu verblüffenden Manövern. Ein Mann mit Bauchgefühl, der im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen trifft, auch wenn das nicht jeder kapiert. Ein unerbittlicher Strippenzieher, der die Gegenseite an den Verhandlungstisch zwingt.

«Viele von euch in den Medien haben offensichtlich ‹The Art of the Deal› verpasst. Ihr habt eindeutig nicht gesehen, was Präsident Trump hier tut», rügte seine Sprecherin Karoline Leavitt kürzlich die Journalisten im Pressebriefing, als die Aktienkurse rauf- und runtergingen. «The Art of the Deal» heisst eines von Trumps Büchern aus seiner Zeit als Immobilienmensch in New York, dabei sind mehrere seiner Unternehmen bankrottgegangen.

Weite Teile der restlichen Welt haben allerdings zunehmend den Eindruck, dass in den USA nur noch auf eines Verlass ist, nämlich auf das Chaos. Die anderen Bündnispartner in der Nato begreifen inzwischen wohl, was die Stunde geschlagen hat, und die Ukraine weiss es seit dem Rauswurf ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus dem Weissen Haus noch vor dem Lunch. Nun erleben die global vernetzten Finanzmärkte also seit einer guten Woche die Launen von Donald J. Trump.

Ein Wirtschaftsrezept auf Kosten der Konsumentinnen und Konsumenten

Schon in seiner ersten Amtszeit war «tariffs» (Zölle) eines seiner Lieblingswörter. Jetzt, in seiner zweiten Amtszeit, verhängt er sie in grossem Stil. Dabei haben führende Ökonomen stets darauf hingewiesen, dass Zölle in der Regel Turbulenzen auslösen und am Ende auf der Rechnung der Verbraucher landen. Hatte Trump nicht eine blühende US-Wirtschaft versprochen, «Make America Great Again»? Und «Make America Wealthy Again», hat er auch stets gesagt – macht Amerika wieder wohlhabend und reich.

Dann verkündete er Anfang April im Rosengarten hinter dem Weissen Haus Strafzölle für nahezu sämtliche Länder und gab diesem Rundumschlag den Titel «Liberation Day». Mit zackiger Unterschrift beendete er den gewohnten Welthandel, die Kurse stürzten nach seinem Befreiungstag ab. Am Kapitalmarkt brach Panik aus, aber Trump ging erst mal Golf spielen in Florida. Kleiner Eingriff ins Finanzsystem, muss sein, alles werde gut, jedenfalls für Amerika, so sah er das. Zumindest öffentlich. «Be cool!», schrieb er in seinem Netzwerk Truth Social, letztlich ist er ja sein eigener Regierungssprecher. «Die USA werden besser und grösser denn je!»

US-Präsident Donald Trump bei einer Ansprache auf der Süd-Terrasse des Weissen Hauses mit Autorennsport-Verantwortlichen am 9. April 2025.

Anleger hatten bereits eine Menge Geld verloren, darunter zahlreiche Amerikanerinnen und Amerikaner Teile ihrer Altersvorsorge, als sein morgendlicher Post am Mittwoch die Runde machte. «Der perfekte Zeitpunkt zum Kaufen», meldete der US-Präsident, in Grossbuchstaben. Wenige Stunden danach gab er bekannt, dass er die sogenannten reziproken Zölle für 90 Tage aussetzen werde, unter anderem für die EU. Daraufhin verwandelte sich der Crash vorübergehend in eine Rally. Die Zahlen wurden grün statt rot, die Kurven gingen steil nach oben.

Wenn Investoren «ein bisschen ängstlich» werden

Wer das rechtzeitig ahnte und sich mit stark verbilligten Papieren eingedeckt hatte, konnte sagenhaft Kasse machen. «Wie kann das keine Marktmanipulation sein?», fragte der demokratische Abgeordnete Mike Levin in einem Video auf X. Wer Trump-Anhänger sei und getan habe, was Trump gesagt habe, der habe gut gehandelt. «Wenn Sie hingegen ein Rentner oder ein älterer Mensch oder jemand aus der Mittelschicht sind, der in den letzten Tagen keine Risikotoleranz hatte und sich zum Verkauf entschlossen hat, dann wurden Sie verarscht.»

Welcher Milliardär gerade reicher geworden sei, fragte der Demokrat Steven Horsford aus Nevada. Republikaner widersprechen, vornweg Trumps Hardliner Stephen Miller, sein stellvertretender Stabschef. «Wir haben die grösste wirtschaftliche Meisterstrategie eines amerikanischen Präsidenten in der Geschichte beobachtet», gab Miller auf X bekannt. Solche Lobeshymnen waren bisher aus autoritären Regimen bekannt und treffen in der weiten Welt von Wirtschaft und Politik eher nicht auf ungeteilte Zustimmung.

Trump selbst erklärte seine Laune während eines Empfangs von Rennfahrern, was nicht schlecht zur Achterbahnfahrt der Kurse passte. «A little bit yippy» seien die Investoren geworden, ein bisschen wacklig, und «ein bisschen ängstlich»; man müsse «flexibel sein». Die Wahrheit war wohl die, dass ihn Stimmen wie die des Hedgefonds-Managers und Gönners Bill Ackman zur vorübergehenden Umkehr animiert hatten. Oder Elon Musk, der für ihn Behörden schreddert, aber mit seinem Zoll-Exzess sehr unzufrieden war.

Wer zuckt im Duell mit China zuerst?

Andererseits sieht es so aus, als entzweie sich das Tandem Trump/Musk gerade. Insgesamt darf wohl festgestellt werden, dass auch in Trumps Amerika beim Geld die Freundschaft aufhört. Wobei gar nicht mehr so klar ist, wer noch zu seinen Freunden zählt und wer nicht, das kann sich alles rasch ändern. Auch viele Aktien drehten nach zwischenzeitlichen Gewinnen rasch wieder ins Minus, weil der Handelskrieg mit China eskaliert. Trump hat die Abgaben für chinesische Importe auf 145 Prozent erhöht, Peking zuletzt auf 125 Prozent.

Wer zuckt zuerst, Trump oder Chinas Machthaber Xi? Insgesamt hat bei der ganzen verheerenden Zollgeschichte nicht nur das Washingtoner Insider-Portal Axios einen Verdacht: Es gebe wenig Anzeichen dafür, dass Trumps Wende «von Anfang an der Masterplan war».