MamablogNein, ich vermisse mein Kind nicht
Unsere Autorin erzieht ihre Tochter im Wechselmodell mit dem Vater. Gerade waren die beiden zwei Wochen in den Ferien – während sich die Mutter daheim über Reaktionen wunderte.
Heute ist der letzte Tag meiner «sturmfreien» Zeit. Zwei Wochen lang war meine Tochter nun mit ihrem Vater in den Ferien. Für mich bedeutete das 14 Tage nur für mich, meine Arbeit, meine Freundinnen. Gleichzeitig waren es zwei Wochen, in denen ich immer wieder hörte: «Krass, so lang ist sie weg? Das könnte ich nicht … Du musst sie schrecklich vermissen!»
Immer wieder dieses «Du musst». Irgendwann fragte ich mich selbst: Müsste ich das? Und: Wird ihr Vater das Gleiche hören, wenn wir morgen in unsere zweiwöchigen Mama-Kind-Ferien starten? Ich habe mir fest vorgenommen, ihn zu fragen, wenn wir zurück sind.
Denn Tatsache ist: Ich freue mich sehr darauf, meine Kleine wieder in die Arme zu schliessen, aber vermisst habe ich sie die letzten 14 Tage nicht. Stattdessen habe ich es genossen, meine Tage planen zu können, ohne Gefahr zu laufen, alles aufgrund eines Anrufs aus der Kita wieder über den Haufen werfen zu müssen. Ich habe es genossen, durchzuschlafen, scharfe Sachen zu kochen, nicht ständig Spielsachen wegräumen zu müssen und den Feierabend entweder gemeinsam mit Freundinnen oder allein lesend auf dem Balkon verbringen zu können. Also einfach das zu tun, wonach mir – ja, nur mir – der Sinn stand.
Tägliche Anrufe gibt es nicht
Wenn ich das allerdings im Gespräch mit anderen Mamas laut aussprach, erntete ich quasi immer betretenes Schweigen oder überraschte Reaktionen. Wenn ich dann noch erzählte, dass wir in der ganzen Zeit nur einmal knapp drei Minuten telefoniert hatten, fiel meinem Gegenüber meist die Kinnlade auf den Tisch. Die einen sagten: «Ich wünschte mir, ich könnte das auch. Einfach loslassen und geniessen.» Andere meinten, das Ganze einordnen zu müssen: «Okay, du bist es halt auch schon gewohnt. Deine Tochter ist ja nur jede zweite Woche bei dir.»
Und ja, vermutlich spielt das eine Rolle. Genau wie die Tatsache, dass wir uns im Laufe unserer Trennung darauf einigten, dass wir keine täglichen Anrufe beim jeweils anderen Elternteil institutionalisieren wollen. Natürlich darf unsere Kleine Mama und Papa immer anrufen, wenn ihr danach ist. Ihr Bedürfnis danach hält sich bis jetzt jedoch in Grenzen. Selbst wenn sie zwei Wochen weg ist. Genau wie meines – und das scheint viele andere Mütter zu irritieren.
Dabei sind wir doch keine homogene Masse, sondern Menschen mit individuellen Persönlichkeiten und Bedürfnissen. Die einen verzehren sich nach ihrem Nachwuchs, sobald die Haustür hinter ihm zugeht, die anderen könnten gut und gern ein paar Wochen ohne ihn aushalten. Beides ist doch vollkommen in Ordnung, solange die Familie glücklich ist, oder etwa nicht?
Weniger vergleichen, bitte!
Wäre ich nicht so gefestigt in meiner Überzeugung, dass unsere Tochter ein sehr zufriedenes Kind und unser Modell ein gesundes ist, würden mich diese «Du musst»-Aussagen vermutlich nicht nur irritieren, sondern auch verunsichern. Vielleicht würde ich mich sogar fragen, ob etwas mit mir nicht stimmt und ob ich etwas anders machen müsste.
Was ich damit sagen will: Auch wenn ich annehme, dass solche Fragen nicht böse gemeint sind, würde ich mir wünschen, dass wir Mütter im Allgemeinen achtsamer und wertfreier miteinander umgehen und kommunizieren. Weil wir schon oft genug mit ungefragter, mehr oder weniger subtiler Kritik von allen Seiten konfrontiert sind und es deshalb leider sehr viele Mamas gibt, die sich ständig hinterfragen. Da wäre es doch schön, wenn wenigstens wir uns einfach so akzeptieren würden, wie wir sind, statt uns ständig zu vergleichen. Oder?
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