Zahl statt Kreuz im Todesfall-FeldErneutes Formular-Chaos – den jungen Corona-Toten gibt es gar nicht
Ein junger Mann in der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren sei am Coronavirus gestorben, bestätigte der Bund am Freitag. Nun teilt der Kanton Bern mit, dies sei eine Falschmeldung. Ein Formular wurde falsch ausgefüllt.
Erstmals sei ein Corona-Todesfall in der Altersklasse der 20- bis 29-Jährigen zu beklagen. Dies bestätigte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag auf Anfrage von Tamedia. Der junge Mann sei im Kanton Bern gestorben.
An einer Pressekonferenz äusserte sich anschliessend auch Stefan Kuster, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten des BAG, zum Fall. Der Todesfall sei «tragisch», der junge Mann habe nicht zur Risikogruppe gehört und sei gesund gewesen.
Am Abend dann verschickte der Kanton Bern eine Richtigstellung: Den Corona-Toten gibt es demnach gar nicht. Es handle sich um eine Fehlinformation, «die aufgrund von Unklarheiten auf der klinischen Meldung einer Person erfolgte, die sich in Isolation befindet und keine schweren Covid-19-Symptome hat». Der Kanton Bern habe keine Todesfallmeldung an das BAG gesandt.
Fälschlicherweise Todesdatum eingetragen
Gundekar Giebel, Kommunikationschef der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern, erklärt auf Anfrage, der Fehler sei bei der klinischen Meldung eines Isolationsfalls passiert. Man habe dem Bund lediglich mitgeteilt, dass sich ein erkrankter Mann in der besagten Altersgruppe in Isolation befinde. «Das Formular enthält ein Feld, das bei Todesfällen angekreuzt wird. Zwar wurde dort kein Kreuz gemacht – aber es befand sich eine Zahl in diesem Feld.»
Das BAG habe die Meldung als Todesfall gewertet, ohne auf das Todesfall-Formular zu warten, das normalerweise ebenfalls verschickt wird. «Leider wurde auch zu spät abgeklärt, weshalb sich eine Zahl und kein Kreuz in dem Feld befand.» Der Fehler flog erst auf, nachdem Kuster die Medien schon via Pressekonferenz über den Fall informiert hatte. «Da unsere Kantonsärztin keine Details von dem Todesfall hatte, suchte sie in den Unterlagen nach dem Fall, bis sie schliesslich auf die Fehlerquelle stiess.»
Das BAG spricht davon, die Fehlinformation sei aufgrund eines fälschlicherweise eingetragenen Todesdatums passiert. Man werde die Todesfallstatistik der Covid-19-Fälle «morgen um -1» korrigieren.
Baby starb im Mai
Damit gibt es in der Schweiz seit Ausbruch der Pandemie nur einen einzigen Todesfall, der einen Patienten unter 30 Jahren betrifft. Im Mai starb im Kanton Aargau ein Baby, das positiv auf Covid-19 getestet worden war. Der Säugling hatte sich in Mazedonien angesteckt und war von dort ins Kinderspital Zürich geflogen worden. Ob das Coronavirus den Tod des Buben verursachte, ist allerdings weiterhin unklar, wie Christoph Berger, Leiter der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene am Kinderspital in Zürich, sagt.
Die Untersuchungen seien weiter im Gang. Gesichert ist lediglich, dass die Todesursache eine schwere neurologische Krankheit war, die häufig durch Viren verursacht wird – und dass der Corona-Test bei dem Säugling positiv ausgefallen war.
Insgesamt starben laut Statistik des Bundes bisher 1715 Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Darunter befinden sich zehn Menschen zwischen 30 und 49 Jahren. Die allermeisten Verstorbenen waren zum Zeitpunkt ihres Todes über 80 Jahre alt.
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