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Astrophysiker kritisiert Nasa
Erste Tonaufnahmen eines schwarzen Loches sollen «völliger Quatsch» sein 

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Für die einen sind es Hunderte gequälte Seelen, für die anderen das Brummen eines hungrigen Magens. Die von der US-Weltraumbehörde Nasa veröffentlichten Tonaufnahmen eines schwarzen Loches sorgen im Netz für Begeisterung, Spekulation und Kritik. Die Audiodatei mit den sphärischen und leicht beklemmenden Klängen wurde allein auf Twitter bereits knapp 15 Millionen Mal angehört. Auf Youtube wurde das Video «Black Hole Remix» bereits Anfang Mai veröffentlicht. Wirklich viral ging der 30-sekündige Schnipsel doch erst auf Twitter.

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Im Tweet erklärt das Exoplaneten-Team der Nasa, es sei ein «Irrglaube, dass es im Weltraum keinen Schall gibt». Schallwellen könnten sich in einem Vakuum tatsächlich nicht ausbreiten – doch: «In einem Galaxienhaufen gibt es so viel Gas, dass wir tatsächlich Schall wahrgenommen haben. Hier wird er verstärkt und mit anderen Daten vermischt, um ein schwarzes Loch hörbar zu machen!» 

Für Chris Lintott, Astrophysiker an der Universität Oxford, ist der Clip verwirrend. Er erwecke den Eindruck, dass der Ton «etwas sei, das man hören würde, wenn man dort gewesen wäre. Das ist leider völliger Quatsch», schreibt der Experte auf Twitter. «Es ist, als hätte man ein Aufnahmegerät, das den Ton direkt aus dem galaktischen Cluster zurück zur Erde übersetzt.» Hier würden Dinge tiefgründiger dargestellt, als sie eigentlich sind, kritisiert Lintott. «Die Umwandlung von Daten in Audio macht Spass und kann nützlich sein – vor allem für diejenigen, die keine Bilder sehen können. Aber manchmal wird es auch benutzt, um Dinge ‹tiefer› aussehen zu lassen, als sie sind, wie hier.»

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Tatsächlich wurde der Ton stark bearbeitet. Wie die Nasa erklärt, habe man den Klang um knapp 60 Oktaven angehoben und andere Klänge aus gemessenen Lichtdaten interpretiert. Anders ausgedrückt: «Er ist 144 Billiarden und 288 Billiarden Mal höher zu hören als seine ursprüngliche Frequenz», schreibt die Nasa. Mit einer solchen Sonifikation – der Veränderung von Messdaten in einen hörbaren Sound – wollte man die Wissenschaft näher an die Menschen bringen. «In gewisser Weise ist diese Sonifikation anders als alle anderen zuvor, denn sie greift auf die tatsächlichen Schallwellen zurück, die in den Daten des Chandra-Röntgenobservatoriums der Nasa entdeckt wurden», erklärt die Weltraumbehörde in einem Statement.

Auf Basis von 20 Jahre alten Aufnahmen

Die Klänge basieren auf rund 20 Jahre alten Aufnahmen, die das US-Observatorium Chandra der Nasa machte. Damals beobachtete das Röntgenteleskop 53 Stunden lang den Perseushaufen – einen etwa 240 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen im Sternbild Perseus. Das Teleskop registrierte riesige Wellenfronten, die auf ein supermassives schwarzes Loch hinwiesen. Aus diesem fliegen Teilchenjets extrem schnell ins All und treffen auf heisses Gas, wodurch die Wellen entstanden.

Tatsächlich zu hören seien die Klänge des Perseushaufens aber nicht, wie Lintott erklärt. Die Wellen entstünden zwar durch das schwarze Loch, aber der Astrophysiker glaubt nicht, «dass es viel bringt, sie als ‹Geräusche› zu bezeichnen». Vor allem seien sie «sicherlich nicht ‹das Geräusch eines schwarzen Lochs› in dem Sinne, wie die Menschen diesen Ausdruck auffassen könnten.» Es sei der Klang der Nasa. 

«Es war eine grossartige Darstellung dessen, was mir vorschwebte.»

Kimberly Arcand, Leiterin für neue Technologien beim Chandra-Röntgenobservatorium der Nasa

Experten warnten schon vor der Veröffentlichung, dass der Klang nicht genau das sein wird, was man hören würde, wenn man direkt neben einem schwarzen Loch stünde. «Das menschliche Ohr ist nicht empfindlich genug, um diese Schallwellen wahrzunehmen», erklärte Michael Smith, Professor für Astronomie an der Universität von Kent in England, der «Washington Post». «Aber sie sind da, sie haben die richtige Frequenz, und wenn wir sie verstärken, können wir sie hören», sagte Smith. 

Die leitende Forscherin des Projekts, Kimberly Arcand, hörte die Klänge das erste Mal Ende 2021 und beschrieb sie damals als «eine wunderschöne Musik von Hans Zimmer mit einem wirklich hohen Stimmungsniveau», wie Arcand der «Washington Post» erklärte. «Es war eine grossartige Darstellung dessen, was mir vorschwebte», sagte die Visualisierungswissenschaftlerin und Leiterin der neuen Technologie bei Chandra.

Die Visualisierungswissenschaftlerin und Leiterin für neue Technologien beim Chandra-Röntgenobservatorium der Nasa, Kimberly Arcand. 

Aber es sei auch ein «Wendepunkt» für das gesamte Sonifikation-Programm gewesen, da es «wirklich die Fantasie der Leute anregte». Es zeige auch weitere Bereiche für zukünftige Forschung. «Die Vorstellung, dass es diese supermassiven schwarzen Löcher gibt, die im ganzen Universum verstreut sind und unglaubliche Lieder von sich geben, ist sehr rätselhaft», erklärte Arcand. 

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