WM-Qualifkation: Nordirland - Schweiz 0:0Der Liveticker zum Nachlesen: Schwache Leistung und verschossener Penalty
Murat Yakins Team enttäuscht auswärts in Nordirland und schafft es nicht, den geforderten Sieg zu holen.
Lange hat es nicht gedauert, bis zur ersten Enttäuschung für Murat Yakin als Schweizer Nationaltrainer. Auf das gefeierte 0:0 gegen Europameister Italien folgte ein weiteres Spiel ohne Tore. Aber dieses Unentschieden in Nordirland kann niemanden im Schweizer Team glücklich machen. Es bedeutet einen grossen Rückschritt im Kampf um den Gruppensieg und damit um das direkte Ticket für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar.
Gegen Italien hatten sich die Schweizer noch mit Applaus auf die Abwehrarbeit konzentrieren dürfen. Gegen Nordirland wären Ideen in der Offensive gefragt gewesen. Aber die Schweiz spielte langsam, uninspiriert und mit viel zu vielen langen Bällen.
Yakin geht die Arbeit nicht aus
Was gegen die Italiener noch mit einer solidarischen Leistung hatte ausgeglichen werden können, wog in Nordirland zu schwer: der Ausfall der individuellen Klasse von Xherdan Shaqiri, Breel Embolo und auch Mario Gavranovic in der Offensive. Und auch die Power ihres Captains Granit Xhaka hätten die Schweizer an diesem zähen Abend gut brauchen können.
Trotzdem hätte das Team von Yakin die Begegnung gewinnen können, ja gewinnen müssen. Nachdem Ruben Vargas in einer absolut ungefährlichen Situation von Michael Smith zu Boden gerissen worden war, durfte Haris Seferovic zum Elfmeter anlaufen. Aber der Stürmer lehnte das Angebot ab und scheiterte nach einer halben Stunde mit einem äusserst schwach getretenen Elfmeter.
Das passte zu einem Abend, an dem die Schweiz keinen Plan gegen den nordirischen Riegel zu haben schien. Yakin geht die Arbeit nicht aus.

Irlande du Nord

Suisse
Zakaria muss zum taktischen Foul greifen, nachdem sich Linksverteidiger Rodriguez vorne festgebissen hat. Das Problem der Schweizer: Ihre Absicherung funktioniert überhaupt nicht, wenn sie mal vorne den Ball verlieren. Da öffnen sich jeweils Räume, die grösser sind als das Wohnzimmer der geplanten Villa von Xherdan Shaqiri in Rheinfelden.

Chance Akanji
Das war ein gut getretener Freistoss von Ruben Vargas von halbrechts. Seine Bananenflanke landet fast auf Manuel Akanjis Fuss. Da fehlten Zentimeter zur Schweizer Führung.
Lewis foult Vargas hart und wird dafür verwarnt.
Italiens hohe Führung
Der grosse Gegner der Schweiz im Kampf um den Gruppensieg löst seine Aufgabe heute Abend sehr souverän. Italien führt gegen Litauen bereits 4:0. Getroffen haben Kean (zweimal), Raspadori und der Litauer Utkus ins eigene Tor.
Es geht weiter. Und es kann aus Schweizer Sicht eigentlich nur besser werden. Die Italien-Partie war für Murat Yakin so etwas wie ein Freispiel. Eine Niederlage gegen den Europameister wäre ihm verziehen worden. Vor allem bei den vielen Absenzen, mit denen er umgehen muss. Aber gegen Nordirland wird von der Schweiz auch mit der B-Auswahl ein Sieg verlangt.
Das war eine insgesamt sehr enttäuschende erste Halbzeit der Schweizer. Aus dem Spiel heraus haben sie sich keine einzige Chance erarbeitet. Der einzige Schuss, der den Weg aufs Tor des Gegners gefunden hat, war der Elfmeter von Haris Seferovic. Und der war schwächer als ein nordirischer Kaffee.
Im Zentrum ist von Freuler und Zakaria praktisch nichts zu sehen. Fassnacht auf rechts ist auch sehr diskret unterwegs. Vargas auf links wenigstens bemüht. Und der Plan von Yakin ist jetzt auch nicht wirklich zu sehen. Das Spiel der Schweizer ist langsam und dazu auch noch unpräzise.
Alles in allem: Es gibt einiges zu besprechen in der Garderobe.
In Strafraumnähe
Immerhin, seit dem verschossenen Elfmeter kommen die Schweizer häufiger in die Nähe des nordirischen Strafraums. Aber dort stehen halt oft zehn Nordiren, die den Ball mit grosser Freude und Lust wieder weg treten.
Luft nach oben
Wollen wir positiv bleiben, dann haben die Schweizer bei ihrem Auftritt noch sehr viel Luft nach oben. Etwas kritischer muss man schreiben: Das ist bislang ein sehr ideen- und kraftloser Auftritt.
Chance Elvedi
Widmer bringt nach einer zunächst abgewehrten Ecke den Ball noch einmal zur Mitte. Dort ist Akanji, der versucht, Elvedi zu finden. Der kommt nach einem nordirischen Fehler tatsächlich an den Ball, grätscht diesen aber neben das Tor. Halbchance. Immerhin das mal.
Kollege Waldis
Mein Kollege Samuel Waldis schreibt gerade im internen Chat: «Schon gegen Frankreich stand ein verschossener Elfer am Ursprung des besten Fussballspiels aller Zeiten.» Aber leider gibt es heute ja keine Verlängerung.
Schade um das schöne Geschenk
Nicht jeder Schiedsrichter hätte so einen Penalty für das Auswärtsteam gepfiffen. Der Österreicher Harald Lechner hat es getan. Und dann winken die Schweizer in Person von Seferovic einfach ab und sagen: Danke, lieber nicht. Wir haben hier schon das letzte Mal nur dank eines weichen Elfmeters gewonnen. Das wäre jetzt einfach unfair. Das wollen wir nicht.
Seferovic verschiesst
Hat er denn nichts von Jorginho gelernt? Hat er nicht gesehen, dass sich Goalies seit der Euro nicht mehr einfach so in eine Ecke werfen? Hat Haris Seferovic offensichtlich nicht. Er versucht sich in einem dieser Hüpfer-Penaltys, die so unglaublich blöd aussehen, wenn sie nicht ins Tor gehen. Und der hier geht definitiv nicht rein.
Der Goalie der Nordiren hat den wunderbaren Namen Bailey PeacockFarrell. Bislang wäre das Team aber auch ohne ihn ganz gut zurecht gekommen. Er spielt bei einem Club, der ebenfalls einen schönen Namen hat: Sheffield Wednesday.
Und er hält diesen Penalty ohne Probleme.
Mann, war der mies getreten.
Penalty Schweiz
Wie, wo, was? Es gibt Penalty für die Schweiz.
Vargas wird von Smith zurück gehalten. Gilt in Nordirland vermutlich als Stürmerfoul so etwas. Aber hier wird gepfiffen. Und Seferovic darf anlaufen.
Was ist der Plan?
Bisher überraschend viele lange Bälle im Schweizer Aufbauspiel. Die wiederum überraschen die Nordiren bislang überhaupt nicht, die vor allem in Ligen ihr Geld verdienen, in denen der lange Ball zumindest nicht als unschicklich gilt. Möglich, dass Yakin will, dass seine Schweizer die sogenannten «zweiten Bälle» aufsammeln, die es nach weiten Pässen oft gibt. Also Abpraller abfangen, um eine etwas weniger gut orientierte Defensive überrumpeln zu können. Läuft bislang eher nicht so.

Smith tritt Zakaria auf den Knöchel. Sehr schmerzhaft für den Schweizer. Äusserst Gelb für den Nordiren.
Die Fehlerkultur
Was in den ersten Minuten klar zu sehen ist: Die Schweizer müssen nicht nur ein Rezept gegen die tief stehenden Nordiren finden (bis jetzt ist von so einem noch rein gar nichts zu sehen). Sie müssen gleichzeitig auch aufpassen wie die Heftlimacher, dass sie keine Fehler begehen. Wenn es bis jetzt irgendwo aufregend wurde, dann in der Schweizer Hälfte, wenn Nordirland rasch umschalten konnte.
Akanji überrascht Frei mit einem Pass, danach muss der Basler im Zentrum zum Foul greifen. Er wird verwarnt, muss also bereits aufpassen. Und ist ausserdem nach zwei Einsätzen unter Yakin bereits für das nächste Spiel gesperrt, weil er auch schon gegen Italien Gelb gesehen hat.
Akanjis Vorwärtsdrang
Manuel Akanji zeigt bislang sehr viel Vorwärtsdrang. Was einerseits löblich ist, hat auf der anderen Seite des Spielfelds grössere Lücken zur Folge, in die die Nordiren noch so gerne stossen. Eben wieder so eine Situation, die dann aber entschärft wurde, bevor sie wirklich gefährlich werden konnte. Wieder war es Lavery, der mit seinem Antritt für Aufregung gesorgt hat.
Lavery war's
Nachtrag: Es war Shayne Lavery, der da so viel schneller war als Elvedi, danach aber nicht kaltblütig genug, um auch noch Sommer zu bezwingen.
Riesenchance Nordirland
Ui! Das war jetzt aber grosses Glück für die Schweiz. Akanji lässt einen Befreiungsschlag durch, in der Annahme, dass Elvedi hinter ihm die Sache schon im Griff hat. Hat der aber gar nicht. Stattdessen eilt ein Nordire alleine auf Sommer zu. Und Elvedi braucht schon recht viel Handarbeit, um ihn dann im Abschluss zu behindern, dass er den Ball neben das Tor tritt. Da wäre mit weniger Kraft im Schuss und mehr Präzision das 1:0 für Nordirland durchaus möglich gewesen.
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