Streit um Mohammed-KarikaturenErdogan spricht von Kreuzzügen des Westens
Der türkische Präsident wirft bestimmten Staaten vor, den Islam zu attackieren. Vor allem Frankreichs Regierung ist ihm ein Dorn im Auge.
Im Streit mit Frankreich über Mohammed-Karikaturen und Meinungsfreiheit wirft der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bestimmten Ländern eine «Neuauflage der Kreuzzüge» vor. Diese würden von westlichen Staaten geplant, die den Islam attackierten, sagte Erdogan am Mittwoch in einer Rede vor Abgeordneten seiner Partei AKP. Sich gegen Angriffe auf den Propheten Mohammed zu stemmen, sei «eine Frage der Ehre».
Nach der Enthauptung eines Lehrers durch einen 18-jährigen mutmasslichen Islamisten hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, verstärkt gegen den konservativen Islam vorzugehen, der die Werte Frankreichs zu untergraben drohe . (Lesen Sie auch: Ein Imam, der den Islamismus für eine Bedrohung hält). Die Mohammed-Karikaturen, die manchen Muslimen als Blasphemie gelten und von dem Lehrer im Unterricht verwendet wurden, sollen Macron zufolge im Zuge der Meinungsfreiheit nach wie vor veröffentlicht werden dürfen.
Eine Reihe muslimischer Länder – allen voran die Türkei – kritisierte daraufhin die französische Regierung heftig. Erdogan griff Macron persönlich an und rief zu einem Boykott französischer Waren auf.
Weil die französische Satirezeitung «Charlie Hebdo» auf ihrer Titelseite eine Karikatur von Erdogan veröffentlichte, will die Türkei nun alle notwendigen rechtlichen und diplomatischen Schritte unternehmen. Staatliche türkische Medien berichteten, die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen gegen «Charlie Hebdo» eingeleitet.
Erdogan bezeichnete das französische Satiremagazin als «obszön». Er habe von der Titelseite mit der Karikatur, die ihn abbilden soll, gehört, sie aber nicht angesehen, sagte der türkische Präsident in Ankara weiter. Die Karikatur auf der Titelseite von «Charlie Hebdo», die vorab online veröffentlicht wurde, zeigt Erdogan in weissem Oberteil und Unterhose auf einem Sessel sitzend. Er hält eine Dose in der Hand und hebt das Gewand einer verschleierten Frau hoch, um ihr nacktes Hinterteil zu enthüllen. «Ohh! Der Prophet!», heisst es dazu in einer Sprechblase. Die Seite ist betitelt mit den Worten: «Erdogan – privat ist er sehr lustig».
REUTERS/SDA/fal
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