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Nachruf auf Douglas Trumbull
Er war der Architekt moderner Science-Fiction

In der Schweiz ausgezeichnet: 2013 gewann  Douglas Trumbull in Locarno den Vision Award.  
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Sein Name war wie eine Wolke. Wenn Douglas Trumbull am Werk war, dann konnte man sicher sein, dass es entweder ein epochaler Film oder ein Reinfall würde. Dazwischen gab es wenig. Was der US-amerikanische Tricktechnikpionier zur Filmgeschichte beitrug, ist allerdings beträchtlich.

Trumbull, 1942 in Los Angeles geboren, hatte bereits mit 23 Jahren angefangen, Werbefilme für die US-Weltraumbehörde Nasa zu drehen. Damit beeindruckte er den jungen Stanley Kubrick so sehr, dass dieser ihn als Spezialeffekt-Verantwortlichen für «2001 – A Space Odyssey» (1968) verpflichtete. Es sollte der erste und fortan massgebliche Film sein, der sich vom damals gängigen Science-Fiction-Trash entfernte und einen Genreboom auslöste, der bis heute anhält.

Für diesen Meilenstein des Genres erfand Douglas Trumbull unter anderem die sogenannte «Slit Scan»-Maschine, die ein besonders psychedelisches Licht im Weltraum erzeugte. Als Auszeichnung gabs einen Oscar für die besten Spezialeffekte – allerdings bekam den nicht Trumbull, sondern der Egozentriker Kubrick, der die Credits für sich alleine beanspruchte.

Trotzdem war Douglas Trumball nach «2001 – A Space Odyssey» ein gemachter Mann, was die Science-Fiction betraf. Er konnte es sich leisten, eine Mitarbeit an «Star Wars» abzulehnen. Stattdessen schlug er seinen Assistenten John Dykstra vor, der von dort aus seine eigene Karriere startete – mehrfach oscarprämiert – bis hin zu «Once Upon a Time in Hollywood» von Quentin Tarantino.

Wobei es dann wiederum Dykstra war, der Trumbull für «Star Trek» (1979) und Ridley Scotts «Blade Runner» (1982) zurückholte. Trumbull nahm sich dieser Filme an und kreierte jene unverkennbaren optischen Oberflächen, wofür er je eine Oscarnomination erhielt.

Schiffbruch als Regisseur

Auch Trumbulls eigene Regiearbeiten gefallen durch brillante Bilder und beklemmende Atmosphären, namentlich der Weltraum-Ökothriller «Silent Running» (1971). Beim Publikum fielen seine Werke jedoch durch. Schlimmer noch: Während der Dreharbeiten zu «Brainstorm» (1983) ertrank seine Hauptdarstellerin Nathalie Wood. Trumbull stellte den Film zwar auf eigene Faust fertig, zerstritt sich aber mit den Studioverantwortlichen so sehr, dass seine Hollywoodkarriere Schiffbruch erlitt.

Fortan beschränkte sich Trumbull darauf, weitere technische Neuerungen für die Filmindustrie und Themenparks zu entwickeln. Zuletzt wirkte er nur noch einmal bei einem Film mit – in Terrence Malicks «Tree of Life» (2011). Sein Ruf als Genre-Erneuerer blieb. 

Zweimal wurde Trumbull auch an Schweizer Festivals eingeladen, einmal ans Neuchatel International Fantastic Film Festival, einmal nach Locarno. Dort sagte der damalige Direktor Carlo Chatrian 2013: «Douglas Trumbull hat immer etwas weiter gesehen als andere. Er tat das von einem unabhängigen Standpunkt aus, was ihn mit den grössten Regisseuren zusammenbrachte.»

Jetzt ist Trumbull 79-jährig gestorben. Seine Tochter Amy schrieb auf Facebook, dass er an Krebs, einem Schlaganfall und einem Hirntumor gelitten hatte.