Pogacar dominiert erneutVelo-Frankreich an der Tour zurück auf Feld 1
Auf der letzten Bergankunft gewinnt der designierte Gesamtsieger zum dritten Mal. Die Gastgeber sind derweil zurück in der Zuschauerrolle.
Er hat sich zweieinhalb Wochen lang angekündigt. Und doch ist es ein brutaler Weckruf, der Frankreich auf der letzten Bergetappe ereilt. Er kommt am Col du Tourmalet, einem der Fixpunkte der Tour de France, den diese zum 80. Mal besucht.
Es sind zwei Franzosen, die den Pass an der Spitze des Rennens überqueren: Pierre Latour vor David Gaudu. Letzterer ist der Leader von Groupama-FDJ. Und erinnert in seinem blau-weiss-roten Trikot die Grande Nation daran, was da war, vor gerade einmal zwei Jahren: Der Tourmalet war damals Schauplatz einer spektakulären Bergankunft, bei der sich Gaudus Teamkollege Thibaut Pinot auf beeindruckende Weise durchsetzte.
Die einheimischen Hoffnungsträger sind abwesend
Pinot liess damals ein Land träumen: vom ersten französischen Sieg seit 1985. Der Traum hielt sich bis ganz zuletzt. Doch auf der vorletzten Bergetappe brach Pinot unvermittelt ein, geplagt von einem mysteriösen Rückenleiden. Dieses behindert ihn seither. Pinot fehlt an dieser Tour, beobachtet das Rennen von daheim.
Er ist der deutlichste Beweis, dass Frankreichs Profis wie beim Leiterlispiel zurück auf Feld 1 gerutscht sind. Der Traum vom Gesamtsieg scheint so weit entfernt wie viele Jahre nicht mehr. Natürlich, Julian Alaphilippe gewann die erste Etappe, trug das Maillot jaune und sorgte zum Start für Erinnerungen an die vergangenen Ausgaben, als er ebenfalls in Gelb durchs Land geradelt war, 2019 bis zur zweitletzten Etappe – aber trotzdem ohne echte Siegchance.
Alaphilippe erinnert ungut an Voeckler
Dabei ist es geblieben. Nichts zeigt das deutlicher als Alaphilippes Fahrweise an diesem Rennen. Mit seinem Talent – den guten Kletterfähigkeiten und dem starken Kick im Finale – hätte er bei der Hälfte der Etappen gewinnen können. Nur: Es hätte eine Auswahl gebraucht. Stattdessen ging der Weltmeister praktisch täglich in die Offensive – und gehörte dann ebenso regelmässig zu den ersten Abgehängten, wenn auf den entscheidenden Kilometern der Etappen um den Tagessieg gekämpft wurde.
Es war, als hätte er seinen Instinkt für den Erfolg verloren, Alaphilippe war mehr Showman als Sieger. Noch schlimmer: In seiner Fahrweise erinnerte er an Thomas Voeckler, der an der Tour aus unzähligen Scheinoffensiven und einer leidensverzerrten Visage eine gute Karriere gemacht hat. Heute ist er Nationaltrainer und TV-Experte.
Auf Voeckler folgten Pinot und Romain Bardet – und getrauten sich, wieder grosse Tour-Ziele auszugeben. Beide schafften es in Paris aufs Podest – und doch blieb das Rennen eine Nummer zu gross für sie. In diesem Jahr fehlen sie beide. Und damit auch die einheimischen Fixpunkte mit den grossen Ambitionen.
Animatoren vor den Augen des Präsidenten
Die Franzosen sind zurück in ihrer Animatorenrolle. Wie Gaudu, der zwar ein wackerer Kletterer ist, aber doch eine oder zwei Nummern kleiner als die Weltbesten. Wie Guillaume Martin, der Velophilosoph, der in Luz Ardiden auf den achten Gesamtrang vorrückt. Das ist für ihn ein grosses Resultat – aber auch das Höchste der Gefühle. Sie sind die Fahrer, denen Emmanuel Macron im Ziel gratuliert, «für ihr Herz, mit dem sie das Rennen animiert haben».
Auch der französische Präsident muss aber konstatieren, dass sie gegen den Gesamtleader chancenlos waren. Macron wohnt der Siegerehrung von Tadej Pogacar bei, den er «einen grossen Champion» nennt. Der Slowene ist der designierte Sieger dieser Tour, mit allfälligen allerletzten Zweifeln räumt er an der letzten Bergankunft auf.
Für Pogacar ist das alles ein Spiel
Erneut ist er auf den letzten Metern seinen verbliebenen Konkurrenten hoch überlegen, gewinnt seine dritte Etappe und macht mit seiner spielerischen Fahrweise deutlich, dass er sehr wohl noch mehr im Tank gehabt hätte, hätte er sich mit grösserer Gegenwehr konfrontiert gesehen. Ob das alles ein Spiel sei für ihn, wird er danach gefragt. Seine Antwort sagt alles aus über den Tour-Dominator: «Natürlich. Es ist für mich eines, seit ich mit dem Radsport angefangen habe. Und ich spiele es gerne.»
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