Tour-Leader Tadej PogacarDieser Mann hofft auf noch mehr Regen
Der Slowene will nichts davon wissen, das Rennen schon gewonnen zu haben – trotz mehr als fünf Minuten Vorsprung.
Hörte man nur seine Worte, ohne zu wissen, was der junge Sportler in den vergangenen zwei Wochen in Frankreich aufgeführt hat, man könnte meinen, die grosse Schaffenskrise stünde kurz bevor. «Ich fühle mich ein wenig müde. Dazu habe ich einen Sonnenbrand und zuletzt nicht gut geschlafen nach den schweren Etappen», sagt Tadej Pogacar am Montagnachmittag. Ein Stündchen sass er am Ruhetag in Andorra auf dem Velo, genoss «die schöne Landschaft – da fühlte ich mich gut».
So viel Vorsprung hatte zuletzt nur jener, dessen Name man nicht nennt
Richtig müde schaut er nicht aus dabei. Die Klagen wirken fast etwas aufgesetzt, schliesslich sind die Verhältnisse die gleichen wie vor einer Woche, am ersten Ruhetag nach den Alpenetappen. Der 22-Jährige hat im Gesamtklassement mehr als fünf Minuten Vorsprung auf seine Verfolger: nicht die schlechteste Ausgangslage für die Schlusswoche. Einzig der Paria der Tour de France (ein aus den Siegerbüchern getilgter Texaner) ging in den vergangenen 20 Jahren einmal mit einem noch grösseren Polster auf die letzten sechs Etappen.
Ob es für Pogacar eine lockere Fahrt Richtung Paris wird, oder ob er tatsächlich noch einmal richtig herausgefordert wird, wird sich spätestens am Mittwoch zeigen, bei der ersten wirklich schweren Bergankunft dieser Tour, hinauf zum Col du Portet. Pogacars grösster Verbündeter an jenem Tag wird einmal mehr von ausserhalb des Teams kommen – von ganz oben: Die Wetterprognosen sehen Regen oder zumindest keinen Sonnenschein voraus. Das ist ganz im Sinne Pogacars. Die Hitze war bislang der einzige Faktor, der seiner Leistungsfähigkeit offenbar nicht zuträglich ist.
Furchteinflössend für die Konkurrenz: Woche 3 ist seine Spezialität
Das zeigte sich am Mont Ventoux. «Da erreichte ich mein Limit, explodierte gar ein wenig», sagt Pogacar, ehe er hinzufügt: «Das war bislang der einzige Moment.» Als ob die Präzisierung nötig gewesen wäre. Abgesehen von jenem Wackler vergangenen Mittwoch, als er bis zum Bergpreis knapp 50 Sekunden auf den erstaunlichen Dänen Jonas Vingegaard verlor, den Rückstand in der Abfahrt aber wieder tilgte, verlief Woche 2 für den Gesamtleader ziemlich ereignisarm.
Es braucht weiterhin einen Coup seiner Herausforderer, wollen sie Pogacar wirklich noch aus den Reserven locken. Zumal keine Furcht mitschwingt, wenn der sagt: «Ich freue mich auf die Tests in den Pyrenäen.» Weil er weiss: Die dritte Woche einer Grand Tour ist jener Moment, in dem er erst richtig ins Rollen kommt. Oder zumindest weniger abbaut als die Konkurrenz – was denselben Effekt hat. An seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt, der Vuelta 2019, gewann er die letzte Bergetappe, nach einer 35-Kilometer-Flucht. Und wie er 2020 die Tour beim Zeitfahren auf der 20. Etappe auf den Kopf stellte, ist noch allen präsent.
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