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Tour de France verrückt
Der Favorit dominiert – und trotzdem ist das Rennen aufregend

Gewinnt die 9. Etappe der diesjährigen Tour de France dank eines Husarenritts: Der Australier Ben O’Connor.
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Das Alpenwochenende der Tour de France nutzt Tadej Pogacar zur Machtdemonstration. Am Samstag fährt er seinen verbliebenen Begleitern 32, am Sonntag 4 Kilometer vor dem Ziel davon. Keiner hat auch nur ansatzweise eine Chance, ihm zu folgen.

Richard Carapaz versucht es zumindest, das muss man ihm zugutehalten. Alle anderen sitzen als Zuschauer in der ersten Reihe der Pogacar-Show. Diese geht am Montag in die erste Pause, nach einer sehr aufregenden ersten Tourneewoche.

Fährt weiterhin souverän in Gelb: Tadej Pogacar. 

Auf dem Velo agiert der Slowene wie ein abgezockter Profi. Erst in den öffentlichen Momenten, in denen er nicht auf dem Velo sitzt, wird deutlich, dass der Leader des wichtigsten Radrennens erst 22 Jahre alt ist – ein Jungspund, der die ganze Radwelt nach seiner Pfeife tanzen lässt.

Faxen und ein wärmendes Plüschtier

Tadej Pogacar macht im Ziel mal Faxen in Richtung Kamera, wenn wie am Freitag mit Matej Mohoric ein Landsmann siegt und deshalb interviewt wird. Als er am Sonntagnachmittag in Tignes selber vor dem Mikrofon steht, drückt er sich den gelben Plüschlöwen fest an die Brust, dieses Stofftier, den der Gesamtleader täglich bei der Siegerehrung erhält. «Er gibt mir etwas warm – es ist wirklich kalt», sagt Pogacar und zeigt damit, dass er das garstige Wetter zwar zu ertragen weiss, aber sehr wohl auch spürt.

Im Rennen wirkt das anders. Am Samstag greift er am Col de Romme an, zu einem Zeitpunkt, als er das Rennen komplett unter Kontrolle hat. Doch das ist ihm nicht genug.

Er spürt, dass die Gegner am Limit sind – und nützt das aus. Er erklettert den Col de Romme und direkt im Anschluss den Col de la Colombière in Zeiten, die zu den allerbesten je an der Tour gemessenen gehören. Seine Konkurrenten verlieren nicht Sekunden, sondern Minuten.

Weiterfahren, wenn andere Handschuhe anziehen

Entsprechend zurückhaltend sind sie tags darauf, als das Rennen erneut im Dauerregen auf über 2000 Meter über Meer führt. Ganz oben werden 8 Grad gemessen. In den Abfahrten fühlt sich das bei 80 km/h und Windchill an wie 2 Grad. Zahlreiche Fahrer halten an, um sich von Teamhelfern in Neoprenhandschuhe und Regenjacken helfen zu lassen. Pogacar fährt weiter, als wäre nichts dabei.

Die UAE-Emirates-Equipe bestimmt das Tempo. Und mittendrin der wichtigste Mann: Tadej Pogacar, der Mann in Gelb.

Nach der samstäglichen Demonstration bestimmt seine UAE-Emirates-Equipe zwar das Tempo im Feld. Vor allem in der ersten Rennphase tut auch Marc Hirschi seinen Dienst, ehe er sich wie jeden Tag seit seinem Sturz ins Grupetto verabschiedet.

Der Schweizer liegt mittlerweile auf Rang 161. 165 Fahrer sind noch im Rennen.

Der Tour-Debütant und sein virtuelles Gelbes Trikot

Aber der Effort von Pogacars Kollegen kann nicht vermeiden, dass sich rund 30 Fahrer davonmachen. Das ist auch kein allzu grosses Problem, zu gross ist Pogacars Vorsprung im Gesamtklassement. Nur: Als die Fahrer an der Spitze mehr als acht Minuten vor Pogacar und Co. über die Berge rollen, ändert sich die Situation.

Der Australier Ben O’Connor fährt plötzlich virtuell in Gelb. Zwar verliert er den Status wieder, weil ihm in der Abfahrt vom Cormet de Roselend so elend kalt ist und er den Anschluss an die beiden vorausfahrenden Kolumbianer Nairo Quintana und Sergio Higuita verliert.

Doch Tour-Debütant O’Connor beisst sich durch und schafft wieder den Anschluss an die Südamerikaner, die er wenig später stehen lässt. Er zeigt am ewig langen Schlussaufstieg hoch nach Tignes eine formidable Leistung, fährt zwischenzeitlich schneller als Pogacar und Co. und damit erneut als virtueller Leader.

Dann bereitet Pogacar dem Treiben ein Ende, als er vier Kilometer vor dem Ziel beschleunigt, nachdem die Ineos-Fahrer zuvor das Tempo erhöht haben. Es ist, als hätten sie einen schlafenden Riesen geweckt – auch wenn dieser nur gerade 66 Kilogramm wiegt.

Die Vorfreude auf den Spass am Ruhetag

Pogacar geht aus dem Sattel, tritt an – und schaut zurück, seinen Begleitern in die Augen. Als ob er sie zum Duell auffordern wollte. Nur: Niemand kann oder will darauf einsteigen, weshalb der Leader bis ins Ziel weitere Sekunden herausfährt.

O’Connor feiert einen überragenden Solosieg, fünf Minuten vergehen, bis der nächste Verfolger ins Ziel kommt. Das spült den 25-Jährigen bis auf den zweiten Gesamtrang, mehr als drei Minuten vor einer grösseren Gruppe an Konkurrenten. Der Kampf um die Podestplätze, er dürfte ziemlich aufregend werden, wenn das Rennen weiterhin verläuft wie bislang.

Leader Pogacar dagegen hat andere Sorgen. Er hofft auf schönes Wetter für den ersten Ruhetag. «Ich bin erst das zweite Mal in Tignes. Aber es gibt sicher viele Arten, hier Spass zu haben», sagt er.

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