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Mord an Malcolm X
Er sass 20 Jahre unschuldig, jetzt verklagt er New York

Er war es nicht, aber wer hat dann den Mord in Auftrag gegeben? Muhammad Aziz, heute 80 Jahre alt, sass 20 Jahre lang unschuldig im Gefängnis.

Nach jahrelangen Ermittlungen von Biografen, Historikern, Politikern, einem ehemaligen Staatsanwalt und der eigenen Familie, deren Material eine mitentscheidende Netflix-Serie auslöste, steht es seit November offiziell fest: Muhammad Aziz war zu Unrecht als Mörder verurteilt worden. Denn er war keiner der drei Attentäter gewesen, die den Aktivisten Malcolm X exekutiert hatten. Dieser, ein radikaler afroamerikanischer Anführer, war am 21. Februar 1965 in einem Ballhaus von Manhattan mit 21 Kugeln durchsiebt worden. Er war 39 Jahre alt.

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Muhammad Aziz, sein angeblicher Mörder, hatte über 20 Jahre im berüchtigten Attica-Gefängnis verbringen müssen. Der heute 80-Jährige war mit zwei weiteren Verdächtigen 1966 schuldig gesprochen worden, 1985 kam er auf Bewährung frei. Im Gefängnis hatte sich Aziz zum Imam ausbilden lassen. Bei einem Streik der Gefangenen trug er als Vermittler dazu bei, dass der Protest nicht in Gewalt eskalierte.

Malcolm X wurde überwacht

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, haben sowohl das FBI als auch die New Yorker Polizei entscheidendes Material zurückgehalten, das Mohammed Aziz und den Mitverurteilten Khalil Islam entlastet hätte. Der dritte Angeklagte, Thomas Hagan, hatte die Tat gestanden, ohne dass seine Auftraggeber bekannt wurden. Dass Malcolm X dem FBI nicht geheuer war, ist aktenkundig. Es hatte ihn während Jahrzehnten observieren lassen. Anders als Martin Luther King hatte X nie an die Versöhnung mit den Weissen geglaubt. Dass King drei Jahre später von einem Weissen erschossen wurde, hätte Malcolm X in seinem Misstrauen bestätigt.

Aziz’ Leben sei zerstört worden.

Wie CNN und andere amerikanische Medien berichten, verklagt Aziz die Stadt New York jetzt auf 40 Millionen Dollar Schadensersatz, sollte diese keine finanzielle Übereinkunft mit ihm finden. Aziz’ Leben, argumentieren seine Anwälte, sei durch den Justizirrtum zerstört worden. «Obwohl meine Unschuld seit Jahrzehnten bekannt war», ergänzt der Freigesprochene, «wurde meiner Familie ein Ehemann, Vater und Grossvater vorenthalten.» Seine Frau liess sich während Aziz’ Haft scheiden, seine sechs Kinder wurden wegen der angeblichen Schuld ihres Vaters drangsaliert.

Muhammad Aziz und Khalil Islam gehörten der Nation of Islam an. Der Mordverdacht auf sie war auch deshalb bequem, weil Malcolm X sich von der Organisation schon zwei Jahre vor seiner Ermordung losgesagt hatte. Er warf ihrem Anführer Elijah Muhammad sowohl sexuellen Missbrauch wie auch religiöse Fanatisierung vor. In der Folge brannte die Organisation Malcolm X’ Haus nieder und platzierte eine Autobombe.

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Wer gab den Mord in Auftrag?

Weiterhin offen bleibt die Überführung jener, welche die Ermordung von Malcolm X veranlasst haben. Die Familie von Malcolm X hat schon im Februar den Brief eines schwarzen New Yorker Polizisten vorgelegt, der die Polizei als Mittäterin schwer belastet. Raymond Wood, der damals als verdeckter Ermittler für das NYPD arbeitete, hatte die Türwächter des Audubon Ballrooms zu einer Straftat angestiftet und dann verhaften lassen. Dadurch stellte er sicher, dass die Attentäter ungehindert in den Saal gelangen konnten. Er habe, sagte der ehemalige Polizist auf dem Sterbebett, die Anweisung von seinem Vorgesetzten erhalten. Weder der Staatsanwalt des Gliedstaats New York noch der für die Stadt Zuständige haben die Entwicklungen bislang kommentiert.

«Obwohl meine Unschuld seit Jahrzehnten bekannt war, wurde meiner Familie ein Ehemann, Vater und Grossvater vorenthalten.»

Muhammad Aziz