Dokfilm über Pete ButtigiegEr hat Charisma und Erfolg, fand Gott – und ist schwul
Pete Buttigieg, Verkehrsminister im Kabinett von Joe Biden, wäre der perfekte demokratische Präsidentschaftskandidat. Ein aufschlussreicher Dokumentarfilm zeigt, warum.
Er sagte es ja selber, als er vor eine Gruppe Wählerinnen und Wähler hinstand: «Das ist eure einzige Chance, einen linkshändigen, episkopalen, schwulen Kriegsveteranen und Bürgermeister zum amerikanischen Präsidenten zu wählen.» Zwar musste Pete Buttigieg in der parteiinternen Ausmarchung 2020 gegen Joe Biden scheitern, weil er als Homosexueller niemals eine Mehrheit der Stimmen bekommen hätte. Und doch wird sein Name jetzt wieder genannt, und er hat eine Kandidatur nicht ausgeschlossen. Dies in einer Zeit, da den USA immer noch eine Wiederkandidatur von Donald Trump wie auch von Joe Biden drohen könnte.
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Zwar ist die Gefahr gesunken: Nachdem die Republikaner bei den Zwischenwahlen wegen Trump schlechte Resultate hinnehmen mussten, könnte es sein, dass Trump nicht nominiert wird und Biden deshalb nicht mehr antritt. Aber damit ist das Personalproblem der Demokraten nicht gelöst. Weshalb wieder Pete Buttigieg als möglicher Kandidat erwähnt wird, wenn auch unter «ferner liefen». Dabei wäre der charismatische, hochintelligente ehemalige Bürgermeister der krisengeschüttelten Industriestadt South Bend in Indiana der perfekte Kandidat seiner Partei.
Er spricht acht Sprachen
Sein Vater war Malteser, was den arabischen Namen des Sohnes erklärt, und vielleicht hat die internationale Herkunft dazu beigetragen, dass er acht Sprachen spricht. Buttigieg studierte in Harvard und Oxford Literatur, Politologie und Wirtschaft und diente später sieben Monate als Offizier in Afghanistan. Als Verkehrsminister im Kabinett Biden fiel der Neue unter anderem durch seine Bemühungen um Strassensicherheit und die raschere Löschung von Schiffsladungen auf. Dabei bemühte er sich konsequent um Zusammenarbeit mit den Republikanern.
«Du kandidierst als Lyriker und regierst in Prosa.»
Schon in seiner armen Heimatstadt South Bend war er als junger Bürgermeister, heute 42-Jährig, acht Jahre lang als Reformer erfolgreich gewesen. Nun wussten wir das schon, als sich Buttigieg erstmals als demokratischer Präsidentschaftskandidat bewarb. Was ihn sonst noch auszeichnet, haben viele trotzdem nicht realisiert; eine Dokumentation aus dem letzten Jahr, seit kurzem auch bei uns über Amazon/Prime zugänglich, macht es eindrücklich klar: das Ausmass, mit dem Pete Buttigieg als regierender Bürgermeister überzeugte und dann als Präsidentschaftskandidat überraschte.
Die Amerikaner mit ihrem Benennungstalent trennen die beiden Aktivitäten scharf. «You campaign in poetry, you govern in prose», sagen sie, du kandidierst als Lyriker und regierst in Prosa. Dieser Kandidat vermag beides aufs Mal, wie «Mayor Pete» vormacht, die zwar offen parteiische, aber trotzdem vorzügliche Dokumentation von Jesse Stone, die einem den Glauben an Amerika zurückgibt.
Auch sein Scheitern lässt er filmen
Die unerschrockenen Qualitäten von Pete Buttigieg, diesem ruhigen, introvertierten Typen, zeigen sich aber nicht in seinen Triumphen, sondern in seinem Scheitern. So gerät Mayor Pete in einen politischen Tsunami, als ein weisser Cop in seiner Heimatstadt einen unschuldigen Afroamerikaner erschiesst. Die schwarze Community versammelt sich in heller Aufruhr, der Bürgermeister stellt sich ihr und versucht zu erklären und zu vermitteln.
Damit kommt er aber nicht durch; stattdessen wird er von aufgebrachten schwarzen Bürgerinnen niedergeschrien. Sie sehen sein liberales Auftreten durch den Polizistenmord verraten. Ihre Kinder getrauten sich nicht mehr auf die Strasse, sagen sie, weil sie vor den Polizisten Angst hätten.
Wer so offen zu seinen Schwächen steht, muss über grosse Stärken verfügen.
Das Bezeichnende dabei: Der Kandidat steht nicht nur vor die aufgebrachte schwarze Community hin und akzeptiert, dass der Dokumentarist sein Versagen filmen darf. Sondern er weitet die Zustimmung auf das Debriefing bei seinem eigenen Wahlkampfteam aus. Wo dessen Kommunikationsleiterin den Kandidaten systematisch auseinandernimmt. «Du wirktest schwach und unengagiert», wirft sie ihm vor, und das ist erst der Anfang. Die Kamera dreht, der Film zeigt die Szene ungeschönt. Wer so offen zu seinen Schwächen steht, muss über grosse Stärken verfügen.
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