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Epstein-Affäre
Was hat man nun Neues über die Causa Epstein erfahren?

epa07891110 United States Attorney for the Southern District of New York Geoffrey Berman speaks during a news conference about the arrest of American financier Jeffrey Epstein in New York, USA, 08 July 2019. US financier Jeffrey Epstein who was arrested on 08 July 2019 on sex trafficking and conspiracy charges, had been formally charged with two sex trafficking counts. EPA/JASON SZENES

Seit am Mittwochabend in einem gut 900 Seiten umfassenden Dokument die Namen von mehr als 100 Menschen veröffentlicht wurden, die mit dem 2019 verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Kontakt standen, stehen viele Fragen im Raum. Es war darüber spekuliert worden, dass viele Prominente aus Hollywood, der Finanzbranche und der Politik mit Epstein in Zusammenhang gebracht würden. Von einer «Liste» war die Rede, die für viele mächtige Personen mindestens peinlich sein würde, vielleicht gar strafrechtlich relevant. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Was bedeutet es, wenn ein Name auf dieser Liste steht?

Zunächst ist es wichtig, festzuhalten, dass es sich nicht um eine Liste im eigentlichen Sinne handelt. Die nun veröffentlichten Namen finden sich vielmehr in Unterlagen, die ein Gerichtsverfahren betreffen, in dem im Jahr 2015 eine Frau namens Virginia Giuffre Epsteins Freundin und Helferin Ghislaine Maxwell verklagt hatte. Giuffre gab an, dass Maxwell sie Epstein zugeführt habe, auf dass dieser sie sexuell missbrauche.

Giuffre hat später auch den britischen Prinzen Andrew verklagt. Dieser habe sie Anfang der 2000er-Jahre als Minderjährige sexuell belästigt, sagte sie, Epstein und Maxwell hätten das ermöglicht. Der Prinz bestritt das, zahlte aber im Jahr 2022 mehrere Millionen Dollar an Giuffre, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden.

Maxwell wiederum ist 2021 von einem New Yorker Gericht zu 20 Jahren Haft verurteilt worden, weil sie Epstein dabei geholfen habe, minderjährige Mädchen zu missbrauchen. Epstein war 2019 festgenommen worden und starb in einem Gefängnis in New York. Die Behörden teilten mit, es handele sich um einen Suizid.

Die Personen auf der jetzt veröffentlichten Liste hatten auf verschiedene Weise mit Epstein zu tun – dass sie erwähnt werden, heisst nicht, dass sie engere Kontakte zu ihm hatten oder von dessen Straftaten wussten.

Welche Prominenten tauchen auf und aus welchen Gründen?

Zu den prominentesten Namen in den Unterlagen gehören die ehemaligen Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump, der Zauberer David Copperfield, der 2009 verstorbene Musiker Michael Jackson und der ebenfalls 2018 verstorbene Physiker Stephen Hawking.

FILE - Former President Bill Clinton speaks at the 92nd Street Y, in New York, May 4, 2023. Clinton is one of the numerous people who has been getting renewed attention because of the recently released court documents related to financier Jeffrey Epstein. Many of those people have never been accused of any wrongdoing, but have nonetheless become the subject of a whirlwind of conspiracy theories.(Photo by Evan Agostini/Invision/AP, File)

Bill Clinton hat bereits 2019 ein Statement veröffentlicht, in dem er erklärte, dass er nach dem Ende seiner Amtszeit Anfang 2001 einige Male in einem Privatjet von Epstein gereist sei, den dieser ihm für Reisen nach Afrika zur Verfügung gestellt habe, wo Clintons Stiftung aktiv ist. Von den Straftaten Epsteins habe er nichts gewusst, liess Clinton damals mitteilen, zudem habe er seit langer Zeit keinen Kontakt mehr zu Epstein gehabt.

Dass Copperfield und Jackson in den Dokumenten auftauchen, liegt an den Aussagen einer Zeugin, die sagte, sie habe die beiden in einem von Epsteins Anwesen gesehen. Sie erhob keine Beschuldigungen gegen die beiden.

Epstein umgab sich gern mit namhaften Wissenschaftlern und unterstützte deren Projekte mit Millionen Dollars. Stephen Hawking war einer dieser Wissenschaftler.

Die Zeugin beschuldigte Bill Clinton nicht, sagte jedoch in dem Verfahren von 2015 aus, dass Epstein zu ihr gesagt habe, Clinton möge sie jung – eine Referenz auf dessen Vorliebe bei Frauen.

Donald Trump hat Epstein vor gut 20 Jahren einmal in einem Interview als Frauenheld gelobt. Dieser möge die schönen Frauen so sehr wie er selbst, sagte er dem «New York Magazine», und viele dieser Frauen seien «auf der jüngeren Seite». Trump hatte jedoch wie Clinton seit langem keinen Kontakt mehr zu Epstein, als dieser festgenommen wurde.

Der Name von Prinz Andrew wird in den Dokumenten oft genannt (v.l.): Melania Trump, Prince Andrew, Gwendolyn Beck und Jeffrey Epstein an einer Party im Mar-a-Lago in Palm Beach im Februar 2000.

Spätestens seit Epstein 2008 in Florida erstmals wegen Missbrauchs minderjähriger Mädchen verurteilt wurde, brachen Trump und Clinton alle Kontakte ab. Anders als Prinz Andrew, der sich öffentlich weiterhin mit Epstein zeigte.

Warum wurden die Namen genau jetzt veröffentlicht?

Im Verfahren von 2015 waren die Namen aller im Prozess Genannten zunächst anonymisiert worden, um deren Privatsphäre zu schützen. In den Unterlagen finden sich auch die Namen von Opfern Epsteins und von seinen Angestellten. Im Dezember 2023 hatte eine Richterin geurteilt, dass diese Namen ab Anfang des Jahres 2024 veröffentlicht werden können, da ein öffentliches Interesse bestehe.

Wird das rechtliche Folgen haben?

Es liegen keine Verfahren an, welche die Straftaten von Epstein, Maxwell und etwaiger Komplizen betreffen. Epstein ist tot. Maxwell ist rechtskräftig verurteilt und sitzt im Gefängnis. Gegen andere Personen wird derzeit nicht ermittelt.

Die Namen in den Dokumenten waren der Justiz seit Jahren bekannt. Auch in den Medien war bekannt, dass viele Prominente Kontakt zu Epstein hatten, was nicht heisst, dass sie von seinen Straftaten wussten.

In extrem rechten Verschwörungszirkeln galt Epstein als Anführer eines Pädophilenrings, dem vor allem Liberale und demokratische Politiker angehört hätten. In der Praxis hat sich auch nach Veröffentlichung der neuen Unterlagen nichts davon belegen lassen.

Was hat man denn nun Neues über die Causa Epstein erfahren?

Um ehrlich zu sein: nichts.