Kolumne «Miniatur des Alltags»Ende gut, alles gut
Ein verschwundenes Huhn, drei Helfer und ein Happy End – so gehen Sommermärchen.

Es war am allerersten Ferientag, als eine kleine, feine Geschichte ihren Anfang nahm. In meinem Messenger-Dienst ploppte die Nachricht einer Lehrerin auf. Darin – eher unerwartet für eine Mitteilung von dieser Quelle – das Foto eines hübschen Zwerghühnchens. «Gehört das euch?» stand dazu.
Das Tierchen sei am Vortag von Gemeindearbeitern während eines Gewitters in unserer Gemeinde aufgefunden worden. Völlig durchnässt und mutterseelenallein. Die Männer hätten bei diversen Bauern nachgefragt, ob das schwarz-weiss gepunktete Huhn bei ihnen ausgerissen sei. Ohne Erfolg. Am Abend dann die grosse Frage: Was geschieht mit dem Tier? Eine ähnliche Geschichte endete einst mit dem herbeigeführten Tod des Hühnchens. Dieses Schicksal wollte einer der Männer, zufällig der Bruder der Lehrerin, dem «Findelkind» ersparen. Er nahm das Geschöpf nach Hause, kaufte Hühnerfutter und Stroh und richtete ein provisorisches Lager ein. Dann brachte er seine Schwester ins Spiel, und diese kontaktierte uns.
Doch uns gehörte das Zwerghuhn nicht. Ich überlegte fieberhaft, ob ich jemanden im Dorf kenne, der Rassehühner hält. Mir fiel genau eine Familie ein. Diese war allerdings bereits am Vortag in die Ferien abgereist. Eigentlich wollte ich sie dort nicht behelligen. Andererseits konnte das blosse Nachfragen ja nicht schaden. Ich schickte also das Foto – und bingo! Die Hühnerhalter waren gefunden.
Die Tochter der Familie war todtraurig in die Ferien gefahren, weil ihr Hühnchen am Abend zuvor verschwunden war. Sie befürchtete, dass der Fuchs sich einen Braten geholt hatte. Umso grösser war nun die Freude. Und das gleich bei vier Parteien.
Und die Moral von der Geschicht? Manchmal haben auch Hühner einen Schutzengel. Oder: Manche Dramen enden gut.
Fehler gefunden?Jetzt melden.