Seat stellt neues Elektroauto vorEmotionen unter Strom
Mit dem Born lässt Cupra den alten Seat-Slogan «auto emoción» aufleben und bringt mehr Emotionen in die Elektro-Familie des VW-Konzerns.
Der ID 3 ist so nüchtern wie ein Golf, der Skoda Enyaq iV wie immer ein cleverer Praktiker, und der Audi Q4 e-tron bringt ein bisschen Premium in die elektrische Kompaktklasse – wie schon in der alten Welt hat der VW-Konzern seine Modelle in einem Segment bei identischer Technik auch für die Generation E maximal auseinandergerückt. Und dabei diesmal etwas Entscheidendes vergessen: Denn so gut die ganzen MEB-Autos auch sein mögen, so nüchtern kommen sie daher. Bei Lust und Leidenschaft an der Ladesäule müssen die Wolfsburger und ihre Töchter bis dato passen.
Doch damit ist es bald vorbei. Denn in Barcelona hat jetzt Cupra als vierte Marke aus dem grossen Konglomerat in den modularen E-Baukasten gegriffen – und aus dem kollektiven Komponentenverbund den Born gezaubert. Und wenn der im September an den Start geht, könnte es bei der Generation E sehr für Aufregung sorgen. Denn kein anderes MEB-Auto ist bislang so kurz und knackig und vor allem so flach gezeichnet wie der Born, der zudem auf provozierend breiten Rädern von bis zu 20 Zoll steht. Für den Rollwiderstand und damit für die Reichweite ist das zwar Gift, aber es sieht gut aus – und es dürfte sich zudem auch noch besser fahren als auf den mageren Gummis der nüchternen Verwandtschaft.
Mittendrin im Geschehen
Den Preis für die Schönheit zahlt man im Innenraum. Denn auch wenn der Radstand mit 2,77 Metern identisch ist wie beim VW ID 3 und auch die Länge mit 4,32 Metern auf dem Niveau des Wolfsburger Master-Modells liegt, duckt sich der Born deutlich tiefer, sodass es in beiden Reihen naturgemäss etwas enger zugeht. Und die dunkle Innenausstattung sowie die tief ausgeschnittenen Schalensitze und die wuchtige Mittelkonsole machen die Sache nicht eben besser.
Während der Sozius und vor allem die Hinterbänkler neidisch zu den Konkurrenten von Audi, Skoda und VW blicken mögen, freut sich der Fahrer über das enge Band, das allein durch dieses Layout zwischen Mensch und Maschine geknüpft wird. Endlich sitzt man bei einem Elektroauto wieder mittendrin im Geschehen und ist nicht nur Zaungast hinter dem Lenkrad.
Das birgt übrigens die nächste Eigenheit des Born, der sich im Cockpit ansonsten samt Minianzeigen inklusive Schaltknüppel auf Augenhöhe, Head-up-Display mit Augmented-Reality-Grafiken in der Frontscheibe und grossem Touchscreen über der Mittelkonsole und all den leidigen Slidern eher an VW als an Skoda orientiert. Denn unter der Querspange des Lenkrads gibt es zwei Taster, die so nur Cupra bietet: Der eine ist eher banal und regelt das Fahrprofil, der andere dagegen ist charakterbildend wie das Mannetino eines Ferrari. Wer das drückt, der kann zumindest im Topmodell kurzfristig gute zehn Prozent mehr Leistung abrufen und wie ein Pilot aus der Formel E mit einem zusätzlichen E-Boost am Vordermann vorbeiziehen.
Bis 540 Kilometer Reichweite
Auch damit kommt der Born allerdings leistungsmässig nicht an den Rest der Familie heran. Denn während es den MEB bei Audi, Skoda und VW auch mit Allrad und deshalb mit über 300 PS gibt, beschränkt sich Cupra auf einen Heckmotor mit 150, 204 oder eben kurzfristig 231 PS. Schneller fahren die Spanier zumindest auf dem Papier trotzdem. Statt dass wie bei Skoda und VW diesseits des Topmodells bei 160 der Stecker gezogen wird, hat der Born Auslauf bis 180 km/h. Doch wen interessiert das heute noch?
Nur die Basisversion ist mit Rücksicht auf die Reichweite bei 160 Sachen abgeriegelt. Schliesslich hat die nur eine Batteriekapazität von 45 kWh und kommt auf 340 WLTP-Kilometer. Darüber rangiert ein Akku mit 58 kWh für 420 Kilometer, und an der Spitze steht das 77 kWh starke Paket, das für 540 Kilometer reichen soll. Geladen wird dabei je nach Akkugrösse standardmässig mit 50, 100 oder 125 kW, sodass der Born im besten Fall in sieben Minuten den Strom für 100 Kilometer zieht und den Akku in 35 Minuten von 5 auf 80 Prozent bringt.
Sauber will der Born allerdings nicht nur im Betrieb sein, sondern schon in der Produktion. Und dabei denken die Spanier über den Energiebedarf hinaus auch an den Müll. Nicht nur dass sie möglichst wenig neuen davon produzieren wollen, sondern vor allem wollen sie alten recyceln. Die Sitze zum Beispiel sind deshalb mit Stoffen aus Plastikabfällen bezogen, die Cupra zum Beispiel an den spanischen Stränden sammeln lässt.
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