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Brutal gescheitert
«Es fühlt sich sinnlos an»: Wie Österreich hadert und leidet

LEIPZIG, GERMANY - JULY 02: Michael Gregoritsch and Alexander Prass of Austria look dejected as they react following defeat to Turkiye during the UEFA EURO 2024 round of 16 match between Austria and Turkiye at Football Stadium Leipzig on July 02, 2024 in Leipzig, Germany. (Photo by Stu Forster/Getty Images)
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Manchmal liegt der Ball eigentlich schon im Tor und ist dann doch nicht drin. Weil der Stürmer gehörig patzt. Oder der Goalie sagenhaft gut abwehrt. 

Christoph Baumgartner ist Stürmer. Und er macht wenig falsch am Dienstagabend, kurz vor 23 Uhr, 94. Spielminute. Die Österreicher liegen 1:2 zurück, als Baumgartner zum Kopfball hochsteigt, aus kurzer Distanz. Ein Aufsetzer wirds, der Ball fliegt ziemlich scharf auf das türkische Tor zu. Doch dort steht Mert Günok, 196 Zentimeter lang, und wehrt mit einem wahnsinnig guten Reflex ab. 

Von einer «unglaublichen Parade» spricht nachher Baumgartner, «da kann man nur gratulieren». Sein Teamkollege Michael Gregoritsch, der für Österreich in der 66. Minute zum 1:2 verkürzte, urteilt: «Das war eine der besten Paraden, die ich live auf dem Platz gesehen habe. Ich habe den Ball fix drin gesehen. Man muss dem türkischen Tormann echt Anerkennung zollen.» Und Ralf Rangnick reist 54 Jahre zurück in die Vergangenheit, um Günoks Parade zu bewerten. 

«Mit Gordon Banks im Tor ist dann leider auch die letzte grosse Chance, die wir hatten, nicht ins Tor gegangen», sagt der Teamchef der Österreicher. Banks, Übername «Banks of England», war englischer Nationalgoalie. An der WM 1970 gegen Brasilien rettete er gegen Pelé, der bereits «Tor» schrie, mit einem fabelhaften Sprung in die Ecke. Die Parade gilt als die beste in der Fussballgeschichte überhaupt. 

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Statistiker berechneten nach dem Österreich-Spiel: In 94 von 100 Fällen führen eine Chance und ein Abschluss wie von Baumgartner zum Tor. Und deshalb hadern jetzt die Österreicher mit dem Schicksal. Sie, die sich in der Gruppenphase gegen die Schwergewichte Frankreich und Niederlande Rang 1 erspielt hatten. Sie, die hinter Deutschland in den ersten drei Spielen am zweithäufigsten getroffen hatten. Sie, die so sehr daran geglaubt haben, dass mit dieser Mannschaft noch deutlich mehr möglich ist als der Achtelfinal.

«Österreich vs. Türkei: Da kann doch nix schiefgehen», hatte der «Kurier» im Vorfeld der Partie selbstsicher geschrieben. Nun ist es eben doch schiefgegangen – und Österreich ausgeschieden.

«Extrem bitter» sind dieser Match und dieses Ende für Baumgartner. «Einer der schlimmsten Fussball-Abende, die ich erlebt habe», ist es für Gregoritsch. Rangnick urteilt: «Wenn man sieht, was wir heute alles in dieses Spiel investiert haben und wie viele Torchancen wir ausgelassen haben, dann fühlt sich das Ganze schon ziemlich grotesk und surreal an, sinnlos und unverdient.»

Das Statement von Michael Gregoritsch

Ja, die Österreicher hatten in der Schlussphase, als sie grossen Druck erzeugten, kein Glück. Aber gestohlen, das war der Sieg der Türken nicht. «Am Ende sind wir, glaube ich zumindest, unverdient ausgeschieden», findet Gregoritsch, aber er fügt auch an: «Gratulation an die Türkei, die Mannschaft hat leidenschaftlich verteidigt, aufopferungsvoll. Wir haben alles versucht, das bleibt hängen.» 

Und noch etwas soll hängen bleiben, wenn es nach dem 30-jährigen Gregoritsch geht, der in der deutschen Bundesliga für Freiburg spielt. Nach dem Match setzt er ein Statement gegen den politischen Rechtsdrall in Europa und gerade auch in seiner Heimat.

«So vereint hat Österreich eine Fussball-Mannschaft noch nie», sagt er, es seien enorm viele Leute auf gute Weise hinter diesem Team gestanden. Und vor allem findet er, «dass wir uns ganz weit entfernen sollten von rechtem Gedankengut und wissen sollten, wie wichtig das ist, dass wir alle gleich sind, dass wir alle für unser Land da sind, dass wir eben für eine Sache so brennen können, die einen so positiven Einfluss hat auf unser Land».

LEIPZIG, GERMANY - JULY 02: Christoph Baumgartner of Austria reacts after a missed chance as Mert Gunok of Turkiye (obscured) celebrates during the UEFA EURO 2024 round of 16 match between Austria and Turkiye at Football Stadium Leipzig on July 02, 2024 in Leipzig, Germany. (Photo by Tullio Puglia - UEFA/UEFA via Getty Images)