Kommentar zu Trumps Twitter-RückkehrElon Musk argumentiert oberflächlich und heuchlerisch
Geht es nach dem Tesla-Gründer, soll Donald Trump wieder twittern können. Er beruft sich auf das Recht zur freien Meinungsäusserung – doch das greift in diesem Fall zu kurz.
Eine «schlechte» und «moralisch falsche» Entscheidung habe Twitter getroffen, als der Kurznachrichtendienst Donald Trumps Konto löschte. Das sagte gestern Elon Musk, der kurz davor steht, Twitter für 44 Milliarden Dollar zu kaufen. Geht der Deal durch, wird Musk versuchen, Trump zurückzuholen.
Es erstaunt nicht, dass diese Nachricht die USA in helle Aufregung versetzte. Dem Kurznachrichtendienst hatte Trump zumindest einen Teil seines Aufstiegs zu verdanken, geschickt und skrupellos trieb er mit seinen 160-Buchstaben-Ausbrüchen die amerikanische Politik vor sich her.
Seit Trumps Rauswurf bei Twitter ist es deutlich ruhiger geworden. Musk aber argumentiert, das Unternehmen habe damit das von den Amerikanern so heiss geliebte Recht auf freie Rede verletzt. Diesem wolle er als neuer Eigner wieder mehr Gewicht verleihen.
«Donald Trumps Recht auf freie Rede wurde jedenfalls in keiner Weise beschnitten: Er besitzt die Mittel, sich jederzeit Gehör zu verschaffen.»
Elon Musk macht es sich damit zu einfach, und seine Verweise auf die freie Rede sind oberflächlich und heuchlerisch. Wohl darf sich (fast) jeder auf Twitter frei äussern. Aber wer von der Megafonwirkung der Algorithmen profitieren kann und nicht nur reden darf, sondern eben auch gehört wird, bestimmt das Unternehmen entscheidend mit. Es kann darum mit einem allgemeinen Verweis auf die freie Rede nicht einfach die Verantwortung abschütteln dafür, was in dem halböffentlichen Raum geschieht, den es geschaffen hat. Donald Trumps Recht auf freie Rede wurde jedenfalls in keiner Weise beschnitten: Er besitzt die Mittel, sich jederzeit Gehör zu verschaffen.
Der Fairness halber sei erwähnt, dass Musk durchaus weiterhin einige Grundregeln durchsetzen will. Er hätte eine Sanktionierung Trumps durchaus befürwortet, sagte er, nicht aber die permanente Löschung von dessen Konto. Sollte Musk Trump wirklich zu Twitter zurückholen, wird der bestimmt austesten, wo Musk seine Grenzen ziehen wird. Einfach wird er es dem neuen Twitter-Eigentümer bestimmt nicht machen.
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