Schweizer 2:1 gegen TschechienNach den Tests wird nun das WM-Team bestimmt – Überraschung inklusive?
Im letzten Spiel der Euro-Hockey-Tour kommt Patrick Fischers Team endlich zu einem Sieg. Erste Entscheide, wer im WM-Team sein wird, fallen am Montag.
Elf Spiele, elf Niederlagen, nur zwei davon wenigstens nach Verlängerung. So lautete die Bilanz der Schweizer Nationalmannschaft auf der Euro-Hockey-Tour, einer aus vier Turnieren bestehenden Testspiel-Reihe mit jeweils je einem Spiel gegen Schweden, Finnland und Tschechien. Zum Abschluss gab es für Patrick Fischers Team nun endlich den ersten Sieg.
Es war beim dritten Spiel der Czech Hockey Games in Brünn der beste Auftritt der Schweizer, die verschiedene Spielphasen meist gut bewältigten. Da war der Start, der wie bereits beim 1:3 gegen Finnland am Samstag schwungvoll war. Die Präsenz der am Vortag geschonten NHL-Spieler half Fischers Team immens. Jonas Siegenthaler konnte Umstellungsprobleme vom kleinen auf das grosse Eisfeld zwar noch nicht kaschieren, dennoch gewann der Verteidiger immer wieder wichtige Zweikämpfe.
Nico Hischier und Philipp Kurashev schliesslich bildeten mit Calvin Thürkauf wie schon am Donnerstag gegen Schweden (1:2) ein Sturm-Trio – es war gegen Tschechien das auffälligste. Es sorgte mit einem schnellen Konterangriff kurz vor Ende des Startdrittels für das 2:0, zuvor hatte Dario Simion die Schweiz in Führung geschossen. Das Tor fiel auf etwas glückliche Art, dass aber das Trio Simion/Senteler/Herzog traf, war kein Zufall. Von den in der heimischen Meisterschaft tätigen Angreifern gehörten sie auch gegen Tschechien zu den besten.
Genonis gute Momente
Sie alle mussten im Mitteldrittel aber auch leiden. Tschechien war in jenem Abschnitt deutlich bemüht, am Heimturnier endlich für Highlights sorgen zu können – zuvor hatten sie gegen Finnland (1:4) und Schweden (0:2) mit nur einem erzielten Tor verloren.
Dies war einerseits die Phase, in der Leonardo Genoni seine Empfehlung für den Nummer-1-Posten an der WM einreichte. Bereits im Startdrittel hatte der Schweizer Goalie einen souveränen Eindruck hinterlassen, im zweiten Abschnitt wurde er zum ruhenden Pol. Bezwingen lassen musste er sich erst in der Schlussphase des Spiels, am Schweizer Sieg änderte dies aber nichts mehr.
Andererseits konnte das Schweizer Team gegen druckvolle Tschechen sein Defensivkonzept üben. Fischers Team kam dabei nie aus der Spur und liess praktisch keine guten Torchancen zu. Vor allem der Slot, der Bereich vor dem eigenen Tor, gehörte den Schweizern, von dort gab es kaum gute Schüsse der Tschechen zu notieren.
Dies geschah allerdings in der Folge auch auf Kosten der Offensive: Über zehn Minuten vergingen im Mitteldrittel, bis endlich auch ein Puck auf Tschechiens NHL-Goalie Lukas Dostal flog. Auch der WM-Gastgeber setzte zahlreiche «Nordamerikaner» ein: insgesamt vier aus der NHL und drei aus der AHL.
Das Potenzial für Überraschungen ist da
Lamentabel war bei der Schweiz einzig das Powerplay, in dem sie während gleich zehn Minuten kaum etwas zustande brachte und zwei Mal beinahe einen Shorthander kassierte. Wirklich aussagekräftig ist dies im Hinblick auf die WM allerdings nicht. Bis zu fünf Spieler dürften noch zu Fischers Team stossen, die gerade für diese Spezialdisziplin prädestiniert wären.
Und damit zur letzten Frage nach dem Abschluss der Testspiele: Welche Schweizer werden das WM-Team bilden? Nachdem es zunächst möglich schien, dass Fischer bereits am Sonntag weitere Cuts vornehmen und damit schon Hinweise auf sein Kader in Prag geben würde, wird diese Entscheidung nun auf den Montag verschoben.
Es zeichnet sich immer mehr ab, dass aus der NHL Verteidiger Roman Josi und Stürmer Nino Niederreiter zum Team stossen werden. Mit Kevin Fiala hat zwar ein weiterer Angreifer aus der besten Liga sein Okay gegeben. Da er während des Turniers Vaterfreuden entgegenblickt, steht hinter seiner Teilnahme nach wie vor ein grosses Fragzeichen.
Offen ist noch, welche Spieler der ZSC Lions und von Lausanne noch nachreisen werden. Mehrere stehen auf Abruf bereit, wer das definitive Aufgebot Fischers erhält, hängt auch noch davon ab, welche Spieler in Brünn das Team verlassen werden müssen.
So oder so wahrscheinlich sind die Nominationen der Verteidiger Dean Kukan (ZSC) und Andrea Glauser (LHC) sowie des Stürmer Sven Andrighetto (ZSC). Verteidiger Christian Marti (ZSC) könnte ebenfalls ins Aufgebot rutschen. Und auch Ken Jägers Chancen stehen nicht schlecht nach seinen Leistungen im Playofffinal. Potenzial für eine überraschende Nominierung jener in den letzten Testspielen eingesetzten und weniger namhaften Spieler hat der Davoser Defensiv-Verteidiger Sven Jung.
Ob auch Goalie Connor Hughes aus Lausanne nach Prag reist? Für die Entdeckung der NL-Saison könnte es eng werden. Genoni dürfte nun gesetzt sein. Und auch Reto Berra und Debütant Akira Schmid zeigten trotz je einem Patzer grundsätzlich gute Leistungen im letzten Test-Turnier.
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