Einsatzstatistik der RettungsdiensteAlle 52 Minuten musste 2023 am Zürichsee ein Rettungswagen ausrücken
Die Rettungsdienste der Bezirke Horgen und Meilen hatten im letzten Jahr viel zu tun. Nicht immer waren die Fälle gleich ernst.
4568 Einsätze verzeichnete der Rettungsdienst des Spitals Männedorf im vergangenen Jahr am rechten Zürichseeufer. Das entspricht über 12 Notfällen pro Tag und stellt einen traurigen Rekord dar. Nie zuvor war das knapp 30-köpfige Team, welches von Standorten in Oetwil und Meilen her ausrückt, öfter unterwegs als 2023.
Wie das Spital Männedorf mitteilt, erhöhte sich die Anzahl der Rettungseinsätze im Vergleich zu 2022 um 1,3 Prozent. Schon die knapp 4500 Notfälle 2022 entsprachen einem Höchststand.
Viel mehr Einsätze tagsüber
Nicht nur am rechten Zürichseeufer hatten die Rettungskräfte alle Hände voll zu tun. Das See-Spital Horgen meldet fürs vergangene Jahr 5400 Einsätze. Sein Rettungsdienst rückte damit zwar rund 700 Mal weniger aus als noch im Vorjahr, im langjährigen Schnitt werden aber auch im Bezirk Horgen immer mehr Einsätze verzeichnet.
Am meisten Einsätze leistete der Rettungsdienst Regio 144 AG. Im Jahr 2023 rückten die Rettungswagen vom «Regio»-Stützpunkt in Rüti her durchschnittlich 23-mal pro Tag zu Notfällen im Zürcher Oberland oder im angrenzenden Zürichsee- oder Linthgebiet aus.
Über die Bezirke Horgen und Meilen gesehen, musste 2023 im Durchschnitt alle 52 Minuten ein Rettungswagen ausrücken. Wobei tatsächlich rund 80 Prozent aller Einsätze tagsüber stattgefunden haben.
Wenig Unfallopfer
Am häufigsten werden die Rettungsdienste nicht wegen verunfallter Menschen, sondern wegen anderweitiger medizinischer Probleme aufgeboten. Beim Spital Männedorf etwa war dies 2023 in vier von fünf Fällen so.
Diese medizinischen Notfälle sind der Grund für die allgemeine Zunahme der Einsätze. So teilte die Regio 144 AG zu Beginn des Jahres mit, dass sie zunehmend auch bei Beschwerden aufgeboten werde, die nicht lebensbedrohlich, sondern sogenannte Bagatellfälle seien. Einen Grund dafür dürfte die prekäre Lage des Gesundheitswesens an sich sein, wie der Geschäftsführer gegenüber der «Linth-Zeitung» mutmasste. Hausarztpraxen und Spitäler seien überlastet, die Wartezeiten verlängerten sich. Es sei daher davon auszugehen, dass die Leute vermehrt auf die Rettungsdienste ausweichen würden.
Die Regio 144 arbeitet darum zurzeit an einem Projekt zur Entlastung der Rettungssanitäter. Die Grundidee dabei ist, dass bei Notrufen, bei denen sich die Möglichkeit einer Behandlung vor Ort bereits am Telefon abzeichnet, kein Team mit Rettungswagen ausrückt. Stattdessen sollen Rettungsdienstmitarbeitende mit einer speziellen Weiterbildung aufgeboten werden.
Notrufe besser triagieren
Auch beim Rettungsdienst des Spitals Männedorf stellt man eine Zunahme sogenannter C-Einsätze fest. Dabei handelt es sich um leichtere, nicht lebensbedrohliche Fälle.
Warum dies so sei, könne nicht genau gesagt werden, sagt Mediensprecher Marco Stücheli. «Wir vermuten, dass viele Personen aufgrund der medialen Aufklärung sensibilisierter sind und körperliche Beschwerden anders einstufen als früher.»
Zur Entlastung der Rettungssanitäter wertet das Spital Männedorf sämtliche C-Einsätze mit den am Einsatz beteiligten Rettungskräften aus. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse würden dann der Einsatzzentrale zur Verfügung gestellt. Konkret würden die Fragestellungen beim Eingang eines Notrufs so angepasst, dass noch schneller und besser erkannt werde, wann möglicherweise nur ein Rettungsarzt statt eines ganzen Rettungsteams vonnöten sei.
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