Heute vor 105 JahrenEine vollzogene Fusion und eine, die noch weit weg ist
Ein Blick ins Zeitungsarchiv zeigt: Schon vor 105 Jahren wurden Kooperationen als notwendiges Übel erkannt. Die Wädenswiler begaben sich währenddessen auf eine interessante Wanderung.
Fusionen von Unternehmen gehören heutzutage fast zur Tagesordnung, wenn man sich die Nachrichten aus aller Welt vor Augen führt. In schwierigen Zeiten sowieso. Das war vor 105 Jahren, als der Erste Weltkrieg tobte, nicht anders. So berichtete die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» im Mai 1916 über den Allgemeinen Konsumverein Stäfa. Dieser habe an seiner ausserordentlichen Generalversammlung im Rössli ohne Opposition «Zustimmung zum Vorstandsantrage betreffend Fusion mit dem Konsumverein Rapperswil und Bildung einer neuen Genossenschaft unter dem Namen Konsumgenossenschaft am Zürichsee rechtes Ufer gutgeheissen». Ein Referent hatte den 30 anwesenden Mitgliedern «in kurzem überzeugenden Vortrage die Vorteile des engen wirtschaftlichen Zusammenschlusses der vielen kleinen Konsumvereine mit beschränktem Tätigkeitsgebiet zu kapitalkräftigen, leistungs- und konkurrenzfähigen grossen Verbänden» beleuchtet und die Gründung der neuen Genossenschaft aufs Wärmste befürwortet. Nur so sei es möglich, «im Kampfe gegen das Grosskapital beziehungsweise die Gross-Detailgeschäfte nicht zu unterliegen». Die Fusion war übrigens keine Kurzschlusshandlung: Schon drei Jahre zuvor waren Bestrebungen im Gange, die auf eine Bereinigung der Konsumvereine am rechten Zürichseeufer hinzielten. Damals aber zerschlugen sich die Verhandlungen noch.
Noch weit von einer Fusion entfernt waren damals Wädenswil und Hütten am linken Zürichseeufer – die beiden Kommunen sind, gemeinsam mit Schönenberg, seit zweieinhalb Jahren zusammengeschlossen. 1916 aber war ein Besuch des Nachbardorfs noch eine grosse Sache. So heisst es im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee»: «Einem alten, schönen Brauche gemäss wird auch dieses Jahr der Männerchor Eintracht wieder in einem der Nachbardörfer ein Konzert zu gemeinnützigem Zwecke veranstalten.» Dafür wurde das «liebliche Bergdorf Hütten» auserkoren. Das Konzert war indes nur ein Programmpunkt: «Nicht nur wird das Konzert einen Genuss für sich bieten, sondern es wird auch die Wanderung hinauf ins idyllische Hütten Augen und Herzen zu erfreuen vermögen, und für einen lieben, schönen Sonntag uns vergessen lassen, wie ernst die Zeit ist, in der wir leben. Mögen also recht viele Sängerfreunde vom See herauf die frohe Wanderung mitgeniessen.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.