Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Russische Sängerin kritisiert Kreml
Eine Popdiva stellt sich gegen Putin

In Russland kennt und liebt sie jeder: Alla Pugatschowa mit Präsident Putin bei einer Award-Verleihung im Kreml 2014. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es gibt sie noch immer. Im Gegensatz zu den Allmachtsfantasien ist die Sängerin Alla Pugatschowa ein sowjetisches Überbleibsel der erfreulichen Art: Ab den 70er-Jahren stieg sie zum Idol für Millionen auf, setzte sich in einer von Gleichschaltung geprägten Gesellschaft für mehr Individualität ein, war im jungen Russland eine Stimme des Aufbruchs – und hat bis heute 250 Millionen Platten verkauft.

Pugatschowa ist 73 Jahre alt und gilt in Russland noch immer als politisches Gewissen, jedoch mit einer ausgeprägten Liebe zu ihrem Land. Entsprechend zurückhaltend äusserte sie sich bislang zur russischen Invasion in der Ukraine. Ihr Mann, der 27 Jahre jüngere Comedian Maxim Galkin, war deutlich offensiver: Als einer der Ersten stellte er sich gegen die russische Invasion, galt Nationalisten bald als Volksverräter und kann in der Heimat nicht mehr auftreten.

Mit dem jungen Lindenberg auf der Bühne

Zusammen mit Pugatschowa ist Galkin zwischenzeitlich nach Israel gezogen, mit den zwei Kindern aber wieder zurück in Russland. Das russische Justizministerium hat Galkin als «ausländischen Agenten» eingestuft, neben dem stark abwertenden Charakter bedeutet dies vor allem permanente Überwachung durch den Staat. Für Galkins Frau war das der Moment, ihre Zurückhaltung abzulegen. Auf Instagram hat sie einen Appell an die Regierung gerichtet, «mich ebenso in die Reihen der ausländischen Agenten meines geliebten Landes aufzunehmen». Ihr Mann sei ein «unbestechlicher Patriot Russlands», schreibt sie weiter, der seiner Heimat Frieden und Freiheit wünsche und «ein Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele, die unser Land zu einem Paria machen und das Leben unserer Bürger belasten».

Ihr Ehemann ist 27 Jahre jünger – und wird von der russischen Regierung gezielt zensiert: Maxim Galkin und Alla Pugatschowa bei einem Auftritt 2011.

Die klaren Worte von Alla Pugatschowa könnten Einfluss auf die Stimmung im Land haben. Mit ihrer Vergangenheit zählt die Sängerin offenbar zu den wenigen Persönlichkeiten, auf die man sich noch einigen kann. Dabei ist es nicht zum ersten Mal, dass sie sich gegen eine Regierung stellt.

Aus den späten 80er-Jahren gibt es diese Aufnahmen, mit einer jungen Pugatschowa auf der Bühne, Händchen haltend mit Udo Lindenberg, sie ganz ergriffen, er im Frühstadium seines charmant-nasalen Lallgesangs. «Wozu sind Kriege da?», singen die beiden, auf Deutsch, auf Russisch, etwa zu der Zeit, als sich der damalige US-Präsident Ronald Reagan und sein russischer Kollege Michail Gorbatschow über die (zwischenzeitliche) atomare Abrüstung einig werden. Zwei Jahre nach dem Auftritt fällt in Berlin die Mauer, ein Jahr darauf beginnt die Sowjetunion zu zerfallen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die protestierende Pugatschowa von damals ist ein «Schätzchen der Nation». Als die sowjetische Partei in den 80ern einmal ihre Lieder verbieten will, muss sie das Vorhaben nach einem Sturm der Entrüstung im Land abbrechen. Pugatschowa baut erste Brücken in den Westen, neben Lindenberg duettiert sie auch mit Joe Dassin, singt mit Abba.

Heute werden ihre Liebschaften vom Boulevard mit einer gewissen Häme verhandelt, mit Galkin ist sie in fünfter Ehe verheiratet. Aus den Klatschspalten aber hat die Schlager-Primadonna tatsächlich zu einem Schlag gegen Putins Regierung ausgeholt.