AboReportage vom Kottbusser TorEine Nacht auf Berlins härtestem Platz
Armut, Dealer, Obdachlosigkeit: Der «Kotti», Kulisse vieler Rapsongs, ist zugleich Schandfleck und Hotspot der Stadt. Unsere Autorin hat sich hingesetzt und zugehört.

U8, Samstag, kurz vor 20 Uhr. Ein Tetrapack mit der Aufschrift «Ice Tea Kirsche» wird in einer Gruppe Jugendlicher in der U-Bahn herumgereicht. Inhalt ungewiss. Es folgt eine Shotrunde Berliner Luft, ein Pfefferminzlikör. Dann Rosé-Prosecco für die Girls. «Wo steigen wir aus?», fragt die junge Frau, den Prosecco mit blau angemalten Fingernägeln umklammernd. Sie schlägt auf ihrem Sitz die Beine übereinander, sodass sich ihre Netzstrümpfe unter den zerrissenen Hosen am Knie spannen. «Am Kotti», antwortet ihr der Junge und nimmt noch einen Schluck «Ice Tea».