Miniaturen des AlltagsEine Maus kommt selten allein
Es gibt von allem ein Zuviel. Das gilt auch für den Kontakt mit süssen Mäuschen.
Ich mag Tiere sehr. Mit Ausnahme der üblichen Verdächtigen wie Spinnen, Mücken oder Zecken. Ich mag sogar Mäuse. So einem süssen Hausmäuschen mit braunem Fell und Knopfaugen könnte ich niemals ein Härchen krümmen. Einmal hat uns die Rettung eines solchen Exemplars gar ein nachmittagfüllendes Programm beschert. Beim Kompostumschichten stiessen wir nämlich auf ein Nest der kleinen Nager, und deren panikartiger Auszug aus dem Schlaraffenland endete für eins der Mäuschen fatal. Mit Kopf und Ohren hatte es sich durch ein Loch in der Kompostwand nach draussen gezwängt, der Rest des Körpers aber blieb stecken. Mit einer Handsäge arbeiteten wir uns wie ein Chirurg Millimeter für Millimeter durch die Plastikwand zum Hals des Tierchens vor, um es aus der misslichen Lage zu befreien. Die Rettungsaktion gelang, und die Maus lebte glücklich weiter. Und vermehrte sich rege, wie ich vor kurzem erfahren musste.
Es war schon dunkel, als ich den Hühnerstall kontrollierte. Zehn Hühneraugen blinzelten mir verschlafen zu – und etwa 40 hellwache Mäuseaugen. Ich weiss nicht, wer mehr erschrak, die Mäuse oder ich. Aber ich habe mit Sicherheit lauter geschrien. Denn die Tierchen rannten tumultartig im Stall herum, kraxelten meine Hosenbeine empor und sprangen kniehoch in die Luft.
Mit Besen und Fischernetz versuchten wir, die Nager aus dem Stall zu bugsieren. Doch die Tierchen quetschten sich in jede Öffnung und zwängten sich hinter Futterbehälter. Immer wenn wir dachten, nun hätten wir alle Gesellen erwischt, starrten uns aus einer Ecke zwei weitere Knopfaugen an. Es dauerte Stunden, bis der Hühnerstall wieder mäusefrei und sauber war.
Ich mag Mäuse immer noch. Aber bitte einzeln, nicht als Invasion.
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