Kommentar zum MedienpaketEine informierte Gesellschaft hat einen Preis
Das Medienpaket ist gescheitert. Die Suche nach der Ursache ist nicht nur für die Branche, sondern auch für die Gesellschaft von essenzieller Bedeutung.

Der durchschnittliche Journalist ist kein besonders uneitles Geschöpf. Vielleicht darum hatten viele Medienschaffende im Vorfeld damit gerechnet, dass der Abstimmungskampf zur Medienförderung besonders hitzig werden würde. Vielleicht erinnerten sie sich auch an die grossen Emotionen, welche die No-Billag-Initiative mit ihrer Forderung nach einer Abschaffung der Radio- und TV-Gebühren geweckt hatte.
Doch leidenschaftliche Debatten über den Zusammenhalt des Landes blieben dieses Mal aus, der Abstimmungskampf blieb flau. Und die Argumente, weshalb die vierte Gewalt dringend auf Unterstützung angewiesen sei, verfingen nicht. Die Stimmberechtigten haben das Medienpaket klar abgelehnt (zum Ticker).
Dafür mag es valable Gründe geben. Ziemlich sicher hat das Parlament das Paket in einzelnen Punkten überladen. Und auch der Vorwurf, dass es sich nicht um die visionärste aller Lösung handelte, trifft zu.
«Informierte Bürgerinnen sind bessere Bürgerinnen.»
Dennoch muss uns die Frage beschäftigen, ob lediglich punktuelle Unzulänglichkeiten zur Ablehnung geführt haben oder ob eine tieferliegende Unzufriedenheit mit den Schweizer Medien dafür verantwortlich war. Diese Debatte müssen wir führen – und zwar nicht, um die Eitelkeit einer Branche zu befriedigen, sondern aus staatspolitischen Gründen.
Tatsache ist, dass viele Aspekte unserer direkten Demokratie und unseres alltäglichen Zusammenlebens gefährdet sind, wenn unabhängige Informationen und eine gemeinsame Diskussionsbasis fehlen. Dass viele regionale Zeitungen ohne staatliche Hilfe mittelfristig nicht überleben werden, war keine leere Drohung im Abstimmungskampf, sondern entspricht der Realität.
Wenn sich immer mehr Menschen ihr Weltbild auf sogenannt alternativen Plattformen zusammenzimmern, bedeutet das für unsere Debattenkultur nichts Gutes. Ein Dialog darüber, wie wir uns als Gesellschaft künftig informieren wollen und welchen Preis wir dafür zu zahlen bereit sind, tut not. Denn informierte Bürgerinnen sind bessere Bürgerinnen.
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