Chrome-Browser dominiertEine Google-Monokultur droht
Der Firefox-Browser hat in zehn Jahren 90 Prozent seiner Nutzer verloren, und Apple steht kurz davor, mit dem Safari-Browser auf Platz drei abzurutschen. Gewinner ist Chrome, wo sich eine Dominanz wie zu Zeiten des Internet Explorer abzeichnet.
In einem Jahrzehnt von 30 auf 3 Prozent Marktanteil: Am Niedergang des Firefox-Browsers gibt es nichts zu beschönigen. Die Stimmung bei der Stiftung, die sich fürs freie Web einsetzt, ist entsprechend: «Google Chrome hat den Browserkrieg gewonnen», zitierte das Techmagazin «Wired» kürzlich einen Mitarbeiter der gemeinnützigen Mozilla-Stiftung, die das Surfprogramm seit zwanzig Jahren entwickelt. Ein Ex-Angestellter doppelte nach, es sei nicht damit zu rechnen, dass dieser Asche noch ein Phönix entsteigen werde.
Der erklärte Sieger im Browserkrieg heisst Chrome. Er hat seinen Marktanteil seit 2011 von unter 25 auf 65 Prozent gesteigert – unter dem Vorbehalt, dass die Marktanteile variieren, je nachdem, welcher Analyst sie erhoben hat. Im Trend sind sie sich jedoch alle einig: Google führt mit Abstand, und das nicht nur bei den Desktop-Computern, sondern auch bei den Smartphones und Tablets. Bei Letzteren beträgt der Marktanteil von Firefox sogar weniger als ein Prozent.
2023 könnte es eng für Mozilla werden
Mozilla musste vor anderthalb Jahren 250 Leute entlassen, und ein nächster Einschnitt könnte 2023 erfolgen: Dann läuft der Vertrag mit dem Konkurrenten Google aus, der dafür sorgt, dass bei Firefox dessen Suchmaschine voreingestellt ist. Er beläuft sich auf um die 400 Millionen US-Dollar pro Jahr und ist für den Löwenanteil der Einnahmen verantwortlich. Ob und in welcher Höhe der Deal erneuert wird, bleibt abzuwarten.
Neben Mozilla ist auch Apple in der Defensiven: Der Safari-Browser hat einen Marktanteil von rund 9,8 Prozent und steht bei den Desktop-Usern auf Platz zwei. Mit einem kontinuierlichen Wachstum auf zuletzt 9,5 Prozent setzt Microsoft mit seinem Edge-Browser zum Überholen an: Für den Windows-Konzern zahlt es sich offensichtlich aus, dass er Edge den Nutzern seines Betriebssystems in den letzten Monaten mit allen Mitteln aufgedrängt hat.
Auch in vielen Browser-Alternativen steckt Chrome
Der Vormarsch von Edge ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass auch die Kernkomponenten von Microsofts Browser von Google stammen: Edge basiert auf dem Chromium-Projekt, in dem Google wesentliche Teile seines Browsers als Open Source entwickelt. Die Anpassungen, die Microsoft vornimmt, betreffen hauptsächlich die Benutzeroberfläche und sind eher kosmetischer Natur. Auch weitere alternative Surfprogramme basieren auf Chromium, namentlich der auf den Schutz der Privatsphäre getrimmte Brave-Browser sowie Opera und Vivaldi, die norwegischen Ursprungs sind.
Über das Chromium-Projekt ist Googles Einfluss im Markt noch grösser, als es den Anschein hat – unabhängig sind nur noch Firefox und Apple. Manche fühlen sich an die Zeiten des Internet Explorer zurückerinnert, der so beherrschend war, dass sich Microsoft um die Standards im Web herumfoutieren konnte und den Fortschritt über Jahre behinderte. Das Techmagazin «The Verge» hat schon 2018 festgestellt, dass manche Webentwickler ihre Sites nur noch für Chrome optimieren. Die grössere Gefahr ist indes, dass Google seine Marktmacht nutzt, um Technologien zu forcieren, die dem eigenen Geschäft zuträglich sind. Einen solchen Versuch hat der Konzern der Floc-Technologie unternommen, die das herkömmliche Tracking der Surfer hätte ablösen sollen. Das Projekt wurde mangels Rückhalt in der Werbebranche im Januar beerdigt – doch bei einem nächsten Versuch könnte das anders sein.
Das Web braucht Wahlfreiheit
Für uns Nutzer ist Wahlfreiheit wichtig: Apple und Mozilla setzen sich für den Schutz unserer persönlichen Daten und gegen exzessives Tracking ein. Gerade Apple tut das effektiv – und zumindest der iPhone-Konzern ist nicht gewillt, im Kampf gegen Google die Waffen zu strecken. Jen Simmons, die zum Safari-Entwicklerteam gehört, hat es Anfang Februar auf Twitter auf den Punkt gebracht: «Wollen wir wirklich in einer Welt mit 95 Prozent Chromium-Browsern leben? Das wäre eine furchtbare Zukunft für das Web.»
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Für die Vielfalt im Web sollten wir alle Firefox und Safari die Stange halten. Was meines Erachtens noch nicht einmal ein persönliches Opfer erfordert – weil Safari und vor allem Firefox besser und nutzerfreundlicher sind als Chrome.
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