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Vize-Kandidatin Kamala Harris
Eine Frage der Identität

«Ich bin schwarz und stolz darauf»: Senatorin Kamala Harris, Kandidatin für die Vizepräsidentschaft.
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Sie ist jetzt wieder da, diese Frage, sie wabert durch die sozialen Medien und taucht in Leserkommentaren auf: Ist Kamala Harris, die demokratische Kandidatin für die Vizepräsidentschaft, schwarz genug?

Wie brisant diese Frage ist, wie sie auch als Angriff gegen Harris eingesetzt wird: All dies zeigt sich nur schon im Wikipedia-Eintrag über die Senatorin. Bereits wenige Minuten nachdem Joe Biden Harris zu seiner Running Mate ernannt hatte, entbrannte auf der englischsprachigen Version der Onlineenzyklopädie eine wütende Debatte unter den Autoren.

Es ging dabei um Harris’ Bezeichnung als «erste Afroamerikanerin» und «erste asiatische Amerikanerin» auf einem Wahlticket, eine Bezeichnung, die von vielen der Mitmachautoren kritisiert wurde. Fast dreihundertmal wurde die Formulierung binnen 24 Stunden überarbeitet.

«Sie ist keine Afroamerikanerin»

Die Kalifornierin ist die Tochter von Einwanderern. Ihr Vater stammt aus Jamaika, ihre Mutter aus Indien. «Kamala Harris ist keine Afroamerikanerin, sie ist Inderin und Jamaikanerin», behauptete Mark Levin, ein bekannter rechtskonservativer Radiomoderator: «Ihre Herkunft geht nicht zurück auf die amerikanische Sklaverei.»

Die «Washington Post» nannte Levins Aussagen «bizarr» und verglich sie mit der rassistischen «Birther»-Theorie über Barack Obama, mit der rechte Kreise – und massgeblich auch Donald Trump – dessen Legitimität als Präsident anzweifelten.

Man konnte ähnliche Töne aber auch am anderen Ende des politischen Spektrums hören: von Stimmen, die Harris’ Herkunft für privilegiert halten und sagen, dass sie die diskriminierenden Erfahrungen vieler Afroamerikaner nicht teile.

Während Harris’ Vater inmitten der Bürgerrechtsunruhen der 1960er-Jahre seine Dissertation schrieb, «wurden wir auf der Strasse mit Wasserwerfern beschossen», twitterte Yvette Carnell von der Gruppe American Descendants of Slavery, die für Reparationen für die Nachfahren der Sklaverei kämpft.

Die politische Sprengkraft

Harris war mit dieser Kritik bereits 2019 konfrontiert, als sie sich selbst für die Präsidentschaft bewarb. In US-Diskussionen über «blackness» werden die Begriffe «schwarz» und «afroamerikanisch» meist synonym verwendet, und auch Harris selbst scheint in ihrem Sprachgebrauch keinen Unterschied zu machen. «Ich bin schwarz und stolz darauf», sagte sie 2019 in einer Radiosendung. «Ich wurde schwarz geboren, und ich werde schwarz sterben.» Wer ihre Identität bezweifle, «versteht nicht, wer schwarze Menschen sind».

Ihre Mutter sei von der schwarzen Community in Kalifornien vom ersten Tag an positiv aufgenommen worden, schreibt Harris in ihren Memoiren, sie habe ihre Töchter stets als schwarze Amerikanerinnen erzogen. Als prägende Zeit nennt Harris jeweils ihr Studium an der Howard University in Washington, der wichtigsten afroamerikanischen Eliteuniversität des Landes. Dort sei ihr bewusst geworden, wie vielfältig das schwarze Amerika sei.

Politisch relevant ist all dies, weil es für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl auch darum gehen wird, mehr schwarze Wähler zur Teilnahme zu bewegen als im Jahr 2016, in dem Trump gewann. Was Harris dazu beitragen kann, ist offen. Bevor sie ihre Bewerbung zurückzog, genoss sie in den Umfragen kaum mehr Unterstützung – weder bei Weissen noch bei Schwarzen.

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