Kolumne «Dorfgeflüster»Ein Völklein gegen das Licht
Als Schattenloch wird Langnau von einigen bezeichnet. Ist das der Grund, warum die Gemeinde immer wieder gegen Lichtverschmutzung ankämpft?
Es klingt nach einem Weihnachtswunder. Jahrelang lagen sich die Gemeinden Langnau und Thalwil in den Haaren, weil die Flutlichter der Sportanlage Brand abends nach Langnau leuchteten und Anwohner sagten, sie könnten dadurch sogar die Zeitung lesen, ohne das eigene Licht einzuschalten. Der Aufschrei in Langnau war gross. So gross, dass Thalwil reagieren musste: Auf der Sportanlage wurden auf halber Masthöhe LED-Leuchten montiert, die weniger hell sind und nur die Rundbahn beleuchten.
Wer denkt, dass es nun ruhiger geworden sei um die Frage der nächtlichen Beleuchtung, irrt. Nur bei den Protagonisten gab es eine bemerkenswerte Rochade: Die ehemaligen Lichterfeinde üben seit neustem den Schulterschluss und kämpfen gemeinsam dafür, dass der Kanton an den Kantonsstrassen ihrer beiden Gemeinden dimmbare Kandelaber in Betrieb nimmt – unterstützt werden Thalwil und Langnau dabei auch von Adliswil.
Das Schattenloch
Nun sagen böse Stimmen, die «Lichtempfindlichkeit» in Langnau komme daher, weil sich die Morgensonne zuerst mal hinter dem Hügel von Gattikon verstecke und sich die Abendsonne beizeiten hinter den Albis verabschiede. Die Sonnenstunden in Langnau seien daher topografisch beschränkt, was eine gewisse Empfindlichkeit nach sich ziehe. Daher komme wohl auch die Bezeichnung Schattenloch.
Als Langnauer kann ich dieser Argumentation nichts abgewinnen. Vielmehr sind wir durch die Nähe zum Wildnispark und zum Sihlwald ein naturverbundenes Völklein, das sich der negativen abendlichen Lichteinwirkung auf die Flora und Fauna vielleicht einfach ein wenig bewusster ist als andere Gemeinden.
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