Fussball-EM der FrauenEin Turnier der Superlative – und trotzdem gibt es Kritik
75’000 Fans beim Eröffnungsspiel, Kleinstadien für andere Teams: Die Frauen-EM in England ist voll von Gegensätzen. Auch im Vergleich mit den Männern. Was Sie wissen müssen.
Wer sind die Titelfavoriten?
Die mit Topspielerinnen gespickten Spanierinnen oder Französinnen? Die Titelverteidigerinnen aus den Niederlanden? Oder doch Heimteam England? Nils Nielsen hat zwei andere Teams ganz oben auf der Liste: Norwegen und Schweden. Bei den Norwegerinnen sieht der Schweizer Nationaltrainer einen grossen Trumpf darin, dass mit Ada Hegerberg eine der besten Stürmerinnen der Welt nach jahrelangem Boykott zurück ist. Gemeinsam mit Caroline Graham Hansen vom FC Barcelona bildet die sechsfache Champions-League-Siegerin mit Lyon eine durchaus furchteinflössende Offensive.
Die Weltnummer 2 Schweden hingegen kommt ohne die ganz grossen Namen aus, auch wenn Fussballerinnen wie Fridolina Rolfö, Filippa Angeldahl oder Magdalena Eriksson auf ihren Positionen zu den Besten gehören. Es ist vor allem das Kollektiv, das die Skandinavierinnen zu den ganz grossen Anwärterinnen auf den Titel macht. Nielsen findet: «Sie haben kaum Schwächen.»
Wird in grossen Stadien gespielt?
Teilweise. Das Eröffnungsspiel zwischen England und Österreich (am Mittwoch um 21 Uhr) beispielsweise findet im Old Trafford von Manchester statt. Im «Theatre of Dreams» geht für die Fussballerinnen tatsächlich ein Traum in Erfüllung, sie werden vor 75’000 Menschen spielen dürfen – die Partie war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Ebenso der EM-Final, dieser findet am 31. Juli im Wembley-Stadion statt.
Für alle 31 Partien sind total rund 720’000 Tickets verfügbar, noch vor dem Eröffnungsspiel wurden 500’000 abgesetzt. Bei der letzten EM 2017 in den Niederlanden kamen total 243’400 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Allerdings kam auch Kritik an gewissen Spielstätten auf. Islands Captain Sara Gunnarsdottir findet es «peinlich» und «respektlos», dass sie ihre Matchs gegen Belgien und Italien im Manchester City Academy Stadium austragen müssen. Für internationale Spiele sind dort 4700 Plätze verfügbar.
Da haben es die Schweizerinnen besser erwischt. Zwar starten sie am Samstag (18 Uhr) gegen Portugal im ebenfalls vergleichsweise kleinen Leigh Sports Village (8000 Plätze), die Partien gegen Schweden und Norwegen finden dann aber an der Bramall Lane von Sheffield mit einer Kapazität von 30’000 Fans statt.
Wie stehen die Schweizer Chancen?
Als alle Teams der EM-Gruppe C bekannt waren, sagte Nielsen: «Wenn ich zu viel nachdenke, dann sind wir chancenlos.» Neben den mächtigen Schwedinnen wurden der Schweiz mit den Niederlanden die aktuellen Europameisterinnen zugelost, die mit Lieke Martens und Vivianne Miedema im Sturm über eine unheimliche Qualität verfügen. Allerdings gab es zuletzt für die Niederländerinnen einen herben Dämpfer, als sie im ersten EM-Testspiel gegen England gleich 1:5 untergingen.
Gegen die Niederlande sieht Nielsen auch die besten Chancen, um zu bestehen, er hofft, dass es im letzten Gruppenspiel zur Finalissima um den Viertelfinaleinzug kommt. Dafür ist ein Sieg zum Start gegen das dank Russlands Ausschluss nachgerückte Portugal Pflicht. Im Tor der Portugiesinnen steht übrigens mit Servettes Ines Pereira eine Super-League-Legionärin. Sollten die Schweizerinnen die Überraschung schaffen und tatsächlich in den Viertelfinal einziehen, dürfte dort mit grosser Wahrscheinlichkeit Frankreich warten.
Wo gibt es die Spiele zu sehen?
Das Schweizer Fernsehen SRF zeigt alle 31 EM-Partien live. Neben allen Schweizer Spielen ist während der Vorrunde eine Partie pro Tag auf SRF 2 zu sehen, die restlichen Matches laufen im Livestream auf der Website. Ab der K.-o.-Runde laufen dann alle Spiele auf SRF 2. Weltweit sollen die Partien in 195 Ländern übertragen werden, die Organisatoren rechnen mit rund 250 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern.
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Wie bei den Männerturnieren üblich, sind auch für die anstehende Frauen-EM einige Public Viewings organisiert worden. Die Berner Gruppe «Kollektiv EM 2022» hat auf ihrem Instagram-Account namens «em22_grossmachen» eine Liste veröffentlicht, welche Lokale in Bern ein Public Viewing anbieten. Behördliche Ausnahmeregelungen gibt es auch in Zürich und Basel, sodass für die Frauen-EM die gleichen Richtlinien gelten wie bei einer WM oder EM der Männer. So organisiert in Basel beispielsweise das Didi Offensiv Public Viewings, in Zürich unter anderem Frau Gerolds Garten oder das GZ Schindlerguet – zumindest für die beiden Gruppenspiele gegen Schweden und die Niederlande.
Und wie sieht es finanziell aus?
Total 16 Millionen Euro schüttet die Uefa an der diesjährigen Europameisterschaft in England aus. Damit hat der europäische Fussballverband das Preisgeld im Vergleich zur letzten Ausgabe 2017 verdoppelt – dennoch ist es weit entfernt von den 331 Millionen, die letztes Jahr bei der Männer-EM bezahlt wurden.
Als Startgeld erhalten alle teilnehmenden Teams 600’000 Euro, für jeden Sieg während der Gruppenphase gibt es 100’000 Euro, für ein Unentschieden immerhin die Hälfte davon. Der Viertelfinaleinzug ist 205’000 Euro wert, die Halbfinalisten erhalten weitere 320’000 Euro. Wer es in den EM-Final schafft, hat eine zusätzliche Zahlung von 440’000 Euro garantiert – wer den Titel holt, erhält neben dem Pokal noch mal 220‘000 Euro obendrauf. Im besten Fall kann ein Team also 2,085 Millionen Euro einspielen.
Auf der Habenseite rechnet der britische Fussballverband FA damit, dass an den neun Austragungsorten total 63 Millionen Euro umgesetzt werden.
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