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Kampfwahl im Gemeinderat Uetikon
Ein Rechter und ein Linker duellieren sich um den Sitz im Gemeinderat

Duell in Uetikon (von links): Thomas Breitenmoser (FDP) und Valentin Peer (Grüne) kandidieren für den freien Sitz im Gemeinderat.
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Wer Gemeinderat werden will, möchte mitgestalten, etwas verändern: Wo drückt Sie in Uetikon der Schuh, dass Sie sich für dieses Amt bewerben?

Breitenmoser: Mich drückt der Schuh nirgendwo. Ich möchte einfach mein Wissen zur Verfügung stellen. Die nächsten Jahre werden vom Projekt «Chance Uetikon» geprägt sein. Dieses hat eine Grössenordnung, die für eine Gemeinde wie Uetikon eine grosse Herausforderung ist.
Peer: Ich würde gerne mitgestalten. In Bezug auf das Chemieareal habe ich den Eindruck, dass mit einer weitsichtigen Planung noch viel mehr zu gewinnen ist.

Was bringen Sie mit, das Sie in dieser Ersatzwahl für den Gemeinderat qualifiziert?

Breitenmoser: Mit dem Rücktritt von Hans Gantner geht dem Gemeinderat wichtiges Finanzwissen verloren. Ich bin seit über 30 Jahren im Finanzbereich tätig und erfülle damit die Stellenbeschreibung eines Finanzvorstehers. Ausserdem verfüge ich über die nötige Führungserfahrung und kann komplexe Geschäfte umsetzen.
Peer: Mich qualifiziert die langjährige Erfahrung in der politischen Auseinandersetzung. Ich engagiere mich seit vielen Jahren vor allem in Umwelt- und Sozialthemen. Auslöser für mein kommunales Engagement war ein runder Tisch im Jahr 2015 zu Tempo 30 in Uetikon. In der Folge gab es zwei oder drei Sachthemen im Dorf, an denen ich mich als Mitglied der Lobby für Uetikon beteiligt habe.

Sie kandidieren, ohne zu wissen, welches Ressort Sie erhalten werden. Bei welchem müssten Sie passen?

Breitenmoser: Es handelt sich um die Ersatzwahl des Finanzvorstehers. Ich denke, ich habe intakte Chancen, dieses Ressort übernehmen zu können. Selbstverständlich kann ich jeden Bereich übernehmen und trotzdem mein Finanzwissen in die Kollektivbehörde einbringen.
Peer: Sollte ich gewählt werden, gehe ich nicht davon aus, dass man mir als Grünem die prestigeträchtigen Finanzen anvertraut. Ich kann jedes Ressort übernehmen, auch das Bauamt oder die Sicherheit.

«Sechs Bürgerliche, von denen keiner je nach links der Mitte schielt, sind einfach zu viele.»

Valentin Peer (Grüne)

Einmal Grün, einmal Blau: Welche Rolle spielt für Sie die Parteicouleur, wenn es um eine Kollegialbehörde geht?

Peer: Sie spielt innerhalb der Behörde eine geringe Rolle. Wichtig ist sie aber für den Meinungsbildungsprozess. Die linke Seite ist heute im Gemeinderat nicht vertreten.
Breitenmoser: Das stimmt so nicht. Die Lobby für Uetikon ist mit Marianne Röhricht vertreten. Aber ich teile die Einschätzung, dass die Parteizugehörigkeit nicht das Wichtigste ist. Es geht vor allem um Sachthemen.
Peer: Im heutigen siebenköpfigen Gemeinderat stellt die FDP drei und die SVP einen Sitz. Von den drei Parteilosen sind zwei dem bürgerlichen Lager zuzurechnen. Sechs Bürgerliche, von denen keiner je nach links der Mitte schielt, sind einfach zu viele.

Lassen Sie uns über das Projekt «Chance Uetikon» sprechen. Welche Vision schwebt Ihnen vor, um das neue Quartier am See und das Dorf miteinander zu verbinden?

Breitenmoser: Mit einer Passerelle, aber viel mehr ist baulich kaum machbar. Im Dorf haben wir mit dem Riedsteg schon ein Zentrum, das belebt sein will. Ich anerkenne den Erfolg der Lobby für Uetikon, dass wir eine 750 Meter lange Ruhezone bekommen.
Peer: Ich sehe es etwas anders. Mit der
Neugestaltung des Chemieareals gibt es eine Attraktivitätssteigerung für ganz Uetikon. Je nach Nutzungskonzept für den Düngerbau wird es durchaus gute Gründe geben, dass die beiden Dorfteile enger zusammenwachsen.
Breitenmoser: Ich würde da von Beleben und nicht von Zusammenwachsen sprechen. Die terrassenförmige Geografie macht viel aus. Uetikon ist für mich ein wunderbares Dorf, dessen Zentrum auf einer Anhöhe liegt.

Thomas Breitenmoser (FDP), Jahrgang 1968, Leiter Investment Controlling / Consulting bei Complementa Investments AG Schweizer Pensionskassen.

Vor kurzem nahmen Kanton und Gemeinde Stellung zu den fast 400 Anträgen, die zum Gestaltungsplan eingegangen sind. Wie schätzen Sie den aktuellen Planungsstand ein?

Peer: Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden. Das Beteiligungsverfahren hat es mit sich gebracht, dass wir uns zu 90 Prozent einig sind. Der Seeuferpark ist ein grosser Gewinn. Fragwürdig finde ich hingegen, dass die Gewerbeschule nun eng an den Düngerbau anschliessen soll. Wir fordern mit einem Platz zwischen den beiden Gebäuden eine freie Sicht auf die prächtige Südostfassade.
Breitenmoser: Ich sehe wenig Optimierungsbedarf. Priorität hat jetzt, einen Investor zu finden, der etwas Gutes und Nachhaltiges baut und bereit ist, dafür einen guten Preis zu zahlen. Seiner Kreativität soll jetzt freier Lauf gelassen werden.

«Ein Investor muss eigene Interessen einbringen können, das kann man nicht schönreden.»

Thomas Breitenmoser (FDP)

Die Rede ist von 30 Investoren, die Angebote machen wollen. Was ist Ihnen bei der Vergabe wichtig?

Breitenmoser: Mir ist wichtig, dass der Investor seriös ist und was er vorhat mit dem Areal.
Peer: Ich möchte einen transparenten Wettbewerb unter den Investoren, damit in der Bevölkerung breit abgestützt ist, wer über lange Zeit Partner der Gemeinde sein wird.
Breitenmoser: Ich würde hier nicht von einem Partner sprechen. Ein Investor muss eigene Interessen einbringen können, das kann man nicht schönreden. Und vergessen wir nicht: Der Düngerbau mit 2400 Quadratmeter Nutzfläche soll zum Teil kulturell genutzt werden. Das kostet wahrscheinlich Geld. Auch deshalb brauchen wir einen zuverlässigen Investor.
Peer: Eine Beteiligung der Investorin beim Düngerbau finde ich wünschenswert, damit die Konzepte zusammenpassen. Der Wohnungsteil und der Düngerbau müssen aus einem Guss sein. Meine Vision: eine hohe Nutzungsvielfalt inklusive Läden, um möglichst vielen Leuten aus dem neuen Quartier und dem Dorf einen Grund zu geben, sich dort aufzuhalten.

Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit von Gemeinde und Kanton ein?

Peer: Der Kanton hat ein konkretes Ziel: Die Kantonsschule soll bis 2028 bezugsbereit sein. Darum ist der Kanton der Gemeinde planerisch voraus. Wir überlegen noch, was wir mit unserer Hälfte des Areals genau wollen. Mit dem Masterplan und dem Gestaltungsplan sind wir schon weit gekommen. Ich habe das Gefühl, dass der Kanton der Gemeinde auf Augenhöhe begegnet. Aber manchmal geht er schon forsch vor, wie zum Beispiel bei der Berufsbildungsschule, die aus Stäfa hierher verlegt wird.
Breitenmoser: Ich sehe das etwas anders. Als Gemeinde gewinnen wir 750 Meter Seezugang. Ohne den Kanton wäre das nie möglich gewesen. Der wichtigste Teil, nämlich der Gestaltungsplan, steht, wohlgemerkt unter Einbezug der Bevölkerung. Dass der Kanton seine Interessen verfolgt, darf man ihm nicht vorwerfen. Er ist sehr kooperativ, hat zu jedem Einwand Stellung genommen und nimmt Rücksicht auf unsere Interessen.

Valentin Peer (Grüne), Jahrgang 1968, Kulturmanager. 

Eine letzte Frage: Was brennt Ihnen jetzt noch unter den Fingernägeln?

Breitenmoser: Es geht beim Chemieareal darum, wie wir dieses Projekt finanziell absichern können. Ich betone es noch einmal: Es handelt sich um eine Ersatzwahl, bei der ein FDPler zurücktritt. Damit verliert der Gemeinderat an Finanzwissen.
Peer: Die FDP ist nicht das einzige Mass für Finanzfragen. Es ist klar: Die Gemeinde muss mit «Chance Uetikon» reüssieren. Es kann nicht sein, dass wir am Schluss auf einem Schuldenberg sitzen, weil wir falsch geplant haben.