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Legendäres Kentucky Derby
Ein Pferd überrascht alle, Trump lässt Dollarscheine regnen

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Am Samstag fand wieder das berühmteste Pferderennen der Welt statt. «Das Kentucky Derby ist dekadent und verkommen», stand einst über einem Artikel, der seinen Autor später so bekannt machte, dass Hollywoodstar Johnny Depp einen Film über ihn drehte («Fear and Loathing in Las Vegas»). 52 Jahre später ist die Strahlkraft des Derbys ungebrochen: 150’000 Zuschauer, ein Donald Trump, der es Dollarscheine regnen lässt, und der zweitgrösste Aussenseitersieg seiner 147-jährigen Geschichte prägten die jüngste Auflage.

Rich Strike heisst das Pferd, das nach eineinviertel Meilen in Louisville als erstes ins Ziel läuft, «plötzlicher Geldsegen». Der Name könnte passender nicht sein. Weil er perfekt zu diesem Anlass passt, wo sich der Geldadel der USA jeden ersten Samstag im Mai trifft. Und natürlich wegen der Einkünfte, die der Vierbeiner allen beschert, die mit ihm zu tun haben: den Wettern, die sich von einer Gewinnquote von 80:1 nicht abhalten liessen. Und dem Besitzer sowieso.

Die Sensation ist perfekt: 80:1-Aussenseiter Rich Strike läuft nach 2:02,61 Minuten als Erster ins Ziel.

Für schlappe 30’000 Dollar hatte Rick Dawson Rich Strike letzten Herbst erworben, 1,86 Millionen brachte das Tier dem Mann aus Oklahoma nun allein an Siegprämien ein. Dabei hätte der Dreijährige, 2022 zuvor sieglos, eigentlich gar nicht starten sollen. Er war erst am Freitag ins Starterfeld gerutscht, weil ein Konkurrent im letzten Moment zurückgezogen wurde.

«Auf welchem Planeten sind wir?»

Er benötige jetzt eine Herz-Lungen-Animation, witzelte Trainer Eric Reed schon da gegenüber Reportern. Am Samstag nach dem Zieleinlauf klappte er dann folgerichtig tatsächlich zusammen. Derweil tupfte auf der Tribüne Besitzer Dawson einen noch nicht verheilten Schnitt in seinem Gesicht ab für den Fall, dass die Wunde sich beim überbordenden Jubeln wieder geöffnet hätte.

Gewonnen hatte Dawson in Kentucky zuvor ebenso wenig wie sein Trainer oder sein Jockey. Gemäss eigenen Angaben war er beruflich zuvor im Energiesektor tätig, ist jetzt aber halb pensioniert und besitzt nur fünf Pferde – von denen bloss zwei überhaupt für Rennen trainiert werden. «Auf welchem Planeten sind wir?», fragte der ungläubige Dawson nach dem Triumph. «Ich fühle mich, als sei ich in eine andere Dimension katapultiert worden.»

Behinderung, Doping, Herzinfarkt

Fürs Kentucky Derby ist diese Geschichte fast zu schön, um wahr zu sein. Gerade in den USA steckte der Pferdesport bis Samstagmorgen in einer tiefen Krise. Immer mehr Besitzer aus dem Ausland, insbesondere aus dem arabischen Raum, dominieren den Sport. Tierquälerei und Betrug aller Art kratzen schwer am Image. In Kentucky war der Sieger 2019 wegen Behinderung disqualifiziert worden, 2021 wegen Dopings – ein gutes halbes Jahr nach seiner positiven Probe verstarb Medina Spirit dann überraschend an einem Herzinfarkt.

All das passt schon eher zu jener Welt, die Hunter S. Thompson 1970 in seinem berühmten Artikel beschrieb: «Am Tag des Derbys bietet das Clubhaus einen ganz besonderen Anblick. Zwischen Politikern, Gesellschaftsdamen und Business-Kapitänen taucht jeder prätentiöse Volltrottel aus einem Umkreis von 500 Meilen in Louisville auf, um sich volllaufen zu lassen, anderen auf den Rücken zu klopfen und überhaupt irgendwie aufzufallen.»

Auffallen um jeden Preis: Zwei Fans geniessen den Renntag.

Es erstaunt nicht, dass auch ein zweibeiniger ehemaliger Aussenseiter das Derby für einen Auftritt nutzte. 75’000 Dollar pro Kopf kostete gemäss «New York Times» ein Fundraiser-Ticket, um an der Seite von Donald Trump den Sieg von Rich Strike zu verfolgen. Wie die Zeitung berichtet, ist der frühere Präsident am Renntag gelegentlich aus seiner Suite getreten, um sich der Menge zu zeigen. Einmal habe er ein paar Dollarscheine auf die tiefer gelegenen Tribünen geworfen.

Sammelt Spenden und verteilt Noten: Bei 75’000 Dollar pro Ticket für seine Gesellschaft kann es sich Donald Trump leisten, ein paar Geldscheine ins Publikum zu werfen.

Diese Pointe hätte nicht einmal Hunter S. Thompson gewagt. «Jetzt ist sogar der Gewinner des Kentucky Derby ein Junkie», meinte Trump nach dem Doping-Skandal in Kentucky 2021. Was für einen Unterschied doch ein Jahr macht.

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