Drei Punkte im AbstiegskampfEin FCZ-Befreiungsschlag mit einem Hauch von Tränengas
Das 3:0 des FC Zürich über Lugano müsste das Ende der Zürcher Abstiegsängste bedeuten. Die Spieler sind erleichtert – und loben ihre Fans, die sich gegen den Willen der Polizei vor dem Stadion versammelten.
Vieles ist eine Frage der Perspektive. Und oft machen ein paar Meter Luftlinie Abstand einen riesigen Unterschied. Wenn sich rund 400 Fans des FC Zürich vor dem Letzigrund versammeln, kann das die Polizei draussen auf der Badenerstrasse in Pandemiezeiten für falsch halten. Und die Spieler des FCZ drinnen können zugleich ganz ergriffen sein ob der Treue ihres Anhangs.
Marco Schönbächler etwa. Der Clubveteran mit jetzt 350 Pflichtspielen für den FCZ in den Beinen sagt nach dem 3:0-Sieg gegen den FC Lugano: «Es gibt nicht viele Clubs, die von sich behaupten dürfen, so gute Fans zu haben.» Klar, die Tränengasschwaden, die beim Einspielen ins Stadion gezogen seien, empfand er als «nicht so angenehm». Aber die Unterstützung danach? «Fantastisch.»
Natürlich kann nicht ganz geklärt werden, ob es wirklich am Anhang vor dem Stadion liegt. Oder ob die Spieler des FCZ vielleicht ganz von allein verstanden haben, dass im Abstiegskampf Konzentration und Ernsthaftigkeit gefragt sind. Auf jeden Fall leisten sich die Zürcher für einmal keine kleinen Nickerchen zwischendurch. Und sie werden auch nicht genügsam, als sich das Wettkampfglück auf ihre Seite neigt.
Die Hilfe des Video-Assistenten
Das tut es in der 38. Minute. Bis dahin ist die Partie so unterhaltsam wie der Besuch in einem Aquarium, bei dem das Wasser ausgelassen ist. Aber dann kommt Toni Domgjoni nach einem Schönbächler-Freistoss zum Abschluss, Mijat Maric wirft sich in den Schuss – und dann meldet sich der Videoassistent. Maric ist mit dem Arm am Ball.
Für Lugano-Trainer Maurizio Jacobacci eine Szene, in der «eher kein Penalty gepfiffen werden sollte». Schiedsrichter Stefan Horisberger sieht es mit Blick auf den TV anders und gibt den Elfmeter. Es ist der erste VAR-Entscheid des Nachmittags zugunsten der Zürcher. In Minute 54 kommt der zweite. Jetzt ist es ein Halten gegen Nathan im Strafraum der Tessiner, das erst auf den Bildschirmen entdeckt wird.
Zweimal schreitet Antonio Marchesano zum Elfmeterpunkt. Zweimal taucht Sebastian Osigwe in Richtung Haupttribüne. Zweimal wird er vom Zürcher Topskorer bezwungen. Kurz nach dem 2:0 gewinnt Ousmane Doumbia weit in der gegnerischen Hälfte den Ball, lanciert Blaz Kramer – der FCZ führt uneinholbar 3:0.
Dieses Mai-Wochenende schenkt viel Ruhe
Es sind die Tore, die dem ganzen Club enorm guttun. Fünf Punkte beträgt jetzt der Vorsprung auf den Barrageplatz, sieben jener auf Rang zehn. Und weil die Zürcher eine bessere Tordifferenz haben als Vaduz und Sion, besitzen sie zusätzlich so etwas wie einen Bonuspunkt.
Natürlich sagt danach keiner der Zürcher, die Abstiegsgefahr sei jetzt gebannt. Aber vier Runden vor Schluss schenkt das erste Maiwochenende dem FCZ viel Ruhe. Und damit auch die Möglichkeit, die Planung für die kommende Saison anzugehen.
Denn auch wenn das Team eben noch so die Kurve gefunden hat: Der FCZ tut gut daran, sich jetzt damit auseinanderzusetzen, wie er in die nächste Saison steigen will. Trainer Massimo Rizzo lobt nach dem Schlusspfiff zwar die Einheit in der sportlichen Führung: «Ich bekomme die Unterstützung, die im Moment wichtig ist. Es ist ein Miteinander.»
Aber viele Gründe hat die aktuelle Mannschaft samt Trainerteam im Jahr 2021 nicht gesammelt, um zu sagen: Ja, genau so muss es in der kommenden Saison weitergehen.
Als der Schlusspfiff ertönt, wollen sich die Spieler den Fans vor dem Stadion zeigen, werden aber rasch darauf aufmerksam gemacht, dass das vielleicht gar keine so gute Idee ist. So jubeln sie vor der leeren Südkurve.
In einer ersten Version dieser Geschichte stand fälschlicherweise, Marco Schönbächler habe 350 Ligaspiele für den FCZ bestritten. Es sind 350 Pflichtspiele. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.