Ein ehemaliges Folteropfer ist neue UNO-Menschenrechtskommissarin
Die UNO-Vollversammlung hat der Ernennung der ehemaligen chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet zugestimmt.
Als erste Frau an der Spitze des chilenischen Staates hat Michelle Bachelet bereits 2006 Schlagzeilen gemacht – nun wurde sie am Freitag zur neuen Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen gewählt.
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UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte Bachelet am Mittwoch für das Amt vorgeschlagen. Die Entscheidung erfolgte im Konsens der Versammlung von 193 Staaten.
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Sie wurde selbst gefoltert: Die Ex-Präsidentin von Chile, Michelle Bachelet, ist neue UNO-Kommissarin für Menschenrechte. (Video: Tamedia/AFP)
Bachelet sei «Pionierin, Visionärin, eine Frau mit Prinzipien und eine grossartige Anführerin für Menschenrechte in diesen schwierigen Zeiten», teilte Guterres nach der Wahl mit.
Mit Arbeit der UNO vertraut
Als ehemalige Präsidentin der UNO-Organisation für die Gleichberechtigung von Frauen kennt Bachelet die Arbeit für die UNO bereits. Dass die Menschenrechte ihr ein wichtiges Anliegen sind, bezweifelt niemand: In ihrem Heimatland wurde sie während der Diktatur von Augusto Pinochet inhaftiert und gefoltert.
«Da sie selbst Opfer war, bringt sie eine einzigartige Perspektive mit», findet Kenneth Roth, Chef der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. In den 1970er-Jahren hatte Bachelet sich gegen die Diktatur in ihrem Heimatland gestellt und die Folgen des Widerstands erlebt. Bachelets Vater, ein Luftwaffengeneral, wurde 1973 inhaftiert und starb wenig später unter der Folter.
Zusammen mit Mutter inhaftiert
Bachelet selbst wurde 1975 als aktives Mitglied der Sozialistischen Jugend zusammen mit ihrer Mutter im berüchtigten Folterkerker Villa Grimaldi in Santiago de Chile inhaftiert. Nach ihrer Freilassung gelang ihr die Flucht über Australien in die damalige DDR, wo sie ihr Medizinstudium fortsetzte.
1979 kehrte sie mit ihrem einjährigen Sohn nach Santiago zurück und wurde Kinderärztin, durfte diesen Beruf aus politischen Gründen aber nicht ausüben. Als Mitarbeiterin einer Nichtregierungsorganisation kümmerte sich Bachelet um Kinder von Opfern der Pinochet-Diktatur.
Nach dem Ende der Militärjunta wandte Bachelet sich in den 1990er-Jahren verstärkt der Politik zu und arbeitete im Gesundheitsministerium. 2002 kam sie an die Spitze des Verteidigungsministeriums – als erste Frau in Lateinamerika.
Unkonventionell für Chile
Als Bachelet 2006 dann auch noch als erste Frau in Chile Präsidentin wurde, war das in dem lateinamerikanischen Land eine Sensation. Als Sozialistin, Tochter eines Vertrauten des ehemaligen Präsidenten Salvador Allende, alleinerziehende Mutter und Atheistin galt sie im konservativ-katholischen Chile als höchst unkonventionell.
Ungewöhnlich waren auch die Reformen, die sie in ihren beiden Amtszeiten von 2006 bis 2010 und von 2014 bis 2018 durchsetzen konnte: So wurden etwa die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt und Abtreibungen in einigen Fällen legalisiert. Zwischen ihren beiden Amtszeiten war sie Leiterin von UN Women – eine Stelle, die sie einst als «Traumjob» bezeichnete. Ob dies auch für ihren neuen UNO-Posten gilt, muss sich noch zeigen. Roth bezeichnet die Arbeit eines UNO-Menschenrechtskommissars als «einen der schwierigsten Jobs zu einer Zeit, in der die Menschenrechte vielerorts angegriffen werden».
Aus den USA wurden bereits hohe Erwartungen an Bachelet formuliert. Die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, erklärte nach der Nominierung Bachelets, diese müsse «die Fehler der Vergangenheit vermeiden».
Damit dürfte Haley auch den bisherigen Amtsinhaber Zeid Ra'ad Al Hussein gemeint haben – der Jordanier sparte nicht mit scharfer Kritik an der Politik von US-Präsident Donald Trump.
SDA/nag
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