Verheerende Wirbelstürme in den USA«Alles ist weg. Häuser, Geschäfte – einfach weg»
Tornados haben im Zentrum und im Süden der USA eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und zahlreichen Menschen das Leben gekostet. Alleine in Kentucky starben mehr als 70 Personen.
Tornados haben eine Schneise der Verwüstung durch mehrere Bundesstaaten in den USA geschlagen und vermutlich Dutzende Menschen das Leben gekostet. Der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear, sagte am Samstag, er sei sich sicher, dass die Zahl der Toten alleine in seinem Bundesstaat im Südosten der Vereinigten Staaten 70 übersteigen werden. «Sie könnte sogar über 100 liegen.»
Die Nacht zu Samstag sei «eine der härtesten» in der Geschichte des Bundesstaats gewesen. «Ich glaube, dass dies der tödlichste Tornado sein wird, der jemals durch Kentucky gezogen ist.»
Beshear sagte bei einem Besuch im Katastrophengebiet, die Zerstörung in Kentucky sei noch schlimmer als zunächst befürchtet. Die Tornados hätten in dem südöstlichen Bundesstaat über 320 Kilometer hinweg eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. «Alles in ihrem Pfad ist weg. Häuser, Geschäfte, Regierungsgebäude – einfach weg. Teile von Industrieanlagen, Dächer sind in Bäumen. Es ist schwer vorstellbar, dass das überhaupt möglich ist.»
Besonders schwer von den Tornados betroffen ist der Ort Mayfield. Der Gouverneur sagte mit Blick auf das Zentrum der Katastrophe: «Mayfield ist Ground Zero.» Dort wurde eine Kerzenfabrik dem Erdboden gleichgemacht, in der sich nach Beshears Angaben rund 110 Menschen aufgehalten haben sollen. Der Gouverneur sagte dem Sender CNN: «Ich stehe jetzt vor der ehemaligen Fabrik, und das ist ein Ausmass der Verwüstung, das keiner von uns je zuvor gesehen hat.»
Mayfields Bürgermeisterin Kathy O’Nan bestätigte, dass in der Kerzenfabrik wegen der Weihnachtszeit rund um die Uhr gearbeitet worden sei. Die Fabrik gehöre einer Familie aus dem Ort und sei ein wichtiger Arbeitgeber. Zu der Zerstörung in Mayfield sagte die Bürgermeisterin CNN: «Mein Herz ist gebrochen.»
Auch andere Regionen wurden in der Nacht zu Samstag von dem verheerenden Sturmsystem getroffen. CNN berichtete von mehr als 30 Tornados in sechs Bundesstaaten. Aus fünf davon – Kentucky, Missouri, Tennessee, Illinois, Kentucky und Arkansas – wurden Opfer gemeldet. CNN berichtete von insgesamt mindestens 79 Toten. In Illinois stürzte das Dach eines Verteilzentrums des Online-Händlers Amazon teilweise ein, auch dort soll es Tote gegeben haben. Es dürften Tage vergehen, bis das volle Ausmass der Verwüstungen bekannt wird.
Das Sturmsystem ist die jüngste einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen in den USA. Die Vereinigten Staaten litten in diesem Jahr unter verheerenden Stürmen, schweren Überflutungen und grossflächigen Waldbränden. US-Präsident Biden sieht in der Häufung und Heftigkeit der Katastrophen eine Folge des Klimawandels, dessen Bekämpfung er zu einer seiner Top-Prioritäten gemacht hat. Biden wollte sich am Nachmittag zu den Tornados äussern.
Biden sagte den betroffenen Bundesstaaten die Unterstützung der Bundesregierung zu. «Einen geliebten Menschen in einem solchen Sturm zu verlieren, ist eine unvorstellbare Tragödie», teilte der Präsident mit. «Wir arbeiten mit den Gouverneuren zusammen, um sicherzustellen, dass sie alles haben, was sie benötigen.»
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Zug entgleist und rast in Häuser
Die Rentnerin Lori Wooton aus dem Ort Dawson Springs in Kentucky sagte CNN, sie habe den Sturm in einem Schutzkeller ausgesessen. Sie habe Regen gehört «und dann wurde es plötzlich sehr laut, wie bei einem Zug. Und das schien nicht lange zu dauern, aber es war sehr laut. Vielleicht drei, vier Sekunden, dann war es vorbei. Aber als wir dann herauskamen und uns den Schaden ansahen, war es unglaublich, was in diesen drei bis vier Sekunden passiert ist.»
Im Ort Earlington in Kentucky führte der Sturm dazu, dass ein Zug entgleiste und in mehrere Häuser raste. Experten untersuchten, welches Material er geladen hatte und wie viele Menschen in der Gegend verletzt wurden, sagte der Sheriff von Hopkins County, Matt Sanderson, Medienberichten zufolge.
In Edwardsville im Süden von Illinois gingen die Rettungsarbeiten nach dem Teileinsturz eines Dachs des Amazon-Verteilzentrums weiter. Wie viele Menschen sich zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude in dem Ort nahe der Grossstadt St. Louis aufhielten, war zunächst unklar. Die Rettungsarbeiten dauerten an.
Kentuckys Gouverneur Beshear bat US-Präsident Joe Biden um Unterstützung. «Kentucky braucht Bundeshilfe, um auf dieses Ereignis zu reagieren», hiess es in einem vom Gouverneur veröffentlichten Schreiben an Biden am Samstag. Stromausfälle seien weit verbreitet. 17 der 120 Bezirke in dem Bundesstaat seien von der Katastrophe betroffen. Beshear verhängte den Notstand in Kentucky und aktivierte die Nationalgarde, um betroffene Gemeinden zu unterstützen.
Die örtliche Katastrophenschutzbehörde sprach von zahlreichen Opfern. Später teilte die Polizei mit, dass es «bestätigte Todesopfer» gebe. Illinois› Gouverneur JB Pritzer sagte, er bete für die Menschen von Edwardsville. Amazon-Sprecher Richard Rocha sagte, der Konzern prüfe die Situation.
In Arkansas kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Unter ihnen war ein Bewohner eines Pflegeheims der Stadt Monette. 20 weitere Pflegeheim-Bewohner, die zunächst in dem stark zerstörten Gebäude eingeschlossen waren, konnten später von den Rettungskräften befreit werden. In Tennessee starben mindestens zwei weitere Menschen, wie ein Vertreter des örtlichen Katastrophenschutzes örtlichen Medien mitteilte.
Biden verspricht Hilfe
Biden sagte den von den Tornados betroffenen Bundesstaaten am Samstag Hilfe zu. «Ich verspreche Ihnen, was auch immer benötigt wird, die Bundesregierung wird einen Weg finden, es zu liefern», sagte der Präsident bei einem kurzfristig anberaumten Auftritt in Wilmington (Delaware). Biden stimmte am Samstag einer Notstandserklärung für den Bundesstaat Kentucky zu, der am schlimmsten von den Tornados heimgesucht wurde. Damit wird Hilfe des Bundes beschleunigt. Der Gouverneur hatte zuvor bereits den Notstand in Kentucky verhängt und die Nationalgarde aktiviert.
Biden sagte, es sei noch nicht klar, welche konkrete Rolle der Klimawandel bei der jüngsten Katastrophe gespielt habe. Die Erderwärmung trage aber zu Wetterextremen bei. «Also müssen wir handeln.» Oberste Priorität habe derzeit aber, «dass wir jeden retten müssen, der noch am Leben ist». Angesichts der Katastrophe wirf Biden seine Landsleute zur Geschlossenheit auf. «Wir werden das gemeinsam durchstehen», sagte er. «Dies ist einer der Momente, in denen wir weder Demokraten noch Republikaner sind.»
Biden stellte einen Besuch im Katastrophengebiet in Kentucky in Aussicht. Er sagte aber, er wolle damit warten, bis er die Rettungsoperationen nicht behindere. Gemeinsam mit First Lady Jill Biden bete er für die Opfer und deren Angehörigen.
red/
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