Drama um Adrian LehmannSchweizer Marathonläufer erleidet einen Herzinfarkt
Der 34-Jährige wollte am Sonntag in Zürich starten, wurde aber abrupt gestoppt. Lehmanns Zustand ist stabil, er wird ärztlich überwacht.
Er steckte mitten in seinen letzten Vorbereitungen zum Zürich Marathon vom Sonntag, dann passierte es: Der Langenthaler Adrian Lehmann, Gewinner des Schweizer-Meister-Titels an der letztjährigen Austragung, erlitt einen Herzinfarkt. Wie seine Angehörigen per Communiqué mitteilen, konnte der 34-Jährige dank Nothilfe vor Ort zeitnah medizinisch versorgt und hospitalisiert werden. Sein Zustand sei stabil, er bleibe aber bis auf weiteres im Spital und ärztlich überwacht. Weitere medizinische Schritte würden laufend beurteilt, Prognosen zum Verlauf seien zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich. Zudem baten die Angehörigen um die Respektierung der Privatsphäre, man werde wieder informieren, wenn es die Situation zulasse.
Am Sonntag hatte Adrian Lehmann in Zürich die Verbesserung seiner Bestzeit von 2:11:44 Stunden zum Ziel, um sich möglichst viele Punkte fürs Worldranking und damit einen möglichen Startplatz an den Olympischen Spielen in Paris zu sichern. Jetzt geht es aber nicht mehr um Zeiten, Punkte und Plätze, sondern nur noch um die Genesung.
Es war vor einem Jahr in den Strassen Zürichs eine besonders schöne Geschichte gewesen, weil sich Tadesse Abraham, der Schweizer Marathon-Rekordhalter, ganz in den Dienst von Adrian Lehmann stellte. Abraham machte während 30 Kilometern das Tempo für seinen Freund und stieg dann aus. Lehmann lief danach mit Bestzeit ins Ziel und wurde so zum sechstschnellsten Schweizer.
Als ihn der Schnee bremste
Doch Lehmann hat nicht nur gute Erinnerungen an Zürich. Insbesondere die Austragung von 2016 hat ihm besonders wehgetan. Wie jetzt ging es ihm und einigen anderen Schweizern um die Olympiaqualifikation, damals für die Spiele in Rio. Lehmann hatte damals eigens zwei kenianische Laufkollegen mitgebracht, mit denen er in den Monaten zuvor in Afrika trainiert hatte. Sie sollten ihm die Pace machen.
Das gelang nicht wie gewünscht. An einem kalten Sonntag, wie er jetzt wieder prognostiziert ist, hagelte und schneite es bereits am Start und später wieder. Die Läufer gingen durchnässt ins Rennen – und als die Niederschläge aufhörten, waren die beiden Afrikaner so durchfroren, dass sie aufgeben und unterkühlt ins Spital eingeliefert werden mussten.
Lehmann, der sehr kämpferische Läufer, hielt auf sich gestellt bis ins Ziel durch, wurde in 2:19:17 Stunden Vierter – und vergoss bittere Tränen. Weder die Zeit noch der Rang nützten ihm für Rio viel, seine Emotionalität ob des verpassten Ziels sorgte jedoch für eine riesige Sympathiewelle im Land. Zumal er über Mittag, nur Stunden nach der Kältewelle, im gleissenden Sonnenschein letzte Interviews gab.
Dass es mit Olympischen Spielen schwierig wird, hat sich für ihn nach Rio abgezeichnet. Denn der Weltverband reduzierte das Starterfeld von 150 auf 80. Doch Lehmann gab alles andere als auf. Er steigerte sich damals, im März 2021 und im Vorfeld der Spiele in Tokio, bei einem eigens von Swiss Athletic organisierten Marathon um den Flughafen Bern-Belp um mehrere Minuten.
Er kämpfte gegen einen wüsten Wind an und lief in 2:12:34 ein. Und wieder flossen die Tränen. Diesmal jedoch der Freude. Obwohl ihm noch immer eine Minute fehlte und er auch Tokio verpasste. Er sagte danach trotzig, dafür wolle er 2024 bereit sein. Nun wird auch daraus nichts.
Erinnerungen an Röthlin
Lehmanns Fall erinnert in gewisser Weise an jenen Viktor Röthlins. Dieser erlitt 2009 ebenfalls als 34-Jähriger im Trainingslager in Kenia eine Lungenembolie mit Lungenentzündung. Als Ursache konnte damals eine Thrombose in einer Beckenvene ausgemacht werden.
Röthlin war damals mit einer falschen Diagnose in die Schweiz zurückgeschickt worden – in seinem Zustand hätte er gar nicht fliegen dürfen. Röthlin erholte sich vollständig und wurde 2010 Marathon-Europameister.
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