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Dorfleben Wädenswil
Die Lesegesellschaft ehrt Dichterin Kaléko

Frau in pinkem Blazer spricht gestikulierend in einem Interviewsetting.
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Unlängst jährte sich der Todestag der Dichterin Mascha Kaléko zum fünfzigsten Mal. Die Lesegesellschaft Wädenswil nahm dies zum Anlass, der Lyrikerin einen Abend zu widmen.

Rund sechzig Personen waren in die Stadtbibliothek gekommen, um dem Gespräch zwischen Nicole Dreyfus und der Literaturwissenschaftlerin Jutta Rosenkranz beizuwohnen. Anschaulich zeichneten die beiden das Leben einer hellwachen Frau nach, der bereits 1933, mit 25 Jahren, mit dem «Lyrischen Stenogrammheft» der Durchbruch als Autorin gelang. Das Publikum und die Zeitungen rissen sich um die heiter-melancholischen Verse, die sich um das Grossstadtleben einer jungen Frau drehten.

Ein bewegtes Leben

Frau Rosenkranz, die eine umfassende Biografie Kalékos geschrieben und die Gesamtausgabe betreut hat, gelang es, ein differenziertes Bild der Frühvollendeten zu zeichnen, deren Leben von Anfang an von Migration geprägt war. Bereits 1914, im Alter von sieben Jahren, vertrieb die Angst vor Pogromen die Eltern Mascha Kalékos aus der galizischen Heimat nach Deutschland. 1938 musste Kaléko vor den Nazis in die Vereinigten Staaten fliehen. Man hatte ihr Publikationsverbot erteilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichten ihre Gedichtbände in Deutschland nochmals ein grosses Publikum, doch sie selbst besuchte das Land nur sehr wenige Male. 1960 übersiedelte sie nach Jerusalem. Gestorben ist sie in Zürich, wo sie auf dem jüdischen Friedhof Oberer Friesenberg auch begraben liegt.

Höhepunkt des Abends waren die Tonaufnahmen, in denen Mascha Kaléko ihre eigenen Gedichte las. Von der Autorin mit warmer, schwebender und noch im Alter sehr jugendlichen Stimme vorgetragen, entfalteten die Verse ihre ganze poetische Schönheit. Und allen im Saal wurde klar, dass man nicht bloss einer munter reimenden Stenotypistin zuhörte, sondern einer einzigartigen Lyrikerin, der es trotz schwerer Schicksalsschläge gelungen war, bis zuletzt in einem heiter-tröstlichen Ton über die «zwei Schattenseiten» des Lebens zu schreiben.