Kontroverser WahlkampfhelferWer ist dieser Kampfsport-Flegel an Trumps Seite?
Der US-Präsident ist befreundet mit Dana White, dem Chef der Kampfsportserie UFC. Die rechte Ideologie der beiden wird auch von vielen Stars der Szene geteilt.
Donald Trump liebt die grosse Bühne, das ist weit bekannt. Weniger bekannt in unseren Breitengraden sind seine Verbindungen zum grössten Mixed-Martial-Arts-Veranstalter UFC. Der frisch gewählte US-Präsident nutzt den blutigen Kampfsport hinsichtlich der diesjährigen Wahlen, um auf Stimmenfang zu gehen. Und dies kommt nicht von ungefähr.
In einer Umfrage des Public Religion Research Institute aus dem Jahr 2018, also während Trumps erster Präsidentschaft, haben vier von zehn jungen (15- bis 24-jährigen) weissen Männern angegeben, Trump gegenüber positiv gestimmt zu sein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich der 78-Jährige immer wieder an den Veranstaltungen der UFC blicken lässt. Den Zuschauern wird nachgesagt, sich nicht tiefergehend mit der US-Politik zu befassen, Männer sind in klarer Überzahl, und so ist die Szene für den Republikaner prädestiniert, um Wähler zu gewinnen.
Trump ist aber auch seitens Veranstalter ein gern gesehener Gast. Dana White, UFC-Präsident und der Mann, der diese Organisation gross gemacht hat, ist seit längerem ein enger Verbündeter des ehemaligen US-Präsidenten. White trat auch bei Trumps erster Siegesrede am Mittwochmorgen (Schweizer Zeit) auf – und zeigte seine unbedingte Unterstützung. Dieser über 20-jährigen Männerfreundschaft ging ein Verbot des MMA-Sports voraus.
Im Jahr 1996 äusserte der Senator von Arizona, John McCain, Ansichten, die viele Amtskollegen teilten, als er Mixed Martial Arts als «menschlichen Hahnenkampf» bezeichnete. Diese Aussage trübte das Ansehen der UFC erheblich. Mixed Martial Arts und somit auch die UFC wurden in 36 Bundesstaaten verboten. Zudem wurden sie von Pay-per-View – das kostenpflichtige Streamen von Kämpfen war eine der Haupteinnahmequellen – ausgeschlossen. Inmitten dieser Herausforderungen war die UFC um die Jahrtausendwende verzweifelt darauf bedacht, neue Beziehungen aufzubauen.
Klage im Sex-Tape-Verfahren
Trump sprang im Jahr 2001 als einer der ersten Unternehmer ein und bot seine Örtlichkeiten in Form des Taj Mahal Casino Resort in Atlantic City an. Die neue UFC-Führung um Dana White willigte ein, die Kämpfe wurden zum Erfolg, und die Organisation schaffte es später, ihre Legitimität zurückzugewinnen.
White blieb Trump gefühlt auf ewig dankbar und trat vor den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016, 2020 und 2024 als dessen Wahlkampfredner auf. Im Vorfeld der Wahl 2020 gehörte er sogar zu Trumps Beraterstab. Der ehemalige Präsident soll sich laut übereinstimmenden Medienberichten dafür eingesetzt haben, dass eine Klage gegen White in einem Sex-Tape-Verfahren fallen gelassen wurde. Der UFC-Chef musste lediglich 10’000 Dollar Strafe bezahlen.
Diese Vorwürfe betitelte White damals als «Fake News», und es sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass er diesen Ausdruck gegen die Medien verwendete. Ganz nach seinem engen Freund.
Am Tag vor der diesjährigen Wahl sorgten Trump und White in Pittsburgh für Aufsehen: Trump erklärte, er habe White zur Gründung einer neuen Ultimate-Fighting-Liga geraten, in der Migranten gegen UFC-Champions antreten sollen. Seiner Meinung nach hätten die Migranten eine Chance, da sie «bösartiger» seien als manche der Kämpfer.
Dass sich die Organisation der Ideologie des neuen US-Präsidenten verschrieben hat, wird nicht verheimlicht. Man lädt Trump auch gerne ein, um mit ihm eine knapp 40-minütige Podcastfolge auf Youtube zu stellen, inszeniert sich zusammen an den sogenannten «Fight Nights» oder wird ihm auch eine eigene Episode in der geplanten Dokumentarfilm-Serie widmen. Dass bekannte Kämpfer immer mal wieder Wahlkampfwerbung für Trump betrieben, passt ins Bild. Ebenso, dass White vor rund anderthalb Jahren seine Frau Anne vor laufender Kamera in einem Nachtklub ohrfeigt – ohne Konsequenzen.
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Denn diese Aspekte schaden dem Höhenflug der UFC, die seit 2018 unter anderem vom Sportsender ESPN übertragen wird, keineswegs. Die Organisation und ihr Publikum wachsen und wachsen. Betrug der Jahresumsatz im Jahr 2020 noch 890 Millionen Dollar, waren es 2022 schon 1,4 Milliarden. Immer wieder fanden Kämpfe auf europäischem Boden statt, zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch in Saudiarabien gekämpft.
Vom Oktagon auf die Politbühne
Grosse Mitverantwortung für die Beliebtheit des Sports hat auch der bekannteste Kämpfer der UFC, Conor McGregor. Der Ire, immer wieder aufgefallen mit etlichen Skandalen, hatte zwar seinen letzten Kampf im Juli 2021 – doch er will zurück in das Oktagon. Im vergangenene Juni musste ein geplanter Termin für das Comeback wegen einer Verletzung des Iren abgesagt werden, ein neuer Termin ist noch nicht bekannt. Von der Bildfläche verschwunden ist der 36-Jährige jedenfalls nicht, auch aufgrund seiner politischen Äusserungen.
«Irland, wir befinden uns im Krieg», postete McGregor am Tag der irischen Unruhen im November 2023 auf X. Die von rechtsextremen Teilnehmern geprägten Tumulte entstanden, nachdem das Gerücht aufgekommen war, dass ein Mann mit arabischem Hintergrund die Messerattacke begangen haben soll, bei der drei Kinder und eine Frau verletzt worden waren.
Seine Unzufriedenheit über die amtierende irische Regierung und sein Gefühl, dass diese sich schäme, «irisch zu sein», teilte der UFC-Kämpfer mit seiner Gefolgschaft auf Social Media. Es folgte ein Foto von sich mit der Überschrift: «Irland, dein Präsident!» Doch dass McGregor, der Wladimir Putin einst «eine der grössten Führungspersönlichkeiten unserer Zeit» nannte, wirklich in die Politik will wie einst Tito Ortiz, scheint zumindest fraglich.
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Ortiz, einst erfolgreicher UFC-Kämpfer und Anhänger der QAnon-Bewegung, schaffte es bis zum stellvertretenden Bürgermeister in Kalifornien. Nach einigen Kontroversen trat er aber nach einem halben Jahr wieder zurück. Ein weiteres wirres Beispiel lieferte der ehemalige UFC-Champion B.J. Penn. Der Mann, der alle Covid-Regelungen auf Hawaii abschaffen wollte und dafür als Gouverneur kandidierte, wurde schon in den republikanischen Vorwahlen gestoppt. Seine Niederlage wollte er nicht hinnehmen, obwohl seine Wahlbeschwerde vom Obersten Gericht abgeschmettert wurde.
Es tummeln sich einige Bolsonaro-Fans, Trump-Unterstützer oder auch Russen, die Putins Angriffskrieg auf die Ukraine gutheissen, unter den Kämpfern in den Oktagons der UFC. Rüffel von oberster Stelle? Weit gefehlt.
Dieser Artikel erschien erstmals am 1. Februar dieses Jahres und wurde nun nach Trumps erneuter Wahl zum US-Präsidenten aktualisiert.
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